Extremer Schneefall:
So sorgen Sie jetzt vor

Essen und Trinken für eine Woche bereithalten

Abgeschnittene Ortschaften, gesperrte Straßen und anhaltende Lawinengefahr - die Wetterlage in Österreich bleibt weiterhin angespannt. Zum zweiten Mal innerhalb von nur vier Tagen gab die ZAMG die höchste Warnstufe aus. Worauf Sie jetzt achten sollten.

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Winterwetter - Extremer Schneefall:
So sorgen Sie jetzt vor

Wer Warnungen ignoriert und sich trotzdem in ungesicherte Bereiche begibt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch die Einsatzkräfte, welche zu Hilfe eilen müssen. Einige Orte sind derzeit von der Außenwelt abgeschnitten und werden nach Möglichkeit von Helfern versorgt. Der österreichische Zivilschutzverband rät jedoch zur Eigenvorsorge und sich selbst einen Vorrat für Notfälle anzuschaffen.

Dieser sollte 1,5 Liter Trinkwasser pro Person und Tag sowie 2,5 Liter für die Hygiene (Badewanne anfüllen) enthalten. Dazu kommen 2.500 Kalorien pro Person und Tag (Mehl, Zucker, Konserven usw. nach persönlichem Geschmack). Wichtig sei eine stromunabhängige Kochgelegenheit wie Gartengriller, Esbit-Kocher oder auch Brennpaste. Information kann man über Kurbel- oder Autoradio erhalten, Kurbeltaschenlampe und Kerzen spenden Licht. Eine gut gefüllte Hausapotheke und ein Verbandskasten sollten ebenso griffbereit sein wie Dokumentenmappe und Bargeld. Im Winter müssen die Wohnräume auch ohne Strom geheizt werden können - etwa durch einen alten Holzofen.

Nicht zu vergessen: Schauen Sie auf ältere und alleinstehende Personen in Ihrer Umgebung. Nachbarschaftshilfe ist laut Zivilschutzverband unverzichtbar. In gefährdeten Bereichen sollte man einen Notfallrucksack mit seinen persönlichen Gegenständen bereit halten. "Jeder sollte für sich und seine Familie selbst Vorsorge treffen, um zumindest eine Woche ohne fremde Hilfe auszukommen. Hier geht es aber nicht nur um Essen und Trinken, sondern auch um Medikamente, Kochen ohne Strom und Heizen ohne Strom.", empfahl der Präsident des Zivilschutzverbandes, Johann Rädler.

Vorsicht beim Freischaufeln von Dächern

Nach den heftigen Schneefällen der vergangenen Tage stehen manche Dächer unter starker Belastung. Beim Abschaufeln passieren immer wieder auch schwere Unfälle, warnte die AUVA. Insbesondere bei Steildächern besteht das Risiko eines Absturzes, bei Flachdächern sei ein Durchbruch wahrscheinlicher.

Aufgrund der österreichischen Baugesetze sei Schneeräumen am Dach nur bei Extremwetterlagen notwendig. Die Bauwerke seien für überdurchschnittliche Schneemassen konzipiert. Sollten extreme Wetterverhältnisse dennoch ein Abschaufeln notwendig machen, ist größte Vorsicht geboten. Laut AUVA seien Spezialisten heranzuziehen. Einsatzorganisationen wie die Feuerwehr hätten die Erfahrung und das entsprechende Equipment, um diese Arbeit sicher zu erledigen. Aber auch Experten sollten folgende Sicherheitsmaßnahmen beachten.

Vor dem Betreten des Daches:

  • Welche Zusatzlasten treten auf und wie viele Schneeräumer können das Dach noch belasten?
  • Wo liegen Dacheinbauten und sind diese durchsturzsicher?
  • Gibt es Sicherungssysteme und wo sind sie zu finden?
  • Bei größeren Dächern muss ein Fachmann die Räumrichtung und die Reihenfolge einer feldweisen Räumung festlegen.

Beim Betreten des Daches:

  • Dächer immer gesichert betreten.
  • Das Dach nur mit Auffanggurt und angeseilt begehen.
  • Dacheinbauten und Dachaufbauten aus Kunststoff sind immer wie vollkommen offene Bereiche zu behandeln.
  • Steildächer sind aufgrund ihrer Geometrie für Abstürze prädestiniert.
  • Sind etwaige Sicherungssysteme unter den Schneemassen auffindbar und wenn ja, sind diese auch funktionsfähig?
  • Alleinarbeit ist strengstens verboten. Ist eine Person abgestürzt oder durchgebrochen, muss sie unverzüglich geborgen werden, sonst besteht Lebensgefahr.
  • Gefahrenzonen im und rund um das Gebäude präventiv absichern, damit im Falle eines Durchbruches oder bei herunterfallenden Schneemassen keine anderen Personen verletzt werden.

ÖAMTC: Straßensperren ernst nehmen

Aufgrund der Lawinengefahr sowie der starken Schneefälle sind aktuell über 100 Straßen in Österreich gesperrt. Es sei bereits vorgekommen, dass Autofahrer diese Sperren eigenmächtig umfahren oder sogar entfernt haben. "Das ist nicht nur unvernünftig und gefährlich, sondern auch strafbar. Diese Sperren müssen jedenfalls ernst genommen werden", warnte ÖAMTC-Juristin Tanja Tretzmüller.

Die Straßenverkehrsordnung sieht sogenannte unaufschiebbare Verkehrsbeschränkungen vor. "Beispielsweise können Mitarbeiter der Straßenaufsicht, des Straßenhalters oder der Feuerwehr bei Elementarereignissen eine besondere Verkehrsregelung erlassen", sagte die ÖAMTC-Juristin. Das können mündliche Anweisungen, aber auch durch entsprechende Verkehrszeichen verhängte Straßensperren sein. Das erfolgt mit der Wirkung, als ob die Maßnahme von der Behörde getroffen worden wäre.

Wird eine solche Straßensperre missachtet, kann dies mit bis zu 726 Euro Verwaltungsstrafe geahndet werden. Wenn Einrichtungen zur Regelung und Sicherung des Verkehrs entfernt oder in ihrer Lage verändert werden, drohen Bußgelder bis zu 2.180 Euro. Auch hinsichtlich der eigenen Kaskoversicherung ist Vorsicht geboten. "Zwar sind derartige Fälle noch nicht ausjudiziert, unter Umständen könnte sich die Versicherung im Schadensfall jedoch auf grobe Fahrlässigkeit berufen und sich von der Leistung frei erklären", warnte die ÖAMTC-Juristin.

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