Zahl der schwer mangelernährten Kinder in Äthiopien verzehnfacht

Laut Ärzte ohne Grenzen seit Anfang des Jahres - NGO befürchtet Verschlimmerung der Lage

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"In den zehn Jahren, die wir in der Region arbeiten, haben wir noch nie so viele schwer akut mangelernährte Kinder gesehen wie jetzt", sagte Saskia van der Kam, Expertin für Mangelernährung bei Ärzte ohne Grenzen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres wurden nach Angaben der Organisation 500 Kinder behandelt. Zusammen mit den äthiopischen Gesundheitsbehörden hat die NGO 27 ambulante sowie vier stationäre therapeutische Ernährungszentren eingerichtet, um schwer mangelernährte Kinder zu behandeln. Allein in den ersten beiden Juni-Wochen seien 322 schwer mangelernährte Kinder in die vier stationären Zentren aufgenommen worden, von denen trotz aller Bemühungen 51 starben.

Zwei Regenzeiten hintereinander seien in der Region ausgefallen und infolge der Dürre das Vieh verendet, berichtete die NGO am Montag in einer Presseaussendung. Viele Menschen mussten deshalb ihr nomadisches Leben aufgeben und sich in Lagern ansiedeln, wo sie wiederum völlig von externer Hilfe abhängig seien. Regionale Behörden haben die Menschen zwar bisher mit Nahrungsmitteln versorgt, die Zahl der Vertriebenen sei mittlerweile aber so hoch, dass die Nahrungsmittelvorräte zur Neige gehen, so Ärzte ohne Grenzen.

Gleichzeitig habe das Welternährungsprogramm (WFP) davor gewarnt, dass seine Nahrungsmittelhilfen für die Somali-Region bis Ende Juli erschöpft und rund 1,7 Millionen Menschen von Mangelernährung bedroht sein werden. Ärzte ohne Grenzen warnte daher, dass sich die Ernährungssituation in der Somali-Region noch weiter verschlechtern werde. Die NGO plane nun, den Notfalleinsatz auf die Zonen Jarar (Degehabur) und Nogob auszuweiten.

"Unsere Teams arbeiten mit den Gesundheitsbehörden zusammen, um so viele Kinder wie möglich mit therapeutischer Nahrung zu versorgen", erklärte Karline Kleijer, Leiterin des Notfallteams von Ärzte ohne Grenzen. "Im Moment geht es darum, die Sterblichkeitsrate unmittelbar zu reduzieren. Dabei ist es häufig nicht möglich, eine umfassende Versorgung zu gewährleisten. Vor einer solchen Wahl sollten wir nicht stehen müssen. Es ist dringend notwendig, dass mehr Nahrungsmittelhilfe und mehr humanitäre Organisationen in diese Region kommen."

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