"Zu schön, zu jung und zu intelligent":
Hämische Kommentare nach Grasser-Show

Peinliche "Fanpost-Affäre" wird zum Hit auf YouTube Auch ORF jubelt: Rekordquote für "Im Zentrum"

"Zu schön, zu jung und zu intelligent":
Hämische Kommentare nach Grasser-Show © Bild: ORF/Milenko Badzic

Laut den Grünen habe Grasser seine Teilnahme an der "Im Zentrum"-Diskussion nämlich davon abhängig gemacht, dass die Aufdecker in der Causa Grasser, etwa die Grünen-Abgeordneten Gabriela Moser und Peter Pilz oder "Falter"-Journalist Florian Klenk, nicht eingeladen werden. Dies wäre "ein inakzeptabler Verstoß gegen das ORF-Gesetz", schrieb Grünen-Mediensprecher Dieter Brosz in einer Aussendung. Brosz fordert nun eine Antwort vom interimistischen ORF-Informationsdirektor Alexander Wrabetz.

Diese blieb jedoch vorerst aus: Dafür wies "Im Zentrum"-Chef Robert Stoppacher die Kritik der Grünen im "Kurier" zurück: "Bei uns kann niemand Bedingungen stellen. Es ist auch vom zeitlichen Ablauf her gar nicht möglich. Wir hatten Filzmaier, Jarosch und Rosam bereits eingeladen, die Zusage von Herrn Grasser kam erst am Freitag gegen 18 Uhr." Ein externer Journalist wäre bei dieser Diskussion nicht notwendig gewesen, so Stoppacher gegenüber der Zeitung. Moderatorin Ingrid Thurnher sei zudem "hervorragend gebrieft" gewesen und hätte die "exakt richtigen Fragen gestellt".

Update: Nun hat auch ORF-General Wrabetz auf die Anschuldigungen der Grünen reagiert: Die Zusammensetzung der "im Zentrum"-Diskussionsrunde sei nach "journalistischen Kriterien getroffen worden. Von der Redaktion wurde entschieden, keine parteipolitische Runde zu wählen, sondern Karl-Heinz Grasser mit Kritikern und Experten aus verschiedenen Bereichen zu konfrontieren. Dem Objektivitätsgebot wurde auch mit diesem Konzept zweifellos entsprochen", so Wrabetz in einer Stellungnahme auf "derstandard.at". Den Vorwurf des Verstoßes gegen das ORF-Gesetz wies der ORF-General zurück: "Alle drei Diskutanten haben sich in kritischer Form mit dem Thema auseinandergesetzt. Die von Ihnen angesprochenen Abgeordneten zum Nationalrat, Gabriela Moser und Peter Pilz, kamen in der Vergangenheit oft in Sendungen des ORF zu den Vorwürfen gegen Herrn Grasser zu Wort, ebenso zahlreiche andere Abgeordnete verschiedener Parteien. Es wird sicher in der Zukunft Gelegenheiten geben, die Causa mit Vertretern politischer Parteien zu diskutieren."

Pröll: "Behörden haben zu handeln"
Auch Finanzminister Josef Pröll (V), hat die Affäre Grasser mittlerweile kommentiert, wenn auch sehr distanziert. In Zusammenhang mit Grassers Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung erwartet sich Pröll von den Finanzbehörden, dass sie unabhängig von der Person "strikt alle Gesetze vollziehen". Die Behörden hätten zu handeln, so Prölls knappe Antwort auf eine entsprechende Frage am Rande einer Pressekonferenz. Grasser selbst meinte dazu "Im Zentrum" nur knapp: "Es tut mir leid, dass mir das passiert ist".

"Zu schön, zu jung, zu intelligent"
Glaubt man Grasser, wird ihm trotz aller Vorwürfe und Kritik nach wie vor große Bewunderung zuteil. "Sie sind für diese abscheuliche Neidgesellschaft zu jung als Finanzminister gewesen, zu intelligent, zu gut ausgebildet, aus zu gutem wohlhabenden Haus, zu schön und was für alles der Punkt auf dem i ist: auch noch mit einer schönen und reichen Frau verheiratet", zitierte Grasser in der Sendung aus einem Brief, den ihm angeblich ein weiblicher Fan zukommen ließ. In diversen Foren und sozialen Netzwerken im Internet wird diese "Schmalzattacke" mit hämischen Kommentaren quittiert. "Fremdschämen im Ausmaß eines Mörtel Lugner", löste der Brief etwa bei Twitter-User PaulOchsenhofer aus. Was die "Fanpost-Affäre", die auf YouTube bereits über 37.000 Klicks erzielt hat, noch skurriler macht: Offenbar entstammt der Brief der Feder des "Krone"-Hauspoeten Wolf Martin. Dieser reimt den Ex-Finanzminister bekanntlich seit Jahren in den Himmel. Am 30. November 2006 dichtete Martin etwa: "Ein Land kann's leisten sich mitnichten, / auf seinen Besten zu verzichten. / Drum hört nicht auf den Ruf der Hasser! / Verzichtet nicht auf unseren Grasser!"

Neuer Hype vorprogrammiert
Auch die Wiener Kabarett-Combo maschek hat sich nun auf den Bewundererbrief gestürzt und ihn dem italienischen Premier Silvio Berlusconi, ebenfalls ein großes Unschuldslamm, in den Mund gelegt. Das Video dazu gibt es hier zu sehen. Nach den Grasser-Movies und den Grasser-Songs ist der nächste Satire-Hype um KHG somit vorprogrammiert.

(red)

Kommentare

christian95 melden

\"Die nächste Sendung kommt aus dem Gefängnis\" Um "politisch korrekt" zu sein wird bald Elnser seine Darstellung im ORF auch kund tun dürfen....

Berndorferbaer melden

Re: \\ christian, i kann mir des net vorstellen! aber, bei uns ist "fast" alles möglich! schau ma amoi, wia die krähe, oder wann die krähe die aug\'n aushackt.

christian95 melden

Re: \\So wie überall bei den staatsnahen Betrieben, auch beim ORF werden Posten und Berichterstattungen im Proporz aufgeteilt.

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