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Der auf fünf Jahre angelegte Strukturplan wurde gemeinsam vom Land Wien und der Sozialversicherung im Einvernehmen mit dem Bund beschlossen. In Kraft treten soll er Anfang 2026, erklärte Hacker auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Wiener Landesstellenausschuss-Vorsitzenden der ÖGK, Agnes Streissler-Führer, sowie der Gesundheitssprecherin der Wiener Neos, Jing Hu. Hacker betonte, dass es sich hierbei um kein starres Korsett handle. Man werde den Plan vielmehr jedes Jahr gegebenenfalls adaptieren - dies sei schon alleine aufgrund der rasanten Entwicklungen in der Medizin geboten.
Der Gesundheitsstadtrat betonte, dass die gesamte Gesundheitsversorgung ambulanter werden solle. Einer der "großen "Schwerpunkte" sei der weitere Ausbau der Primärversorgung. Dies gelte nicht nur im Bereich der Allgemeinmedizin, sondern auch im Bereich der Kindermedizin, der Zahnmedizin und der Gynäkologie.
Wichtig sei, dass man auch im Bereich der stationären Versorgung die Veränderungen der Bedürfnisse verstehe: Die Behandlungen würden immer schneller werden, Eingriffe immer weniger invasiv. Die Folge sei, dass Spitalsaufenthalte viel kürzer dauern würden.
Manche, vor allem ältere Patienten, würden aber mehr Zeit brauchen. Daher werde man den Bereich der Akutgeriatrie und -nachsorge (Remobilisation) in den Spitälern ausbauen. 2030 soll es laut Hacker 884 derartige Betten geben - um 500 mehr als derzeit. Die Zahl der rein stationären Betten soll im Gegenzug reduziert werden, und zwar um rund 800. Damit werde es Ende 2030 in den Wiener Fondskrankenhäusern rund 8.400 stationäre Betten geben.
Ausgebaut werden sollen laut Hacker die tagesklinischen Kapazitäten - und zwar um über 50 Prozent, von 650 auf 1.000 Plätze im Jahr 2030. "Wir bauen nicht mehr Spitäler, sondern sorgen dafür, dass die ambulante Versorgung funktioniert", sagte dazu Streissler-Führer. Die ÖGK investiere in die ambulante Versorgung, die Stadt Wien in die stationäre Versorgung, betonte sie das Zusammenspiel. Auch verwies sie auf den wachsenden Bedarf aufgrund der Demografie.
Bis Ende 2030 sollen die regionalen Gesundheitszentren von derzeit 70 auf 169 ausgebaut werden, betonte die ÖGK-Vertreterin. Darunter fallen laut ÖGK Primärversorgungszentren (PVE) (Ausbau auf mindestens 80 Einheiten), Kinder-Zentren (von derzeit elf auf 14), Erstversorgungsambulanzen (EVA), Zentren für Frauengesundheit und Diabetes und Zentren für chronische Schmerzen.
Auch Zentren für Schrittmacher und Schilddrüse, ein Zentrum für ambulantes Operieren, Zentren für Kinder- und Jugendpsychiatrie, für die inklusive Zahn- und kieferchirurgische Versorgung, Wundzentren, ein Gerontopsychiatrisches Zentrum sowie ein Tele-Center COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) stehen am Plan. Ebenfalls kommen sollen ein onkologisches Versorgungszentrum, eine Down-Syndrom-Ambulanz, Zentren für die hämato-onkologische Versorgung und eine Infusionsambulanz.
Kommen wird in Wien auch ein Zentrum zu Postakuten Infektionssyndromen (PAIS) wie etwa Post Covid oder der schweren Multisystemerkrankung ME/CFS. Zur dieser Frage hatte es zuletzt Diskussionen auch in der Bundeszielsteuerungskommission gegeben. Gesundheitsstaatsekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) berichtete Mitte Oktober von "Zweifeln" einzelner Systempartner in der aus Bund, Ländern und Sozialversicherungen bestehenden Kommission. Konkret wurde u.a. der vom nationalen PAIS-Referenzzentrum benannten Bedarf in Frage gestellt, selbst über die Definition von PAIS und ME/CFS bestehe keine Einigkeit, hieß es.
Hacker ist die Debatte bekannt, man werde dennoch an der Einrichtung festhalten. "Es gibt da in der Fachwelt in Wirklichkeit keinen wirklichen Konsens zu diesem Thema, wenn man genauer hinhört", sagte er. "Wir haben lange zugehört und hingehört. Und es gibt auch sehr ernst zu nehmende Stimmen, die sagen, so ein Zentrum braucht es überhaupt nicht." Auch würde teils darauf verwiesen, dass es "ganz viele seltene Erkrankungen" gäbe, "wo die Medizin nicht 100 Prozent alle Antworten hat" - und es daher kein solches Zentrum brauche. "Ich habe das alles sehr wohl gehört, habe das auch sehr, sehr intensiv mit vielen anderen diskutiert und wir haben uns trotzdem entschieden, zu einem Zentrum."
"Was wir nicht wollen, ist, dass in dieser Frage die Privatmedizin Geld scheffelt", meinte dazu Streissler-Führer mit Blick auf die derzeitige schlechte Versorgungslage im öffentlichen Sektor. "Wir wollen, dass es ein Zentrum gibt, wo man mit Vertrauen hingehen kann, wo man weiß, da bekomme ich jetzt eine qualitätsgesicherte Beratung für mein Problem und auch einen Behandlungsweg."
Bei der Gesamtdiskussion gehe es überhaupt nicht um das Verschieben von Kosten zwischen Ländern und den Krankenkassen, betonte Hacker. Sondern es gehe darum, die Probleme "gemeinsam zu lösen". Zur immer wieder geforderten "Finanzierung aus einer Hand" meinte er mit Blick auf die Landesstellenausschuss-Vorsitzende: "Wir sind die gemeinsame Hand."
Das heikle Thema der "Gastpatienten" aus anderen Bundesländern sei in den Planungen berücksichtigt, beteuerte der Gesundheitsstadtrat. Im geplanten stationären Bereich werde man eine Zahl an Gastpatienten in den Wiener Krankenanstalten "im Umfang des österreichweiten Durchschnitts" versorgen, hieß es seitens der Stadt.
Weiter fortgeführt werden soll laut Jing Hu der digitale Ausbau in der Wiener Gesundheitsversorgung: Die Möglichkeit der Terminbuchung über die Hotline 1450 soll auf sämtliche Gesundheitsanbieter in der Stadt ausgedehnt werden. Auch die ärztliche Videoberatung über 1450 werde ausgebaut.






