Schock nach Neymars WM-Aus

Für Brasiliens Star ist die Heim-WM zu Ende: Hartes Duell endet mit Wirbelbruch

Schock für WM-Gastgeber Brasilien: Stürmerstar Neymar hat sich beim 2:1-Viertelfinalsieg gegen Kolumbien einen Wirbel gebrochen und wird für den Rest des Fußball-Weltmeisterschaft 2014 ausfallen. Damit fehlt der 22-Jährige auch im Halbfinale am Dienstag in Belo Horizonte gegen Deutschland. Der Angreifer erlitt die Verletzung am Freitagabend in Fortaleza nach einer heftigen Attacke des Kolumbianers Juan Zuniga.

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WM 2014 - Schock nach Neymars WM-Aus

Die Diagnose wurde nach Untersuchungen in einer Privatklinik gestellt. "Als ich da reingegangen bin, habe ich an nichts Böses gedacht. Ich hoffe, dass er sich mit Gottes Hilfe wieder erholt", sagte Zuniga zu seiner Attacke. Sie ereignete sich zum Abschluss des mit 54 Fouls härtesten Spiels bei der Fußball-WM bisher, bei dem die Innenverteidiger Thiago Silva (7. Minute) und David Luiz (69.) für den Gastgeber scorten.

Laut Medienberichten wird Neymar das WM-Trainingslager des brasilianischen Teams noch am Samstag verlassen. Der Mittelfeldspieler des FC Barcelona werde in einem Hubschrauber aus dem Team-Camp der Selecao ausgeflogen und vermutlich einige Tage bei Verwandten verbringen, schrieb das Internetportal UOL.

Ausfall für einige Wochen

Bei Neymar sei ein Bruch des dritten Lendenwirbels festgestellt worden, sagte Rodrigo Lasmar, einer der Mannschaftsärzte der Selecao. Es sei keine ernsthafte Fraktur und auch keine schwierige Behandlung. Aber es werde einige Wochen dauern, bis Neymar seine volle Bewegungsfähigkeit wiedererlangt habe. "Er wird nicht binnen einer Woche genesen", sagte der Mediziner.

"Krimineller Vorgang"

Damit verliert der Rekord-Weltmeister seinen vierfachen Torschützen und bisher herausragenden WM-Spieler. Der spanische Schiedsrichter Carlos Velasco hatte die Attacke in der 86. Minute nicht geahndet. Brasiliens bekanntester TV-Kommentator Galvao Bueno sprach von einer "Aggression" Zunigas und einem "kriminellen Vorgang". Neymar hatte vor Schmerzen geweint und war auf einer Trage aus dem Innenraum gebracht worden.

"Er weinte vor Schmerzen"

Nationalcoach Luiz Felipe Scolari hatte sich schon bei der Pressekonferenz nach dem Spiel skeptisch gezeigt, dass Neymar bei der Partie gegen die DFB-Elf in Belo Horizonte wieder einsatzbereit sein werde. "So wie ich es sehe, kann er nicht spielen", erklärte der 65-Jährige. "Er weinte vor Schmerzen. Ich garantiere, dass es nicht leicht für ihn wird sich zu erholen, basierend darauf, was der Arzt uns gesagt hat...." Scolaris Befürchtungen wurden durch die Untersuchungen bestätigt. Selbst Staatschefin Dilma Rousseff hatte sich besorgt gezeigt über den Gesundheitszustand des beim FC Barcelona unter Vertrag stehenden Stürmers.

Gewaltsames Spiel

Scolari streute sich nach dem harten Viertelfinal-Duell mit Kolumbien, das im verletzungsbedingten WM-Aus von Stürmerstar Neymar gipfelte, Asche aufs Haupt. Auch Brasilien habe "gewaltsam" gespielt, sagte Scolari der Nachrichtenagentur AFP. Scolari warf dem Schiedsrichter vor, bei Fouls nicht energisch genug durchgegriffen zu haben. Auch die Selecao sei nämlich "engagierter" in die Zweikämpfe gegangen als üblich, räumte der brasilianische Trainer ein. "Er hätte in bestimmten Situationen unser gewaltsames Spiel unterbinden müssen und ihr gewaltsames Spiel und vielleicht wäre es dann nicht so weit gekommen", sagte Scolari mit Blick auf das brutale Foul an Neymar. Er glaube aber nicht, dass Zuniga in böser Absicht gehandelt habe, fügte Scolari im AFP-Interview hinzu. Der Kolumbianer habe den Spielzug unterbinden wollen, als Neymar nach einem Eckball den Ball bekommen hatte. "Ich glaube nicht, dass es absichtlich war." Zugleich beklagte er, dass der Stürmerstar schon seit drei Spielen von den jeweiligen Gegnern "gejagt" worden sei.

Kritik von Maradona und Ronaldo

Argentiniens Fußball-Ikone Diego Maradona hat den spanischen Referee Carlos Velasco (2:1) harsch kritisiert: "Der Schiedsrichter war der mieseste, den ich in den letzten zehn Jahren gesehen habe", sagte Maradona am Freitagabend (Ortszeit) in seiner Sendung "De Zurda". Velasco habe bei Fouls durch brasilianische Spieler weggeschaut, meinte Maradona. Brasiliens Verteidiger David Luiz "konnte James Rodriguez systematisch siebenmal foulen". Auch Torhüter Julio Cesar und Hulk hätten Maradonas Ansicht nach Rot sehen müssen. Über die Verletzung von Neymar äußerte sich Maradona in Kommentaren zu Journalisten betroffen. "Es ist eine Sünde, dass Neymar seine WM verpasst", sagte er dem spanischen Sender Cadena Ser.

Auch Brasiliens WM-Rekordtorschütze Ronaldo hat das Foul an Neymar durch den Kolumbianer Juan Zuniga als absichtlich und gewalttätig kritisiert. "Es gab eine Absicht von dem kolumbianischen Spieler, Schaden zu verursachen. Ich glaube, es war sehr gewalttätig", sagte Ronaldo bei einer FIFA-Pressekonferenz am Samstag in Rio de Janeiro. Eine nachträgliche Bestrafung durch die FIFA lehnte Ronaldo aber ab.

Bitterer Rückschlag

Die Sportzeitung "Lance!" schrieb nach der Nachricht über Neymars WM-Aus: "Eine traurige Nachricht für die gesamte brasilianische Nation. ... Wir werden für ihn den Hexa (sechsten WM-Titel, Anm.) holen!" Auf dem Weg zum erhofften sechsten WM-Titel ist das Aus von Neymar aber ein bitterer Rückschlag für Brasilien. Zumal gegen Deutschland auch Kapitän Thiago Silva wegen seiner zweiten Gelben Karte fehlt.

Hass auf Zuniga

Zuniga schlägt nun im Internet heftige Wut aus dem Gastgeberland entgegen. "Ganz egal, welches Team du unterstützt - du hasst diesen Typen, weil er Neymars Weltmeisterschaft beendet hat", stand unter einem Bild Zunigas, das sich über Twitter verbreitete. Unzählige Nutzer - zum großen Teil aus Brasilien - machten ihrer Wut auch auf Zunigas Facebook-Seite mit teils heftigen Verwünschungen oder gar Morddrohungen Luft. Manche sprachen von einem "Attentat auf Neymar".

"Leichtfertiges" Foul

"Zuniga ist kein schlechter Kerl, ich kenne ihn aus der italienischen Meisterschaft. Was ich aber glaube ist, dass es leichtfertig war", sagte Silva und räumte ein: "Wir sind sehr von Neymar abhängig, Neymar macht den Unterschied bei uns aus." Der verletzte Stürmer soll nach Angaben des Mannschaftsarztes nach dem Spiel mit dem Team nach Rio de Janeiro zurückfliegen und dabei ein Stützkorsett bekommen.

Kommentare

Oliver-Berg

Es ist sehr schade, das der beste brasilianische Spieler verletzungsbedingt ausgeschieden ist. Fairerweise muss auch gesagt werden, dass die Brasilier viele unnötige Fouls begangen haben und den Spielfluss der Kolumbianer immer wieder unterbrochen haben.
Nun hat Deutschland eine echte Chance gegen Brasilien.

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