Spitzentöne
Salut für Helnwein,
den Weltkünstler
Als er 1970 zum Begriff wurde, begann Kreisky gerade mit dem Umbau der österreichischen Provinzrealität
Bei der Umtriebigkeit, derer sich der Tod zuletzt befleißigt hat, wurde der Platz für Glückwünsche knapp. Gottfried Helnwein aber, der soeben seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, darf nicht übersehen werden. Er ist nämlich, was sich viele ohne Legitimation zubilligen: ein Künstler internationalen Formats, der sich auch in das gesellschaftliche Bewusstsein eingeschrieben hat. Als er 1970 zum Begriff wurde, begann Kreisky gerade mit dem Umbau der österreichischen Provinzrealität. Der hiesige Kunstbetrieb befand sich in den Händen rivalisierender Denkschuldirektoren: hier die Abstrakten und die Aktionisten, dort die an Bedeutung verlierenden Phantasten. Dann aber kamen von der "Grafischen" zwei, die der von Fuchs, Hausner und Kollegen in die Altväterlichkeit entrückten Gegenständlichkeit das Leben zurückgaben: Manfred Deix und Gottfried Helnwein provozierten mit überhöhter Realität, die ihre Irritationskraft aus der perfekten Maltechnik bezog. Deix war zum Schreien komisch, Helnwein bildete die finstere Seite ab, den Schmerz, die Gewalt, die Deformation. Seine wut-und qualverzerrten Gesichter brachten den sich entladenden Widerstand einer Generation zur Formel und gelangten auf internationale Titelblätter. Längst in Irland und L.A. ansässig, bildet er heute die stumme Pein entrechteter Kinder ab, so verstörend und jenseits aller Schulen wie immer. Ich gratuliere in sehr, sehr langer Verbundenheit.