Sexuelle Übergriffe
im Skisport

Nach Nicola Werdenigg hat eine zweite ehemalige österreichische Skirennläuferin von sexuellen Übergriffen in den 70er-Jahren berichtet.

von "Wir waren Freiwild" - Sexuelle Übergriffe
im Skisport © Bild: . JEAN-PIERRE CLATOT / AFP

In der Diskussion um die Missbrauchsvorwürfe der ehemaligen Skirennläuferin Nicola Werdenigg hat sich am Dienstag in den Abendnachrichten von ServusTV auch Skilegende Annemarie Moser-Pröll zu Wort gemeldet. Österreichs Jahrhundert-Sportlerin, eine Teamkollegin von Werdenigg, bedauerte den Vorfall, meinte aber auch: "Ich hätte mich zu wehren gewusst".

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"Es tut mir leid für Trainer und Betreuer und Serviceleute. Die alles gegeben haben und nun in ein schlechtes Licht gerückt werden", sagte Moser-Pröll. Nicht im TV-Interview zu hören, aber laut Vorab-Presseaussendung von ServusTV habe Moser-Pröll in ihrer Karriere nichts von sexuellem Missbrauch mitbekommen. "Solange ich im aktiven Rennsport mit dabei war, hat sich bei uns überhaupt nichts zugetragen, nicht das Geringste", wurde Moser-Pröll zitiert.

Weitere Sportlerin mit schweren Vorwürfen

Nach Nicola Werdenigg hat eine zweite ehemalige österreichische Skirennläuferin gegenüber der Tageszeitung "Der Standard" (Mittwoch-Ausgabe) von sexuellen Übergriffen in den 70er-Jahren berichtet. "Wir waren ja Freiwild", sagte die Sportlerin, die anonym bleiben will.

»Wir waren ja Freiwild«

"Damals ist jeder irgendetwas passiert", sagte die ehemalige ÖSV-Sportlerin, die erklärte, sie habe "wirklich darum kämpfen müssen, dass mir nichts Schlimmes passiert". Sie beschrieb dem "Standard" eine versuchte Vergewaltigung in einem Hotel: Sie sei "von einem Trainer gepackt und in ein Zimmer gezerrt" worden. "Er sagte, ich sei heute dran." Dabei sei noch ein weiterer Mann gewesen. "Sie waren betrunken, es war ganz brutal." Der versuchten Vergewaltigung sei sie mit Not entgangen.

Heftige Kritik äußerte die ehemalige Skiläuferin an einem damaligen Trainer. Es habe "einen Trainer gegeben, der die Frauen im Team als seine Mädchen ansah. Der hat sich einfach alle Rechte herausgenommen. Das hatte sozusagen Tradition." Oft sei dabei Alkohol im Spiel gewesen.

ÖSV will Präventivmaßnahmen setzeb

Als Reaktion auf Berichte über sexuelle Übergriffe kündigte der ÖSV nun an, Präventivmaßnahmen zu setzen. Wie der ÖSV verlautete, habe die Präsidentenkonferenz am Mittwoch nach breiter Diskussion über "das 45 Jahre zurückliegende Thema 'sexuelle Übergriffe im Sport' von Nicola Werdenigg" einstimmig ein Paket an vorsorglichen Schritten beschlossen.

So werde der "bereits 2015 von ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel installierten Damenbeauftragten Petra Kronberger ÖSV-Vizepräsidentin Roswitha Stadlober im Bedarfsfall zur Seite stehen", hieß es in einer Mitteilung des Verbandes. Weiters will der ÖSV weiterhin alle möglichen Maßnahmen treffen, um eventuelle Übergriffe und sexuelle Belästigungen präventiv zu verhindern, und bei Bekanntwerden von Verstößen wolle man mit "aller Härte" durchgreifen, wurde betont.

Außerdem sollen alle Betreuer nochmals informiert und aufgefordert werden, den Aktiven mit dem nötigen Respekt zu begegnen. Auch in der Trainerausbildung werde das Thema künftig verstärkt behandelt, führte der Skiverband aus.

Die vom ÖSV festgelegten Präventionsmaßnahmen im Wortlaut:
- Der bereits 2015 von Präsident Prof. Peter Schröcksnadel installierten Damenbeauftragten Petra Kronberger wird Vizepräsidentin Roswitha Stadlober im Bedarfsfall zur Seite stehen.
- Alle Trainer, Betreuer und Masseure werden noch einmal entsprechend informiert und aufgefordert, die Aktiven immer und überall mit dem nötigen Respekt zu behandeln.
- Bei Trainerausbildungen wird diesem Thema künftig ein noch breiterer Raum als bisher eingeräumt.
- Bei Bekanntwerden eines Verstoßes wird mit aller Härte durchgegriffen.

Kommentare

Sexuelle Übergriffe im Schisport, in der Politik, im Film-Business, usw. usf.
Glaubt jemand ernsthaft das es eine Branche gibt in welcher das nicht vorkommt?

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