"Bin nicht stolz darauf"

Der Schriftsteller über seinen Lamborghini-Crash, E-Books und seine Ideen

In seinen Lamborghini-Unfall sowie davon, was er von E-Books hält.

von
Thomas Glavinic - Teil 2 - "Bin nicht stolz darauf"

NEWS.AT: Wie kommen dir die Ideen für deine Werke?
Thomas Glavinic: Von selbst. Ich könnte mir nie so einen Roman erarbeiten, indem ich mich hinsetze und überlege, was ich schreiben könnte. Ich habe das bei meinem zweiten Roman, „Herr Susi“, gemacht und der ist auch dementsprechend schlecht geworden. Es kommt halt eine Idee und wenn keine kommt, dann kann ich nichts schreiben.

NEWS.AT: Hast du Angst, dass einmal keine Ideen mehr kommen?
Thomas Glavinic: Nein, ich habe die nächsten drei Romane im Kopf. Also die Angst habe ich eigentlich nicht, obwohl… bring mich nicht auf Ideen (lacht) .

NEWS.AT: Mann könnte ja immer noch darüber schreiben, dass einem nichts einfällt…
Thomas Glavinic: Ja aber die totale Selbstbezüglichkeit ist auch reizlos. Ich möchte grundsätzlich nicht über die Person Thomas Glavinic schreiben. Es ist mir halt zweimal „passiert“ sozusagen.

NEWS.AT: Wie kann man sich Thomas Glavinic beim Schreiben vorstellen? Setzt du dich jeden Tag hin und schreibst konsequent von neun bis 17 Uhr oder…?
Thomas Glavinic: Ja ich schreibe tatsächlich wie ein richtiger Beamter. Jeden Tag nach dem Aufstehen zwei Seiten. Wenn ich die habe, dann ist Feierabend, dann kann ich spazieren gehen. Ich höre mitten im Satz auf, weil es so leichter ist, am nächsten Tag wieder anzufangen und reinzukommen.

NEWS.AT: Du hast von drei Romanen im Kopf gesprochen, darf man wissen, worum es geht?
Thomas Glavinic: Nein, nein, nein! Erstens bin ich da abergläubisch und zweitens ist es wirklich für den Arbeitsprozess das Beste, wenn niemand etwas weiß. So geht man geht mit einem kleinen, kreativen Geheimnis herum und lässt es in sich wachsen. Außerdem wäre jede Reaktion die falsche.

NEWS.AT: Und ab wann darf es dann jemand sehen?
Thomas Glavinic: Nach 100 Seiten oder 150 Seiten krieg ich dann meistens die Krise und denk mir, ich bin sowieso der schlechteste Autor und das ist der absolute Schrott, den ich da fabriziert habe. Dann gebe ich meistens ca. 80 Seiten an irgendjemanden, von dem ich weiß, dass er ganz sicher nichts Falsches sagen wird.

Bin nicht stolz darauf

NEWS.AT: Ein anderes Thema: Du hast vor nicht allzu langer Zeit einen nagelneuen Lamborghini geschrottet. Wie fühlt man sich da?
Thomas Glavinic: Man freut sich in erster Linie, dass man es überlebt hat. Aber sonst ist es natürlich sehr unangenehm. Es ist immer unangenehm, wenn man ein Auto zusammenhaut und dann ist es doppelt unangenehm wenn es nicht das eigene ist. Und wenn das dann noch dazu ein unglaublich teures Auto ist, dass es eigentlich noch gar nicht gibt…also ich bin nicht stolz darauf und wäre froh, wenn es nicht passiert wäre.

NEWS.AT: Wirst du jemals wieder in einen Sportwagen steigen?
Thomas Glavinic: Ich hoffe sehr bald. Ich mag Beschleunigung und Geschwindigkeit. Das war bei allem so. Ich habe das Motorrad-Fahren gelassen, weil ich kein Hirn habe. Ich habe das Ski fahren gelassen, nachdem ich mir ein paar Rippen gebrochen habe. Ich bilde mir aber ein, Auto fahren zu können.

NEWS.AT: Du bist sehr aktiv im Web, du bist auf Facebook und hast einen Fotoblog. Wie wichtig ist diese Online-Vernetzung als Autor?
Thomas Glavinic: Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, es macht mir einfach Spaß. Bei meinem Fotoblog fand ich es reizvoll - gerade weil ich in der Öffentlichkeit nichts über mein Leben sagen will -, dass ich auf die Art und Weise Szenen aus meinem Leben zeige - und das total unkommentiert. Es gibt so viele Autoren, die Blogs machen und die irgendwas Kluges über die Welt erzählen. Ich habe überhaupt nichts Kluges über die Welt zu sagen. Das was ich zu sagen habe, schreibe ich in meinen Romanen.

NEWS.AT: Kannst du dir vorstellen, dass deine Bücher einmal nicht mehr in gedruckter Form erhältlich sein werden, sondern nur noch als E-Books?
Thomas Glavinic: Nein, das stelle ich mir nicht gern vor. Ich habe das immer für absurd gehalten, weil ich die Eitelkeit der Menschen nicht unterschätzen möchte. Die Menschen zeigen ja gerne zuhause den Gästen, was sie alles gelesen haben und den Kindle kann man schlecht ins Regal stellen. Aber wer weiß, ich kenne jetzt schon viele Leute, die nur über die Maschine lesen...

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Weiterführende Links:
Thomas Glavinic im Web
Kurzer Ausschnitt des Interviews als Video