Länger schöne
und gesunde Zähne

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko von Parodontitis, einer entzündlichen Erkrankung des Zahnhalteapparates, die sogar bis zum Zahnverlust führen kann. Wie Sie Parodontitis vermeiden können und wie man Zähne richtig pflegt, damit sie so lange wie möglich gesund und stark bleiben

von Zahngesundheit - Länger schöne
und gesunde Zähne © Bild: Shutterstock

Karies kennt und fürchtet jeder: vom Kind bis zum Erwachsenen. Weitaus weniger bekannt ist die Erkrankung des Zahnhalteapparates, an der die meisten Erwachsenen mit zunehmendem Alter immer öfter leiden: Parodontitis, umgangssprachlich auch Parodontose genannt, wird von den im Zahnbelag enthaltenen Pilzen, Viren und Bakterien hervorgerufen und betrifft das zahnumgebende Gewebe, den sogenannten Zahnhalteapparat, auch Parodontium. Die Folgen: Schwellungen, Blutungen und Rückgang des Zahnfleischs, Zahnfleischbluten, Mundgeruch, empfindliche Zahnhälse bis zum Zahnverlust. Parodontitis ist der derzeit häufigste Grund für Zahnverlust im Erwachsenenalter.

Meist mit einer einfachen Zahnfleischentzündung verwechselt, kann die für Patienten meist schmerzlose Parodontitis sogar den Kieferknochen angreifen und zerstören. Wird der zunächst weiche Zahnbelag bei der täglichen Pflege nur ungenügend entfernt, kann er sich verfestigen und zu Zahnstein werden. Dieser fördert das Wachstum des Belags in Richtung der Zahnwurzel, es bildet sich ein Spalt, die sogenannte Zahnfleischtasche: eine ideale Brutstätte für Keime aller Art.

Präventiv behandeln

Unbehandelt schreitet die Entzündung fort, die Zahnfleischtaschen werden tiefer und die Verankerungsfasern des Zahnes und der Kieferknochen werden abgebaut. Dadurch verlieren die Zähne zunehmend an Halt, lockern sich und fallen aus.

Um Parodontitis vorzubeugen, hilft nur eines: gründliche und tägliche Reinigung der Zähne und der Zahnzwischenräume. "70 Prozent der Verantwortung liegen beim Patienten", mahnt Zahnmediziner Roberto Lhotka. "Wichtig ist gründliches Zähneputzen: also die Zähne zweimal am Tag von Zahnbelag zu reinigen." Ob man dabei eine Hand- oder eine elektrische Zahnbürste verwendet, hängt vom Zustand der Zähne ab. Bei unproblematischen, gesunden Zähnen könne man ohne Bedenken mit einer Handzahnbürste reinigen. "Elektrische Zahnbürsten reinigen allerdings gründlicher."

Besondere Aufmerksamkeit sollte man den Zahnzwischenräumen widmen: Der Experte empfiehlt dazu die Reinigung mittels Zahnseide. Mundwasser und Mundspülungen eignen sich, um Stellen zu reinigen, die man allein mit der Zahnbürste nicht erreicht. "Mundwasser als Ergänzung zur Zahnpflege kann helfen, schwer erreichbare Stellen zu reinigen, zum Beispiel auch im Bereich der Mandeln." Es kann nicht nur dazu beitragen, Ablagerungen und Zahnfleischentzündungen vorzubeugen, sondern reduziert kurzfristig auch Mundgeruch. Die Spülungen am besten direkt nach dem Zähneputzen unverdünnt verwenden.

Zur Vorsorgeuntersuchung sollte man halbjährlich gehen, um Zahnerkrankungen zu behandeln, bevor sie entstehen. Im Zuge der Untersuchung kann man auch gleich eine professionelle Mundhygiene vom Zahnarzt machen lassen, bei der der Zahn von Zahnstein, Verfärbungen und Plaque befreit wird. So kann Karies, Parodontitis und chronischen Zahnfleischentzündungen vorgebeugt werden. Die Behandlung dauert zwischen einer halben und einer Stunde und ist weitgehend schmerzlos.

Auf Fruchtsäfte verzichten

Auch die Ernährung hat großen Einfluss auf den Zustand unserer Zähne. "Grundsätzlich gilt: Mineralstoff- und vitaminreiche Ernährung, die für den Körper gesund ist, ist auch für die Zähne gesund", erklärt Lhotka. Durch entsprechende Ernährung können die Selbstheilungskräfte der Zähne aktiviert und somit ein Selbstputzeffekt gefördert werden.

Das Bundesministerium für Gesundheit rät außerdem, auf gründliches Kauen zu achten und das Konsumieren von säure- und zuckerhaltigen Speisen und Getränken zu reduzieren. Das gilt auch für vermeintlich gesunde Smoothies und Fruchtsäfte: "Die darin enthaltenen Säuren und Zucker greifen den Zahnschmelz an. Das kann den Zahn schädigen", erklärt Lhotka.

Manchmal hängt es aber auch von der individuellen Speichelzusammensetzung ab, ob sich Zahnbelag leichter absetzt. Auch hier rät der Experte zu Selbstkontrolle und, wenn nötig, häufigeren Kontrollen durch den Zahnarzt.

»Die in Fruchtsäften und Smoothies enthaltenen Säuren und Zucker sind schlecht für den Zahnschmelz«
© Irina Gavrich Roberto Lhotka

Die optimale Zahnpasta

Nicht zuletzt entscheidend für die Zahngesundheit ist die Wahl der Pflegeprodukte. Schon 1930 wurden Fluoride als Schutz vor Karies entdeckt: Die Salze kommen in natürlicher Form vor, zum Beispiel im Trinkwasser. Allerdings reicht die darin enthaltene Fluoridkonzentration nicht aus, um als Kariesprophylaxe zu funktionieren. Lhotka empfiehlt deshalb eine Zahnpasta mit Fluoridanteil: "Durch fluoridhaltige Zahnpasten wird Fluorid wieder in die Zahnoberfläche eingebaut. Dadurch werden die Zähne besser vor Umwelteinflüssen geschützt." Je nach Hersteller werden verschiedene Fluoridarten eingesetzt, wie zum Beispiel Natriumfluorid, Aminfluorid oder Zinnfluorid. Laut Kosmetikverordnung darf die Konzentration für Erwachsene maximal 0,15 Prozent betragen, in Kinderzahnpasten 0,05 Prozent. Dem ­Gesundheitsministerium zufolge kann das Kariesrisiko durch die Verwendung von fluoridhaltigen Zahnpasten bis zu 40 Prozent reduziert werden.

Vorsicht bei den in vielen Zahnpasten enthaltenen Putzkörpern: "Große Putzkörper entfernen oberflächlichen Belag zwar kurzfristig von den Zähnen und die Zähne sehen dadurch weißer aus, langfristig kann dadurch aber die Zahnoberfläche aufgeraut werden“, so Lhotka. Der sogenannte Abrasionswert (auch als RDA-Wert angegeben) von Zahnpasten gibt Aufschluss darüber, wie sehr die Zähne durch die ­Verwendung der Zahnpasta abgeschliffen werden. Zahnpasten, die Entfärbungen bekämpfen, haben meist eine höhere Abrasivität, weshalb diese nicht gemeinsam mit elektrischen Zahnbürsten verwendet werden sollten. Außerdem sollte man bei der Anwendung vorsichtig sein und die Zahnbürste nicht zu fest an die Zähne drücken.

Falsche Anwendung und aggressive Produkte können Zähnen und Zahnfleisch mehr schaden als nützen. Die optimale Zahnpasta erzielt eine gründliche Reinigung mit minimaler Abrasion. Es empfiehlt sich auch, die Zahnpasta öfter zu wechseln, um die Zähne optimal mit verschiedenen Wirkstoffen zu versorgen.

Schmerzempfindlich

Viele Patienten leiden unter schmerzempfindlichen Zähnen. Diese machen sich vor allem beim Konsum heißer, kalter und ­süßer Speisen bemerkbar. "Ein häufiger Grund dafür ist, dass sich die Zahnhälse freiliegen oder der Zahnschmelz abgelöst ist", weiß Lhotka. Auch hier helfen fluoridhaltige Zahnpasten und spezielle Gelzahnpasten, die die betroffenen Stellen besser schützen. Dieses Problem sollte man beim Arzt auf jeden Fall ansprechen.

Wichtig ist, die Zähne auch dann in regelmäßigen Abständen kontrollieren zu lassen, wenn man keine Schmerzen hat. Nur so kann sichergestellt werden, dass Zahnerkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Denn gepflegte Zähne sind nicht nur gesund, sondern auch schön.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Printausgabe 46 2018