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Normalerweise gilt diese ehrfürchtige Stille am Filmset den cholerischen und unausstehlichen Schauspielern. Doch bei Bellucci ist es das Gegenteil. Mit ihrer eleganten Schönheit und ihrem kühlen und unnahbaren Lächeln füllt sie den Raum. "Es machte vieles leichter, dass mein Aussehen für Aufmerksamkeit und Neugierde sorgte", sagte sie einmal in einem Interview. Mehr als 60 Mal erschien sie auf dem Cover internationaler Magazine.
Bellucci hat in Italien - wenn nicht sogar weltweit - den Status einer Ikone. Seit den 1990er-Jahren begeistert sie als erfolgreiche Schauspielerin und machte sich mit ihren Rollen in Filmen wie "Bram Stoker's Dracula", "Der Zauber von Malèna", "Irreversibel" und "Matrix Reloaded" einen Namen. Mit 51 spielte sie an der Seite von Daniel Craig in "Spectre" das älteste Bond-Girl.
Das Repertoire der Italienerin reicht von populären Filmen bis zu Arthouse-Kino. 2002 spielte Bellucci in der Komödie "Asterix & Obelix: Mission Kleopatra" die ägyptische Herrscherin. Im selben Jahr verstörte sie in dem französischen Drama "Irreversibel" von Gaspar Noé Kritiker und Publikum: Durch eine neunminütige, überaus realistische Vergewaltigungsszene mussten sich Macher und Schauspieler den Vorwurf der Gewaltspekulation gefallen lassen. Bellucci spielte in der fesselnden Gewaltstudie von Noé das blutüberströmte Vergewaltigungsopfer.
In Venedig feierte ihr neuester Film "Beetlejuice Beetlejuice" Premiere. In der Horrorkomödie spielt sie die Ex-Frau von Beetlejuice. Bellucci glänzt als die schaurig blasse und schwarz gekleidete Delores mit zugetackerten Narben im Gesicht - Beetlejuice zerstückelte sie, nachdem sie ihn vergiftet hatte. Ihre Rolle in dem Film ist Belluccis größte internationale Kinorolle der jüngeren Vergangenheit. Regie führte ihr langjähriger Partner Tim Burton.
Mit dem US-amerikanischen Filmemacher Burton ist Bellucci seit mehreren Jahren liiert. Zuvor war sie mit dem Filmstar Vincent Cassel verheiratet: 14 Jahre lang waren sie ein Paar und lebten gemeinsam in Brasilien. 2004 und 2010 wurden ihre Töchter Deva und Léonie geboren. Bellucci lebte danach in Lissabon. Mit Burton lebt die Italienerin heute in Paris.
Bellucci - 1964 in der umbrischen Kleinstadt Città di Castello in der Nähe von Perugia geboren - hielt es als Schauspielerin nie dauerhaft in den USA. Immer wieder zog es sie zum italienischen Kino zurück. Durch all ihre Produktionen zieht sich wie ein roter Faden ihr Spiel mit Konventionen und Klischees, die sie dann jedoch gekonnt unterwandert und mit ihnen bricht. Ihrer Schönheit ist sich Bellucci bewusst - und sie setzt diese geflissentlich ein.
Als Jus-Studentin fing Bellucci mit dem Modeln an. Eigentlich, um sich ihr Studium zu finanzieren. Sie arbeitete für Dior, Dolce & Gabbana und Givenchy. 1990 stolperte sie mit einer Produktion des Italieners Dino Risi ins Filmgeschäft. Sie hoffte, als Schauspielerin mehr von ihrer Persönlichkeit einbringen zu können als mit ihrem Beruf als gefragtes Fotomodel.
Auch deswegen lehnte sie vor gut 30 Jahren ein erstes Angebot ab, eines der Bond-Girls zu spielen. Sie wollte nicht die nächste bildhübsche und James Bond hörige junge Frau spielen. Mit 51 Jahren dann setzte sie als mysteriöse und lebenserfahrene Komplizin von 007 ein klares Zeichen. Sie war damit das erste Bond-Girl, das sogar älter als der Agent war - eine bahnbrechende und notwendige Modernisierung der legendären Filmreihe.
Schauspielerinnen wie Bellucci, ausgestattet mit klassischer Schönheit und sinnlicher Ausstrahlung, waren im Hollywood der 1940er- bis 1960er-Jahre Weltstars. Genannt werden dann immer die drei italienischen Filmdivas Sophia Loren, Gina Lollobrigida und Claudia Cardinale. Filmkritiker meinen, Bellucci sei vielleicht ein paar Jahrzehnte zu spät geboren. Die richtigen "Big Points" in der internationalen Filmbranche blieben bei ihr nämlich aus.
Nach ihrem jüngsten Auftritt in Venedig bezeichnete die italienische Regenbogenpresse sie als "Bella Bellucci" - der "Monica-Effekt" wirkt noch heute. Mit 60 Jahren bleibt sie für viele weiter die Schöne. Ihrem Alter blickt sie gelassen entgegen: "Man kann nicht gegen die Zeit, die viel stärker ist als man selbst, kämpfen oder ihr den Krieg erklären. Man muss sich mit ihr einigen, einen Waffenstillstand unterschreiben und hoffen, dass sie einen gnädig streichelt."