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"Beide Ausstellungen fordern uns auf, unsere Beziehung zur Umwelt zu überdenken", fasste Direktorin Gerlinde Riedl die Programmatik der beiden künstlerischen Positionen im Rahmen der Presseführung am Dienstag zusammen. "Wir hatten heuer den bisher heißesten Sommer zu verzeichnen. Diese Dringlichkeit bestärkt uns auch als Museum, unsere Verantwortung mit den Mitteln der Kunst wahrzunehmen." Und so geht man nicht nur staunend durch Duk Hees fluoreszierende, aus riesigen Wasserbecken, einem Aquarium und zahlreichen Robotertieren zusammengestellte Ausstellung, sondern wird stets daran erinnert, welch negativen Einfluss der Mensch auf unser Ökosystem ausübt.
Ihr gehe es in ihren Werken um das Verständnis und die Wertschätzung für die Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur, unterstrich die Künstlerin, die etwa mehrgeschlechtliche Schneckenarten über Lavasteine gleiten und "Klone" des Gehirns des britischen Wissenschafters James Lovelock in Nierenschalen pulsieren lässt sowie das Publikum dazu einlädt, sich in der Installation "Worlds Away" auf Matratzen niederzulassen, um in einer sphärischen Licht- und Klangkulisse den Fokus auf den für das Ökosystem der Meere so wichtigen Phytoplankton zu lenken, den sie zigfach vergrößert über die Wände tanzen lässt.
Die Künstlerin verbinde "wissenschaftliche Erkenntnisse mit poetischer Imagination und verknüpft organische Natur mit romantischer Technologie", erläuterte Kuratorin Barbara Horvath beim Presserundgang. Der Fokus werde vom Menschen hin zur gesamten Ökologie unseres Planeten verlagert, "die es so dringend zu schützen und zu bewahren gibt".
Die Grenzen zwischen Menschsein und Natur verwischt unterdessen die britische Künstlerin Emma Talbot mit ihrer Schau "Talking to Nature" im Ausstellungsraum Garage. Mit ihren kunstvoll auf Seide gemalten Darstellungen von Pflanzen, Tieren und menschlichen Wesen will sie dazu auffordern, die Natur nicht als "bloße Ansammlung von Ressourcen, sondern als Spiegel unserer eigenen Existenz zu betrachten", wie es im Begleittext heißt. In die 14 Meter lange, in Schlangenform drapierte Seidenmalerei "Ghost Calls" hat Talbot auch poetische Miniaturen - wie etwa "Reaching beyond the Surface to find Meaning" - eingearbeitet. Ergänzt wird die große Stoffarbeit von einer Videoarbeit, in der die immer wieder in ihren Arbeiten auftauchende gesichtslose Figur kauernd, kletternd und laufend die epischen Landschaften der Künstlerin erforscht. Eine liebevolle Beziehung zwischen Mensch und Natur.
(S E R V I C E - Ausstellungen "The End Is Where We Start From" von Anne Duk Hee Jordan und "Talking to Nature" von Emma Talbot im KunstHausWien ab 11. September. www.kunsthauswien.com)
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/KunstHausWien/Michael Strasser