Der Wildholz-Tischler

Jedes Stück ist einzigartig! Das niederösterreichische Label Wunderholzig im Porträt

von Der Tischler Christian Dienstbier und sein Label Wunderholzig © Bild: Dieter Barsch
Der Tischler Christian Dienstbier und sein Label Wunderholzig
© Dieter Barsch

Die Philosophie ist klar: regionale Hölzer, wo möglich, biologische Materialien. "Bei uns wächst so schönes Holz, da brauche ich keine Sibirische Lärche ..." Ausnahmen sind Kunstharz oder Silikonfugen in der Küche. Im Laufe der Jahre hat sich der kreative Tischler ein Netzwerk aufgebaut, arbeitet mit einem Sägewerk, einem Glaser und einem Schmied aus der Region zusammen. Da er selbst nur eine kleine Werkstatt und nicht alle Maschinen hat, schleift er etwa große Platten in anderen Tischlereien und bezeichnet sich lächelnd als Werkstatt-Nomade.

»Die Natur ist der Künstler und ich bin das Werkzeug.«

Christian Dienstbier hat kein Holzlager, fertigt auch keine Möbel nach exaktem Plan, das passt nicht in sein Konzept. Es werden lediglich die Maße fixiert, dann wird das Holz ausgesucht - da nimmt er seine Kunden auch mit ins Sägewerk -, aber in Sachen Aussehen, Einteilung der Laden usw. richtet er sich nach dem Holz. "Nur so kann ich das Maximale aus dem Holz rausholen. Die Natur ist der Künstler und ich bin das Werkzeug."

Der Tischler Christian Dienstbier und sein Label Wunderholzig
© Dieter Barsch

Euphorie spielt mit, wenn er von einem seiner Meisterstücke erzählt: Ein Kunde musste für einen Hauszubau einen Nussbaum fällen lassen, Jahre später, nachdem das Holz getrocknet war, fertigte Christian Dienstbier eine Kommode daraus und die steht jetzt quasi an der Stelle, wo der Baum früher stand. Der Tisch, dem er gerade die letzte Ölung verpasst, ist für seine Buchhalterin: eine massive Eichenplatte, Eicheln, Blätter, Federn vom Eichelhäher und Steine in Kunstharz gegossen. "Sie hat nicht viel Zeit zum Spazierengehen, somit habe ich den Waldboden in die Tischplatte eingearbeitet ", scherzt der Tischler. Die Idee dafür stammt übrigens von seiner Frau Romana. Eine andere Kundin wollte den Unterbau ihrer alten Singer Nähmaschine als Gestell für ein Tischchen, ließ Schere und Zwirnspule in die Holzplatte gießen.

Jedes Stück ist einzigartig

So ist jedes Stück einzigartig, hat eine Geschichte zu erzählen - von der Idee bis zur Fertigstellung, vom Sägewerk bis in den Wohnraum dauert es eine geraume Weile. Christian Dienstbier war bis vor kurzem eine One-Man-Show, nun hat er einen Teilzeitmitarbeiter, nennt ihn liebevoll Wunderholzhumpi. "Alleine ist es oft eine Schinderei mit den schweren Platten. Außerdem hat man zu zweit mehr Ideen, ist kreativer", erklärt der Meister, der aber nicht weiter expandieren möchte, das passt nicht in seine Nachhaltigkeits-Philosophie.

»Ein bisschen ein Querdenker war ich schon immer.«

Das Tischlerhandwerk hat er von der Pike auf gelernt, nach dem Zivildienst arbeitete er mit Behinderten, machte Musik, seine ersten Stücke hat er aus Schwemmholz hergestellt, später dann Holz vom Brennholzstapel verarbeitet. "Die Kreativität habe ich von meiner Mutter, sie ist Kindergartenleiterin, hat immer mit uns gebastelt. Und ein bisschen ein Querdenker war ich schon immer." Für ein besonderes Projekt in Sachen Holzboden wurde er letzten Sommer für den Wettbewerb "Kreativ in die Zukunft 2015" in der Sparte Kunsthandwerk und Design nominiert.

Der Tischler Christian Dienstbier und sein Label Wunderholzig
© Dieter Barsch

Schlussendlich bleibt noch die Frage, wie es zum Firmennamen kam? "Wenn ich einen Baum aufgeschnitten habe, dachte ich oft, es ist ein Wunder, was da drinnen steckt. Wunderholz drängte sich auf, Romana war das zu wenig verspielt, sie kreierte Wunderholzig", so die märchenhafte Erklärung.

Das Porträt verfasste Gusto-Redakteurin Barbara Knapp.

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