Die Zeit der Superadler ist vorbei

Das österreichische Skisprungteam befindet sich mitten im Generationswechsel

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Fakten - Die Zeit der Superadler ist vorbei

Den österreichischen Skisprung-Fans fällt es nach fast zehn Jahren mit großen Erfolgen schwer, sich mit der neuen Situation abzufinden. Die Zeit der "Superadler" ist vorbei - Thomas Morgenstern, Wolfgang Loitzl und Martin Koch haben ihre Karrieren beendet, Gregor Schlierenzauer (großes Bild) und Andreas Kofler plagen hartnäckige Formtiefs.

Der 22-jährige Stefan Kraft, Tourneesieger 2014, und der zwei Jahre ältere Michael Hayböck sind die Aushängeschilder der neuen, jungen Generation. "Wir haben absolut weitere Springer, die das Zeug haben, aufzurücken, aber das dauert, da ist jetzt Geduld gefragt", erklärte Kuttin.

Für den Kärntner, der am Dienstag 45 Jahre alt wurde, ist die aktuelle Situation auch eine Folge der Erfolgs-Ära. "In den Jahren der starken Nationalmannschaft ist natürlich die Motivation unten geringer geworden, weil die Jungen keine Chance bekommen haben, oben reinzukommen. Das spüren wir jetzt schon ein bisschen", betonte Kuttin gegenüber der APA.

Zeit des Wandels

Das sei aber kein Vorwurf an die damalige Führung. "Wir haben jetzt nicht fünf, sechs Leute, die im Weltcup vorne mitspringen können, deswegen müssen wir nun gut und strukturiert arbeiten, aber nicht anfangen zu hasardieren", betonte der Ex-Weltmeister. Es sei eine Zeit des Wandels. "Wir merken, dass nach der extrem erfolgreichen Zeit ein paar magere Jahre kommen könnten, aber wir werden alles dagegensetzen, dass es so ist."

Das österreichische System mit den Leistungszentren in Stams, Saalfelden und Eisenerz sei sehr gut, darüber gebe es keine Diskussion, bekräftigte Kuttin. "Wir haben jetzt zwei Burschen (Kraft, Hayböck, Anm.), die absolut top sind und weitere bekommen wir auch noch, da bin ich überzeugt." Wichtig sei es, jungen Springern die Chance zu geben, Erfahrung zu sammeln. "Genau das werden wir jetzt forcieren und die Jungs in einem gewissen Radl öfter einbinden."

Hayböck, der im Vorjahr in Bischofshofen seinen ersten und bisher einzigen Weltcupsieg gefeiert hatte, ist der Anschluss an die Elite wie auch Kraft bereits gelungen. Aber der Oberösterreicher hat die Dominanz der "Superadler" von außen selbst miterleben müssen. "Da war es für mich als Junger ganz schwer, ins Team zu kommen", erklärte der Oberösterreicher. An der aktuellen Situation sehe man, dass ein starkes Team kein Selbstläufer sei. "Aber es wird im Hintergrund hart gearbeitet", weiß Hayböck.

Schwierige Aufgabe

Werner Schuster, der viele Jahre in Stams und als ÖSV-Nachwuchscoach tätig war, bevor er für eine Saison zu Simon Ammann und anschließend als Bundestrainer nach Deutschland wechselte, kennt die Situation, vor der Kuttin nun steht. "Ich schätze den Heinz sehr, er macht eine Toparbeit und hat nun die Aufgabe, eine neue Mannschaft aufzubauen."

Was Kraft und Hayböck schon geleistet hätten, sei sensationell, urteilte der Kleinwalsertaler. "Das können nur wenige Nationen, nach einer Goldenen Ära gleich wieder zwei nachzuschießen." Die Österreicher seien freilich nicht mehr so breit aufgestellt wie früher. "Das ist der Lauf der Zeit und das ist auch gut so, sonst wären immer die Gleichen vorne", betonte Schuster. Das Team des 46-Jährigen hat 2014 Olympia-Gold geholt und in Freund den Skiflug-Weltmeister 2014 sowie Weltmeister und Weltcupsieger 2015 gestellt.

Schusters Mannschaft liegt im Nationencup vor den Norwegern in Front, bei denen mit Alexander Stöckl ein weiterer Ex-ÖSV-Coach junge Athleten an die Spitze geführt hat. Die Österreicher sind hinter Slowenien nur Vierte.

"Jetzt sind einmal andere dran"

Schuster hatte das Skispringen in Deutschland jahrelang mit Springern wie Michael Uhrmann und Michael Neumayer halbwegs am Leben erhalten, nun sind die Jungen Spitze. "Jetzt haben wir ein Team mit Leuten wie Severin, die auf dem Zenit sind und manchen, die vor ihrem Zenit sind", betonte der in Mieming in Tirol lebende Coach.

"Jetzt sind einmal andere dran", sagte Schuster in Richtung des ÖSV. Er habe selbst viel in das Projekt mit dem DSV investiert und viel Geduld haben müssen, sagte Schuster. "Und in diesen Jahren habe ich auch kein Mitleid gewollt von anderen."

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