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Bestätigt sich die Hochrechnung, hätte die FPÖ sowohl mit der Volkspartei als auch mit den Sozialdemokraten eine Mehrheit. Eine Fortsetzung der schwarz-roten Koalition unter Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) dürfte sich nicht ausgehen. SPÖ und ÖVP bräuchten eine der drei anderen Parteien als Partner, hätten mit den NEOS aber nur ein Mandat Überhang, mit den Grünen zwei. Die Grünen liegen laut Hochrechnung bei 6,2 Prozent, die NEOS mit minimalen Gewinnen bei 5,8 Prozent und die KPÖ mit überraschend deutlichen Verlusten von fast zwei Punkten bei 4,3 Prozent.
Entscheidend für den Einzug in den Landtag ist in der Steiermark keine Prozent-Hürde, sondern dass man in einem der Wahlkreise ein Grundmandat erlangt. Grüne, NEOS und KPÖ dürften es in Graz holen.
Insgesamt waren 941.509 Steirerinnen und Steirer aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Neun Parteien standen am Stimmzettel, sechs davon landesweit. Wahlschluss war 16 Uhr.
Der freiheitliche Spitzenkandidat Kunasek hätte das Ergebnis in dem Ausmaß nicht erwartet. Ob er Landeshauptmann werde, würden die kommenden Tage zeigen. Die Freiheitlichen erhalten jetzt automatisch den Regierungsbildungsauftrag. Landesgeschäftsführer Stefan Hermann betonte, ihre Hand sei in Richtung ÖVP und SPÖ ausgestreckt.
Die ÖVP hatte für die Niederlage mit einem Minus von fast zehn Prozentpunkten schnell einen Schuldigen gefunden - den Bundespräsidenten, weil dieser nicht FPÖ-Chef Herbert Kickl den Regierungsbildungsauftrag gegeben habe: "Ich komme mir heute ein bisschen wie das Bauernopfer der Republik vor", klagte Landeshauptmann Drexler und hoffte: "Die Sonne wird uns wieder scheinen." Drexler wird am Montag in der ÖVP die Vertrauensfrage stellen, ist aber hoch motiviert weiter zu arbeiten. VP-Generalsekretär Christian Stocker zeigte sich über das Ergebnis in der Steiermark enttäuscht, sieht die Koalitionsverhandlungen im Bund aber davon nicht betroffen.
Genauso sieht das SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim: "Das ist eine steirische Wahl und ein steirisches Ergebnis." Auf Bundesebene gehe es darum, ein Bündnis der konstruktiven Kräfte zu schmieden. Landesgeschäftsführer Florian Seifter sah als Ursache für das schwache Abschneiden seiner Partei mit einem Minus von fast zwei Prozentpunkten einen nationalen und globalen Trend, der bereits bei der Nationalratswahl zu beobachten gewesen sei. Eine Personaldebatte um Landesparteichef Anton Lang kann er sich nicht vorstellen.
"Das Ergebnis tut einfach nur weh", sagte der Landesgeschäftsführer der steirischen Grünen, Timon Scheuer, in einer ersten Reaktion. Offensichtlich habe die Zuspitzung auf das Rennen um Platz eins eine Situation geschaffen, in der es nicht gelungen sei, mehr Menschen zu überzeugen.
Mit einer "schwierigen bundespolitischen Lage" begründete auch KPÖ-Geschäftsführer Robert Krotzer das enttäuschende Ergebnis der Kommunisten. NEOS-Spitzenkandidat Niko Swatek freute sich über den leichten Zugewinn seiner Partei und meinte, man bleibe die treibende Kraft in der Steiermark.
Inhaltlich eines der herausragenden Themen des Wahlkampfs war das geplante Leitspital. In den von einer Auflassung der eigenen Krankenhäuser bedrohten Gemeinden konnte die FPÖ erdrutschartige Gewinne verzeichnen. In Rottenmann wählten mehr als 63 Prozent freiheitlich, in Schladming rund 51 Prozent. Auch in Bad Aussee reichte es zu Platz eins. Doch selbst in Stainach-Pürgg, wo das neue Leitspital stehen soll, kam die FPÖ mit plus 17 Punkten und fast 30 Prozent Stimmenanteil auf ein starkes Ergebnis.
Die Freiheitlichen "wilderten" auch in den roten Kerngebieten in der Obersteiermark. So holte man etwa in Bruck/Mur oder Judenburg Platz eins. In Kapfenberg und Leoben verpasste man ihn nur knapp.
Wenn es für Landeshauptmann Drexler heute irgendwo Trost gab, dann in seiner Wohnort-Gemeinde Passail. Dort legte die ÖVP ganz gegen den Landestrend rund acht Prozentpunkte zu und holte mit 54 Prozent eine satte absolute Mehrheit.
THEMENBILD - THEMENBILD - Länderporträt Steiermark - Illustration zum Thema "Steirische Landtagswahl 2015": Im Bild der Landtagssitzungssaal, aufgenommen am 21. April 2015, in Graz. (ARCHIVBILD VOM 21.4.2015)