Youtube-Stars: Das
Geheimnis ihres Erfolgs

Sie haben Millionen Abonnenten und verdienen pro Video mehrere Tausend Euro

Sie haben Millionen Abonnenten und verdienen pro Video mehrere Tausend Euro: Youtuber sind die neuen Stars des Internets. Was sie eigentlich machen, wie sie Geld verdienen und warum sie so erfolgreich sind: Wir haben mit den Youtubern Bibi, Joanna und KS Freak gesprochen.

von
Youtube-Götter - Youtube-Stars: Das
Geheimnis ihres Erfolgs

Sie geben Beauty-und Schminktipps, basteln, erzählen Anekdoten aus ihrem Alltag, vergnügen sich vor der Kamera mit Videospielen, blödeln, veröffentlichen Parodien, Comedy-Sketches oder Musikvideos wie die berühmten Zwillingsbrüder "Die Lochis", die derzeit durch Deutschland und Österreich touren: Youtuber sind echte Menschen, die in ihren Videos ganz normale Dinge tun -und damit ein Millionenpublikum erreichen. Zu Recht werden sie als "Influencer", also Einflussnehmer, bezeichnet: Sie bestimmen Trends, zeigen und testen neue Lifestyleund Technikprodukte und halten alles auf Video fest.

Traumjob: Youtuber

Für viele junge Menschen ist Youtuber der Traumberuf. Doch das Geschäft sieht einfacher aus, als es ist: Wer erfolgreich sein will, braucht viel Selbstdisziplin, eine dicke Haut und vor allem ein Gefühl für das, was die Klientel sehen will.

© Video: News

Guter Content, passende Thumbnails (so nennt man die Aufmacherbilder zu Youtube-Videos) und ständige Fortbildung in Sachen Ton-, Bild-und Videobearbeitung sind entscheidend, erklärt uns Joanna Zhou. Die Österreicherin, die mit "Maqaroon", und "Cute Life Hacks" gleich mehrere Channels betreibt, zählt zu den größten Youtubern des Landes. Seit einem Jahr ist sie Vollzeit-Youtuberin, erklärt sie: "Es ist wie ein normaler Job: Ich arbeite acht bis zehn Stunden am Tag, habe ein Büro und ein Studio, in dem ich arbeite und filme." Vier bis sechs Stunden pro Tag filmt sie, danach macht sie Fotos für das Thumbnail. Die Bild-, Video-und Tonbearbeitung nimmt zwei bis drei Tage in Anspruch Tage. Für ein komplettes Video benötigt sie etwa drei Tage.

Die meisten Youtuber laden mehrmals wöchentlich Videos hoch, manche sogar täglich. Regelmäßig zu posten, ist wichtig, denn die Fans verlassen sich auf pünktliche Lieferung seitens des Lieblings-Youtubers. Eine Community aufzubauen und mit den Fans zu interagieren, sei sehr wichtig, so Joanna: "Man muss sich viel Zeit nehmen, um Kommentare zu beantworten, den Fans zu danken und andere Plattformen, z. B. Instagram, zu bestellen."

Erfolg durch Authentizität

Youtuber sind erfolgreich, weil sie authentisch sind. "Ich versuche, die Leute mit meinen Videos zu unterhalten und ich selbst zu sein. Das kommt ganz gut an", sagt Bibi Heinicke. "Wir Youtuber sind nahbar. Viele Leute können sich mit uns identifizieren." Die Webvideoproduzenten haben dabei Vorbildfunktion, viele Jugendliche orientieren sich an ihnen. Das Phänomen der Idol-Verehrung habe sich verlagert, sagt Denise Krautz, Leiterin des Multi-Channel-Networks Studio71 in Wien, das Youtuber wie KS Freak betreut. "Früher waren es Musiker und Schauspieler, heute sind es Webstars." Der Vorzug: "Viele junge Leute sehen einen als die coole Freundin oder die große Schwester. Internet-Fame ist sehr demokratisch, das schätzen die Jugendlichen", meint Joanna. Durch diese Offenheit kann prinzipiell jeder Youtuber werden, wenn er authentisch ist und dazu Freude an der Sache, Engagement und Ausdauer beim Aufbauen der Community hat, so Denise Krautz.

Sich so zu zeigen, wie man ist, und damit noch Geld verdienen: Das klingt einfach. Doch hinter dem bunten, schrillen Youtuber-Image stecken Arbeit und Methode. Erfolgreiche Video-Blogger haben genaue Konzepte: wer sie sind, was sie vermitteln wollen. Eine Community aufzubauen, erfordert viel Disziplin. "Man muss den Kanal als Marke denken und sich überlegen, wer die Zielgruppe ist und welche Werte man vermitteln will. Ähnlich wie bei einem Magazin oder anderen Medien", erläutert Joanna.

Privatsphäre und Shitstorm

Auch Marcel Dähne, der unter dem Namen "KS Freak" vloggt und Österreichs größter Webstar ist, sieht sein Youtuber-Dasein professionell und als Vollzeitjob. Mit einem Nachteil: "Man hat keine Privatsphäre. Egal, wo, egal, wann: Es gibt immer jemanden, der ein Foto mit einem machen will." Youtuberin Joanna legt trotzdem viel Wert auf ihre Privatsphäre: "Ich achte selbst immer darauf, keine wiedererkennbaren Merkmale auf Social Media zu posten, also z. B. die Straße, in der ich wohne, oder mein Auto."

KS Freak
© KS Freak via Instagram KS Freak

Als Internet-Star macht man sich angreifbar und muss die ständige Kritik auch aushalten können: Kürzlich veröffentlichte Bibi Heinicke auf ihrem Youtube-Channel ihr erstes Musikvideo und erntete dafür einen Shitstorm jenseits aller Proportionen: Mehr als 2,3 Millionen Daumen nach unten scheinen eine apokalyptische Bilanz zu sein. Bibi demonstriert Gelassenheit - vermutlich vor allem, weil ihr die Verirrung in die Konkurrenzbranche auch etwas überaus Lukratives beschert hat:

40 Millionen Klicks nämlich. Im Interview sagt sie: "Der Song ist trotzdem ein Riesenerfolg und hat so viele Aufrufe. Kritik nehme ich nicht so ernst, da schaue ich mit einem Lächeln drauf." Um dann doch einzuräumen: "Ich bin auch nur ein Mensch. Manchmal fühle ich mich schon gekränkt. Aber meine Familie und Freunde geben mir Kraft." Auch Marcel versucht, auf Anfeindungen nicht zu reagieren: "Man ignoriert es -oder verwendet es sogar als Promo!"

Reich durch Web-Videos

Laut vermoegenmagazin.de verdienen Vlogger wie Gronkh, Dagi Bee, Bibi und die Lochis zwischen 15.000 und 46.500 Euro monatlich. Oft werden Youtuber mit dem Vorwurf konfrontiert, nur Werbeflächen zu sein und ihre Zuseher mit Produktplatzierungen zu beeinflussen. Doch die Kennzeichnung werbefinanzierter Beiträge ist für Profis längst selbstverständlich. Ihrem Erfolg und ihrer Beliebtheit tut das keinen Abbruch: "Jugendliche haben heute einen anderen Zugang zu Werbung. Sie gehen davon aus, dass alles, was sie auf Youtube oder Instagram sehen, gesponsert ist." Peter Vitouch, Kommunikationswissenschafter und Professor an der Universität Wien, will das nicht glauben: "Dass es sich bei den Inhalten um bezahlte Werbung handelt, ist meiner Meinung nach nicht jedem klar."

Zu stören scheint es die Community jedenfalls nicht, solange die Video-Stars auch bei der Produktplatzierung stets ehrlich und authentisch bleiben. Bei der Wahl der Kooperationspartner sind professionelle Youtuber deshalb sehr selektiv: "Ich arbeite nur mit Marken zusammen, die ich selber feiere", sagt Marcel. Das bestätigt Joanna: "Ich arbeite auch nur mit Partnern, die gut zu meiner Zielgruppe passen."

Die Produkte werden direkt in die Videos eingebaut, dort verwendet und gezeigt. Bei Produktplatzierungen verhandeln die Youtuber die Preise direkt mit den Unternehmen. Von Gratisprodukten bis zu bezahlten Beträgen im fünfstelligen Bereich sind hier alle Optionen offen. Eine weitere Einkommensquelle sind die Werbevideos auf Youtube, die vor den eigentlichen Videos eingespielt werden. Die entsprechenden Einnahmen werden monatlich von Google Adsense auf das Konto der Youtuber überwiesen, erklärt Joanna.

Und schließlich werden pro 1.000 Klicks ein bis zwei Euro fällig. Ab etwa einer Million Views im Monat wäre es also möglich, von Youtube zu leben.

Neben diesen Einnahmequellen ist auch klassisches Merchandising wichtig: So hat Bibi 2015 mit einer großen Drogeriekette eine eigene Kosmetikmarke entworfen, und auch Studio71-Webstar Julia Beautx hat vor Kurzem eine eigene Produktlinie gelauncht.

Eine Frage des Alters?

Über die Publikumsstruktur herrscht übrigens Uneinigkeit. "Die Hardcore-Fans sind zwischen zwölf und 17", schätzt Marcel. Joanna hingegen sieht die Zielgruppe breiter und älter: "Ich war überrascht, dass der Großteil meiner Zuseher über 18 Jahre alt ist." Das Ganze, relativiert jedenfalls Kommunikationsexperte Vitouch, sei eine Phase: "Früher kreischten die Teenager bei Konzerten ihrer Lieblingsbands, heute kreischen sie bei Youtubern." Die Wirkung sieht auch er in der Nahbarkeit: "Es ist die Flucht ins Alltägliche: Man bekommt bestätigt, dass andere Menschen ähnliche Probleme, Vorlieben und Hobbys haben wie man selbst." Mit anderen Worten: In jedem schlummert ein Idol.

Die Youtube-Stars auf einen Blick

Dagi Bee

Follower: 3,5 Millionen
Views: 713 Millionen

Die 22-jährige deutsche Webvideoproduzentin und Youtuberin vloggt über Beauty, Alltägliches, Mode und Reisethemen.

Julien Bam

Julien Bam
© Julien Bam via Instagram

Follower: 3,9 Millionen
Views: 605 Millionen

Juliens (28) Videos drehen sich um Tanz, Musik, Comedy und Fotografie. Vorher gab der Deutsche Tanzunterricht.

Le Floid

Follower: 3,1 Millionen
Views: 560 Millionen

Florian Mundt (29) diskutiert in seinen Videos über Politik, Sport, Gesellschaft und Nachrichten. Sogar die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde von ihm interviewt.

Gronkh

Follower: 4,6 Millionen
Views: 2,3 Milliarden

Der 40-jährige ist Deutschlands größter Youtuber und durch seine "Let's Play"-Videos bekannt geworden.

Simon Desue

Follower: 3,2 Millionen
Views: 436 Millionen

Der 25-jährige Deutsche ist Musiker, Videoproduzent, Schauspieler und Autor. Derzeit lebt er in Miami.

Bibis Beauty Palace

Follower: 4,5 Millionen
Views: 1,4 Milliarden

Bianca Heinicke (24) vloggt über Beauty, Lifestyle und Alltägliches. Im Mai veröffentlichte die Deutsche ihr erstes Musikvideo.

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