Haiders Duzen und Siezen in der Politik:
Konflikte und zerbrochene Seilschaften

Die erbittersten Gegnerschaften von Jörg Haider Politische Konflikte pflasterten seinen Lebensweg

Haiders Duzen und Siezen in der Politik:
Konflikte und zerbrochene Seilschaften

Der langjährige SPÖ-Kanzler wollte vom ersten Tag an mit Haider nicht. Er warf die Freiheitlichen aus der Regierung, als Haider deren Spitze erklommen hatte - und verweigerte trotz des FPÖ-Aufstiegs jede Zusammenarbeit. Bis heute gilt in der SPÖ diese Anti-FPÖ- bzw. -BZÖ-Doktrin. In der ÖVP, die lange Jahre auch eine Koalition mit der FPÖ ausgeschlossen hatte, brach Parteichef Wolfgang Schüssel nach der Wahl 1999 endgültig dieses Tabu, als er sich - auf Platz 3 zurückgefallen - von den Blauen zum Kanzler küren ließ.

Ehemalige Weggefährten
Heide Schmidt war eine andere politische Wunde Haiders. Von Haider groß gemacht, wollte sie in den 90ern nicht mehr und spaltete sich mit dem Liberalen Forum ab. Bis zu Haiders Tod gab es keine Versöhnung der beiden. Etwas besser war das Verhältnis zu Susanne Riess-Passer, auch wenn sich diese beiden deutlich auseinanderlebten, nachdem Riess-Passer als Vizekanzlerin in die Regierung gewechselt war und immer mehr Eigenleben entwickelt hatte.

In letzter Zeit war Haider vor allem mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zerstritten, der dem BZÖ-Obmann die Abspaltung von den Freiheitlichen nicht verzieh und dem Landeshauptmann quasi vorwarf, an der FPÖ eine Art Mordversuch begangen zu haben. Zuletzt schien sich die Stimmung zwischen den beiden wieder zu verbessern.

Konflikt mit Slowenen
In Kärnten konnte Haider mit Rudi Vouk gar nicht. Der Vertreter des Rats der Kärntner Slowenen hatte das VfGH-Urteil zu den Ortstafeln ausgelöst und wurde vom Landeshauptmann stets als radikaler Raser hingestellt. Ebenfalls kein tragbares Verhältnis entwickelten Haider und die mittlerweile ehemalige Kärntner SPÖ-Chefin Gaby Schaunig zueinander.

Ständig in Konflikt lebte Haider mit dem Verfassungsgerichtshof, vor allem seit dessen Ortstafel-Erkenntnis aus 2001. Auseinandersetzungen gab es mit Präsident Karl Korinek und noch heftiger mit dessen Vorgänger Ludwig Adamovich. Hier ging der Konflikt so weit, dass Haider diesen beim Rieder Aschermittwoch deftig schmähte: "Wenn einer schon Adamovich heißt, muss man sich zuerst einmal fragen, ob er eine aufrechte Aufenthaltsberechtigung hat".

Der Ariel-Sager
Der politische Aschermittwoch hatte es überhaupt immer wieder in sich. Sogar für internationales Aufsehen sorgte Haider, als er Ariel Muzicant verhöhnte: "Ich verstehe überhaupt nicht, wie einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben kann." Der Streit endete vor Gericht.

Ebenfalls die Justiz bemüht wurde im Dauerstreit zwischen Jörg Haider und Werner Doralt. Haider hatte Doralt vorgeworfen, in einen Autobahn-Skandal verwickelt zu sein, woraufhin der designierte Rechnungshof-Präsident seiner Kandidatur zurückziehen musste, wenngleich keinerlei schuldhaftes Verhalten vorlag. Die Gerichte wurden in dieser Causa über Jahre benötigt.

Internatioanle Gegner
International war Haider der ehemalige französische Präsident Jacques Chirac ein Feindbild. Als der Landeshauptmann den Staatschef bei einem Interview anlässlich seines 50. Geburtstages als Westentaschen-Napoleon bezeichnet hatte, dürfte der damalige FPÖ-Chef schon die Basis für die bilateralen Sanktionen gegen die österreichische Bundesregierung unter Schwarz-Blau gelegt haben.

Nie allzu gut stand es um die Kontakte zwischen Haider und der Kulturwelt. Literaturnobelpreis-Trägerin Elfriede Jelinek war eine von vielen, die über Jahrzehnte gegen Haider rhetorisch zu Felde zog. Er war nicht sanfter. 1995 wurde sogar auf FPÖ-Wahlplakaten gegen die Schriftstellerin gewettert. Im Land stellte sich Haider gegen Maler und Bildhauer Cornelius Kolig, den er im Zuge der Debatte um eine Neugestaltung des "Kolig-Saals" im Klagenfurter Landhaus als Fäkalkünstler bezeichnete.
(apa/red)