"Lasst meinen Sohn am Leben!"

Vater des entführten Juristen spricht in NEWS über Ängste und mögliche Hintergründe

von
  • Bild 1 von 5

    Der Fundort liegt nahe der Marktgemeinde Königstetten.

  • Bild 2 von 5

    Hier soll eine Jäger die Leiche des Juristen zufällig entdeckt haben.

NEWS: Herr Ingenieur Rebasso, wie und wann erfuhren Sie von dem Drama um Ihren Sohn?
Andreas Erich Rebasso:
Dass ihm etwas zugestoßen ist, wurde meiner Familie erst am Montag der vorigen Woche klar.

NEWS: Drei Tage galt er da bereits als vermisst …
Rebasso:
Fakt ist: Erich war an besagtem Freitag zunächst in seiner Kanzlei gewesen; für den Nachmittag hatte er mehrere Treffen geplant gehabt; unter anderem einen Besuch bei mir und meiner Frau.

NEWS: Aber er hielt diese Verabredung nicht ein. Kam Ihnen das nicht seltsam vor?
Rebasso:
Nein, eigentlich nicht. Mein Sohn arbeitet sehr viel, bis zu 90 Stunden pro Woche. Muss daher häufig private Termine absagen. Weswegen ich zunächst nicht beunruhigt war, als er nicht bei uns erschien. In Sorge gerieten wir erst am Samstag. Da rief mich Erichs Kanzleileiterin an und teilte mir mit, er wäre seit beinahe 20 Stunden nicht erreichbar. Sein Handy: abgeschaltet. Sein Haus: verwaist.

NEWS: Die Mitarbeiterin Ihres Sohnes erstattete sofort eine
Vermisstenanzeige.
Rebasso:
Und gleichzeitig begann meine ganze Familie, in Erichs Freundes- und Klientenkreis nachzufragen, ob er sich bei irgendjemandem gemeldet habe. Die Antwort, unisono: nein. Trotzdem: Echte Angst hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht um meinen Sohn; schließlich war es auch schon früher manchmal vorgekommen, dass er sich in Stressphasen unangekündigt kleine Auszeiten nahm. Also wartete ich auf den Montag – an dem er, davon ging ich aus, sicherlich ins Büro kommen würde.

NEWS: Ein Wunsch, der unerfüllt blieb.
Rebasso:
Leider. Und bald die schreckliche Nachricht: Erich sei Opfer einer Gewalttat geworden. Seine Kanzleileiterin und mein zweiter Sohn Michael hatten nämlich mittlerweile Nachforschungen in der Garage am Georg-Coch-Platz angestellt, Überwachungsvideos ausheben lassen.

NEWS: Was ist auf diesen Filmen zu sehen?
Rebasso:
Dass Erichs Wagen von einem Fremden gelenkt wurde und in unmittelbarer zeitlicher Nähe ein weißes Auto den Ausfahrtschranken passierte. Die Polizei hat daraufhin die zwei Fahrzeuge rasch ausgeforscht.

NEWS: In beiden Wagen befindet sich Blut Ihres Sohnes.
Rebasso:
Damit wissen wir: Er muss von seinen Angreifern verletzt worden sein. Wie schwer, lässt sich allerdings nicht feststellen.

NEWS: Glauben Sie, dass er noch am Leben ist?
Rebasso:
Ich gebe diese Hoffnung nicht auf. Und ja, ich bin bereit, mit seinen Entführern zu verhandeln. Ich bin bereit, mit Erichs Entführern zu verhandeln.
NEWS: Haben bereits Kontaktaufnahmen stattgefunden?
Rebasso:
Es gibt dubiose Figuren, die aus dem Leid meiner Familie Kapital schlagen wollen.

NEWS: Sie haben jetzt eine Täterergreiferprämie in der Höhe von 100.000 Euro ausgesetzt.
Rebasso:
Ja. Für präzise Hinweise, die zur Befreiung meines Sohnes führen. Ich richte mich in diesem Aufruf an die Bevölkerung – und auch an Mitwisser des Verbrechens, denen ich natürlich absolute Vertraulichkeit versichere. Sie mögen sich telefonisch melden, unter meiner Handynummer: 0664/944 28 30.

NEWS: Bislang liegen keine ernst zu nehmenden Hinweise zum Schicksal Ihres Sohnes vor?
Rebasso:
Fest steht: Als er gekidnappt wurde, befanden sich – wie Überwachungsvideos zeigen – mehrere Leute in der Garage. Die Identität einer dieser Personen ist inzwischen bekannt, in Vernehmungen berichtete sie von einem Tumult. Was mich so erschüttert: Keiner der Tatzeugen fand es der Mühe wert, Erich zu helfen – oder die Polizei zu alarmieren.

NEWS: Die alles entscheidende Frage jedoch bleibt: Wer hat Ihren Sohn gekidnappt?
Rebasso:
Ich vermute, dass seine Entfuhrung mit einem Vorfall aus 2007 in Zusammenhang steht. Damals stand Erich mit einem russischen Versicherungsunternehmen in geschaftlicher Verbindung. Wie sich später herausstellte, hatten die Chefs dieser Firma rund 20 Anleger um jeweils 2.000 bis 60.000 Euro betrogen; und bei ihren Transaktionen mit gefälschtem Briefpapier, auf welchem der Name meines Sohnes stand, agiert. Als er von diesen Machenschaften erfuhr, erstattete er selbstverstandlich sofort Selbstanzeige. Nach ausgiebiger Prüfung stellte die Justiz 2008 eindeutig fest, dass Erich total schuldlos in die Causa hineingeraten war. Aber einige der Geschädigten wollten das einfach nicht glauben und begannen, ihn zu bedrohen. Telefonisch und per E-Mail.

NEWS: Die Reaktion Ihres Sohnes darauf?
Rebasso:
Er setzte sich mit den Betroffenen auseinander; versuchte, ihnen durch Vorlage von Urkunden die Wahrheit begreiflich zu machen.

NEWS: Was ihm anscheinend nicht gelang – angeblich soll bis zuletzt in russischen Internetforen über Rachemöglichkeiten an ihm diskutiert worden sein.
Rebasso:
Darüber erfuhr ich erst nach Erichs Entführung. Genauso wie von einer beunruhigenden Begebenheit, die Mitte Juli stattfand: Ein Russe drang damals unangemeldet in seine Kanzlei vor und stieß wüste Drohungen aus.

NEWS: Fühlte sich Ihr Sohn gefährdet?
Rebasso:
Ich denke nicht. Jedenfalls hat er niemals entsprechende Andeutungen gemacht, zu keinem. Erich ist eben eher ein verschlossener Mensch, der wenig über sich selbst redet. Ich weiß,
ich muss auf das Schlimmste gefasst sein.

NEWS: Erzählen Sie ein bisschen mehr über ihn.
Rebasso:
Er beherrscht fünf Sprachen, ist hochintelligent; ein guter Zuhörer, empathisch, extrem fleißig und zuverlässig. Er liebt die Natur und klassische Musik. Und seinen Beruf.

NEWS: Stehen Sie oder andere Familienmitglieder unter Polizeischutz?
Rebasso:
Nein. Und ich gehe auch nicht davon aus, dass solch eine Maßnahme notwendig ware. Aber freilich sind wir alle ständig in Kontakt mit der Gruppe Hoffmann – jenen Kriminalbeamten, die quasi rund um die Uhr unseren Fall bearbeiten und uns seelisch eine immense Stütze sind.

NEWS: Wie verkraften Sie und Ihre Angehörigen überhaupt die entsetzliche Situation?
Rebasso:
Wir befinden uns alle in einem psychischen Ausnahmezustand. Wir hoffen, wir bangen. Fühlen uns einer anonymen Macht ausgeliefert, werden laufend kraftloser. Und müssen auch noch die Sensationsgier mancher Medien ertragen; Berichte lesen, in welchen Erich zum Täter gemacht und verunglimpft wird. Außerordentlich belastet wird dadurch mein zweiter Sohn Michael, ebenfalls Anwalt, der neben seiner Kanzlei nun auch die von Erich führt.

NEWS: Wer gibt Ihnen Trost?
Rebasso:
Erichs Freunde und Mandanten; sie sprechen uns so viel Mut zu in unserem Schmerz. Der – dessen sind wir uns bewusst – noch größer werden könnte. Mein Sohn ist seit fast zwei Wochen verschwunden, noch immer gibt es kein Lebenszeichen von ihm. Ich bin Realist genug, um zu begreifen, dass ich auf das Schlimmste gefasst sein muss. Aber solange ich nicht Gewissheit über sein Schicksal habe, werde ich nicht aufhören, an seine Rückkehr zu glauben. Denn alles andere hieße, ihn aufzugeben.

Weitere Infos zum Fall Rebasso lesen Sie im aktuellen NEWS 32/12!

Kommentare

Oliver-Berg

Hoffentlich wird Herr Rebasso bald gefunden... Ich hoffe im Sinne der Familie, das die Täter, die Herrn Rebasso entführt haben zur Vernunft kommen und Ihn laufen lassen.

Wenn die Berichterstattung darauf hindeutet, das sich ein oder mehrere von den Anlagebetrügern, die Briefpapier von Herrn Rebasso in betrügerischer Art und Weise verwendet haben bzw. ihn als Anwalt vorgeschoben haben stimmt, dann müsste doch ein halbwegs normal denkender russischer Entführer so etwas wie eine Lösegeldforderung als Wiedergutmachung fordern. Ich hoffe, dass die Entführer den Wahnsinn ihrer Tat einsehen und Herrn Rebasso laufen lassen und er geschockt aber zumindest gesund wieder auftaucht.

Selbst wenn man Überwachungskameras in Garagen installiert, kann man solche Verbrechen nicht verhindern sondern lediglich die Spuren rascher verfolgen.

powervomland melden

Kameras auf jede Ecke! Eine Tragödie! Aber was sagen jetzt die Super-Datenschützer, die wegen jeder Kamera auf die Barrikaden steigen. Jede Kamera mehr ist eine gute Sache, jeder Normalo fürchtet sich nicht vor diesen Dingern. Ein solches Verbrechen am hellichten Tag mitten in Wien, und manche schauen weg, bisher unvorstellbar.

freud0815 melden

Re: Kameras auf jede Ecke! die cams stören mich nicht-egal wo auf der welt man sitzt wird man sowieso seit jahren via satelit beobachtet-aber die zugehörigen daten sind etwas anderes-registriert will ich auch net überall sein
wobei man das auch seit jahren ist-in at trotz allem verneinen spätestens seit e card und maestro
alles hat vor und nachteile.

das ist unbegreiflich wie zuvor schon gesagt, bin ich von der statur her eher schmächtig und ich bin mir sicher, dass es ein leichtes wäre mich umzunieten-davor blieb ich bislang trotz einmischen in situationen wo ich hätte wegsehen können verschont. oft reicht es den angreiffern schon wenn jemand laut schreit dass sie aufhören sollen oder man kann immer noch die polizei aus entfernung anrufen. im parkhaus gibts auch die möglichkeit einen mitarbeiter zu rufen...alles nur nicht einfach wegsehen. selbst wenn der mann dreck am stecken gehabt hat, da kann man doch net einfach zusehen und wegfahren wenn es einen *tumult* gibt..

ich wünsch der familie viel kraft und hoffe dass der sohn lebend und wohlauf gefunden wird

Seite 1 von 1