Spitzentöne
Essl und das
Stück Unsterblichkeit
Jetzt begreift man, was Blümel erreichen wollte: Essl leiht nicht mehr, er schenkt und ist mit dem Bund mehr als quitt
Multitasking-Minister Blümel wird mancherseits des Desinteresses in Kulturbelangen verdächtigt. Ich will mich da nicht einmischen, kann aber festhalten: Wenn es um Geld geht, ist er blitzschnell zur Stelle. Gemeint ist, klarerweise, öffentliches Geld, so wie im Fall der insolventen Sammlerfamilie Essl. Schon unter Blümels Vorgänger wurde Schätzenswertes angebahnt: Die Sammlung bleibt erhalten, Hans Peter Haselsteiner erwarb 60 Prozent und finanziert die Sanierung des baulich und reputativ desolaten Künstlerhauses. Dort wird die Sammlung unter Aufsicht der Albertina ausgestellt. Die restlichen 40 Prozent wollte Essl der Republik als Gegenleistung für die Erhaltungskosten von 1,1 Millionen leihweise überlassen. Kaum bekannt gegeben, stieß das Modell auf Widerstand. Vor allem gegen den effizienten und durchschlagskräftigen Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder und vor allem seitens einer Mitbewerberschaft, die man mit diesen Eigenschaften nicht in Zusammenhang brächte: Schröder habe sich auf dem Weg der Erhaltungskosten quasi eine Subventionserhöhung verschafft. Blümel stellte das Modell schon bei Amtsantritt infrage, und jetzt begreift man, was er erreichen wollte: Essl leiht nicht mehr, er schenkt und ist mit dem Bund mehr als quitt. Eine schmerzliche Entscheidung für den leidenschaftlichen, warmherzigen Sammler, aber am Ende eine Lösung, die allen hilft. Auch Essl - zu einem kleinen Stück Unsterblichkeit.