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Der freiheitliche Generalsekretär meinte gar einen "ungeheuerlichen Vorgang" zu erkennen, würden sich doch die Verlierer der EU-Wahl miteinander einhängen und Brunner nach Brüssel schicken. Die FPÖ-EU-Mandatarin Petra Steger sprach von einem "unwürdigen Schauspiel". Ein Hearing hätte sich SPÖ-Vize-Klubchef Jörg Leichtfried gewünscht. "Posten-Mauscheleien" im Hinterzimmer sollten eigentlich der Vergangenheit angehören.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) begegnete dem mit dem Hinweis darauf, dass man das selbe Prozedere vorgenommen habe wie die Regierung von Werner Faymann (SPÖ). Den Einwand von Leichtfried, dass man mit einer weiblichen Kandidatin wohl bessere Chancen auf ein attraktiveres Ressort gehabt hätte, teilte der Regierungschef nicht. Aufgabenstellung für eine nationale Regierung sei es, einen Kandidaten mit breitem Portfolio aufzustellen. Genau das biete Brunner mit Erfahrungen in den Bereichen Energie, Wirtschaft und Finanzen.
Nehammer schilderte Brunner weiters als kompetent und international anerkannt. Er sei fachlich wie menschlich über die Landesgrenzen geschätzt. Bei der Abschaffung der "kalten Progression" habe Brunner auch bewiesen, große Projekte umsetzen zu können.
Ganz anders sah das Hafenecker, der Brunner einen "Bauchfleck beim Budget" attestierte. Hier hakten auch die NEOS ein. Generalsekretär Douglas Hoyos meinte, über die finanzpolitische Expertise könne man angesichts der aktuellen Zahlen diskutieren. Sein Fraktionskollege Gerald Loacker mutmaßte, dass Brunner wohl kaum Haushaltskommissar werde.
Der designierte Kommissar selbst meinte vor dem Hauptausschuss, seine Nominierung wäre für ihn eine große Ehre mit dem Ziel, an einer Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit mitwirken zu können. Ein explizites Wunschressort nannte er nicht. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kenne seine Fähigkeiten. Er selbst sieht sich am besten im wirtschaftlichen und finanziellen Umfeld aufgehoben. Inhaltlich betonte Brunner vor allem den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit bei gleichzeitigem ökologischen Wandel: "Ein starker Beschäftigungsstandort und erfolgreiche Klimapolitik können durchaus auch ein Erfolgsmodell sein." Einer gemeinsamen Schuldenübernahme gegenüber ist er "äußerst kritisch".
Am Nachmittag nach Ende der Aussprache mit Kanzler und Finanzminister wird der Hauptausschuss mit Koalitionsmehrheit Brunner nominieren. Danach hat er nur noch das Hearing im Europaparlament zu überstehen. Bis zu seinem Amtsantritt - voraussichtlich Anfang November - wird er weiter das Finanzministerium leiten.
Im Hauptausschuss wird am Montag noch eine zweite Personalie entschieden: Andreas Kumin bleibt Richter am Europäischen Gerichtshof (EuGH). Um diese Personalie hatte es hinter den Kulissen länger Tauziehen gegeben. Dem Vernehmen nach soll der Posten im Sideletter der türkis-grünen Koalition dem kleineren Regierungspartner zugestanden worden sein, doch äußerte der unter Türkis-Blau im Jahr 2018 nach Luxemburg geschickte Kumin Interesse an einer weiteren Amtszeit.