Winter: Das Schnee-Chaos in Österreich

Situation bleibt weiter kritisch - Lage in Kärnten entspannt sich langsam

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Osttirol - Winter: Das Schnee-Chaos in Österreich

Der weitere Gefahrenanstieg in Richtung "sehr groß" hänge aber wesentlich von der Intensität der Neuschneefälle ab den späten Nachmittagsstunden ab, hieß es. Sollte es in kurzer Zeit mit hoher Intensität schneien, rechneten die Experten ab den Abendstunden in den Osttiroler Dolomiten, dem Karnischen Kamm sowie den südlichen Ausläufern Zentralosttirols mit einem Anstieg auf die Stufe "5".

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Auch Gletscherlawinen möglich

Dann seien auch sehr große, schadenbringende Lawinenabgänge zu erwarten. In den südlichen Ausläufern der Region Zentralosttirol ist laut den Experten wegen des dortigen Geländes sowie des schlechteren Aufbaus der Altschneedecke ein Kollaps der mächtigen Schneedecke wahrscheinlicher als weiter im Süden. Im Süden seien hingegen die Neuschneemengen extrem, dadurch könnten auch dort Lawinen sehr groß werden. Außerdem könnten durch den beginnenden Regen Gleitschneelawinen wahrscheinlicher werden.

135 Zentimeter seit Freitag

Seit Freitag habe es laut den Meteorologen "sagenhafte" 135 Zentimeter in den Osttiroler Dolomiten geschneit. In Summe waren es dort seit Donnerstag somit 215 Zentimeter Neuschnee in 48 Stunden. Im Norden Osttirols kamen hingegen nur mehr zwischen 20 und 30 Zentimeter dazu.

Besserung bis Montag

Besserung soll es laut ZAMG allerdings bis Montag geben: "Am Samstag und in der Nacht auf Sonntag schneit es in Osttirol und Oberkärnten zum Teil noch stark, die Schneefallgrenze sinkt wieder bis in die Täler. Im Bereich Galtail und Oberes Drautal kommen bis Sonntagabend 20 bis 40 Zentimeter Schnee dazu, im Lesachtal 40 bis 50 Zentimeter", sagte Paul Rainer von ZAMG in Klagenfurt am Samstag. "In den Karnischen Alpen erwarten wir 60 bis 90 Zentimeter Neuschnee. Am Sonntagnachmittag wird der Schneefall schon langsam schwächer und hört im Laufe des Montags größtenteils überhaupt auf", so die Prognose.

Keine Hubschrauberflüge möglich

Derzeit seien keine Hubschrauberflüge möglich, um sich aus der Luft ein Bild der Lage zu machen, sagte Bezirkshauptfrau Olga Reisner der APA am Samstag. Nach wie vor waren mehrere Gemeinden von der Außenwelt abgeschnitten.

Täler nicht erreichbar

Vorerst nicht erreichbar waren unter anderem das Defereggental, Prägraten, das Villgratental und Untertilliach. "In allen betroffenen Gemeinden wurde aber eine Einsatzleitung eingerichtet", erklärte Reisner. Die lokalen Lawinenkommissionen würden die Lage an Ort und Stelle einschätzen. Zudem sei in allen von der Außenwelt abgeschnittenen Gemeinden eine Grundversorgung wie auch medizinische Versorgung gewährleistet.

Vorsichtiger Optimismus

Reisner gab sich "vorsichtig optimistisch", was die weitere Situation anbelangt. Für den Nachmittag waren weitere Niederschläge angesagt. "Wir müssen aber abwarten, wie heftig diese ausfallen", betonte Reisner. Derzeit gelte Lawinenwarnstufe "4", die Experten des Lawinenwarndienstes rechneten aber mit einem Anstieg auf die höchste Gefahrenstufe in den Abendstunden.

Besserung in Kärnten

In Kärnten sind Samstagnachmittag wieder alle Haushalte mit Strom versorgt gewesen. Wegen der starken Niederschläge und damit verbundener Schneebrüche waren zwischenzeitlich 3.000 Haushalte ohne Elektrizität gewesen. Entwarnung will man beim Energieversorger Kelag nicht geben. "Wir beobachten die Situation genau, unsere Monteure sind in Bereitschaft", sagte Kelag-Sprecher Josef Stocker zur APA.

Lage bei ÖBB entspannt sich

Auch bei der ÖBB entspannte sich die Lage langsam. Nach den Streckenabschnitten Villach - Spittal und Spittal - Lienz wurde am Nachmittag auch das Teilstück Villach - Jesenice (Slowenien) provisorisch eröffnet. Die Tauernstrecke samt Tauernschleuse sowie die Fahrtrichtung Italien bleiben weiterhin gesperrt.

Nassfeld-Straße wieder offen

Am späten Nachmittag wurde auch die Straße in das Skigebiet Nassfeld geöffnet. "Diese Öffnung gilt nur auf Widerruf, solange keinen stärkeren Schneefälle einsetzten", sagte Katastrophenreferent LH Peter Kaiser (SPÖ). Damit war vorerst die An- und Abreise von zahlreichen Urlaubern möglich, die am Nassfeld bzw. im Tal festgesessen waren.

In der vergangenen Nacht sei es vor allem zu Ausfällen vom Ossiacher See bis ins Rosental gekommen. Am Vormittag wurden Probleme aus dem Gailtal, dem Drautal und dem Mölltal gemeldet. "Wir arbeiten laufen an der Behebung der Schäden. Wie sich die Situation weiterentwickelt, ist schwer einzuschätzen", erklärte Stocker.

Keine Probleme auf Autobahnen

In Kärnten waren zwar etliche Passstraßen und Nebenverbindungen gesperrt, auf den Autobahnen gab es vorerst aber keine Probleme. "Es hat sich vorerst beruhigt, das kann sich aber wieder ändern", sagte ein Sprecher des ÖAMTC. Am Freitag musste die Tauernautobahn (A 10) wegen hängen gebliebener Fahrzeuge bei Spittal für mehrere Stunden gesperrt werden. Die Autobahn war erst ab Mitternacht wieder frei befahrbar.

Die Ortschaft Heiligenblut war mittlerweile auch wieder erreichbar. "Wenn tagsüber entsprechend viel Schnee fällt, ist aber eine neuerliche Nachtsperre möglich", sagte Bürgermeister Josef Schachner zur APA.

Salzburg: Zwei Tourengeher verschüttet

Bei einem Lawinenabgang im Bereich des Loosbichl im Salzburger Großarltal sind am Samstagvormittag zwei Mitglieder einer vierköpfigen Tourengeher-Gruppe verschüttet worden. Bei einer Person ragte nach Informationen der Bergrettung nur noch eine Hand aus dem Schnee, der zweite Tourengeher wurde von den Schneemassen gegen einen Baum gedrückt, teilweise verschüttet und ebenfalls schwer verletzt.

Wie der Leiter der Ortsstelle Großarl, Ignaz Hettegger, zur APA sagte, ist die Lawine kurz vor 11.30 Uhr in einem Nordwest-Hang in rund 1.800 Metern Höhe abgegangen. Beide Opfer hätten sich relativ lange unter dem Schnee befunden. Der Hubschrauber konnte wegen des starken Föhnsturms nicht landen. Die Retter und fünf Hundeführer von Bergrettung und Rotem Kreuz wurden so weit es ging auf den Berg geflogen, sie mussten die letzten 300 Höhenmeter aber zu Fuß zur Unglücksstelle aufsteigen.

Insgesamt standen zwei Rettungs- und ein Polizeihubschrauber im Einsatz, zumindest einer der beiden Verschütteten hatte kein LVS-Gerät bei sich. In den Niederen Tauern herrschte am Samstag Lawinenwarnstufe 3 ("Erheblich"). Der starke Wind hat aber großen Mengen von Neuschnee über die Kämme verfrachtet und die Situation lokal noch verschärft. Über die Identität der Tourengeher und den genauen Unfallhergang lagen zunächst keine Informationen vor.

Unfälle im Burgenland

Eisglatte Straßen haben Samstagfrüh auch fast stündlich zu Verkehrsunfällen im Burgenland geführt. Die Feuerwehren barg mehrere von der Fahrbahn gerutschte Fahrzeuge. Zu Unfällen mit schweren Verletzungen ist es laut Landessicherheitszentrale aber nicht gekommen.

Auf der A3 im Bezirk Eisenstadt-Umgebung geriet ein ungarischer Autolenker in den frühen Morgenstunden bei einem Überholvorgang ins Schleudern und touchierte den überholten Pkw. Zwei nachkommende Lenker mussten abrupt bremsen und gerieten ebenfalls ins Schleudern. Alle vier Fahrzeuge krachten in die Leitschienen, berichtete die Landessicherheitszentrale. Verletzt wurde niemand.

In Parndorf (Bezirk Neusiedl am See) wurde eine 37-jährige Radfahrerin von einem Auto erfasst. Über den genauen Unfallhergang konnte die Polizei keine Angaben machen. Die Frau wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Die Verletzungen stellten sich im Nachhinein jedoch als leicht heraus, so die Landessicherheitszentrale.

Klug sieht Bundesheer bestens gerüstet

Verteidigungsminister Gerald Klug sieht das Bundesheer "bestens gerüstet" für Hilfseinsätze nach den heftigen Schneefällen. "Es ist klar, dass sich die österreichische Bevölkerung gerade bei solchen Naturkatastrophen auf das österreichische Bundesheer verlassen kann", sagte Klug am Samstag vor Journalisten in München.

Das Bundesheer habe mehr als 1.000 Soldaten in Bereitschaft gesetzt. "Wir werden hier Schutz und Hilfe zur Verfügung stellen", versprach Klug, der in München an der Sicherheitskonferenz teilnahm. Seitens der ÖBB gab es eine konkrete Hilfsanfrage. 76 Soldaten des Villacher Pionierbataillons 1 sind angefordert worden, um am Großverschiebebahnhof Villach Süd in Fürnitz Schienen und Weichen von den Schneemassen zu befreien.

Bereits seit Freitagabend befand sich in St. Johann in Tirol ein vierter Lawineneinsatzzug in Bereitschaft. Damit standen vier Lawineneinsatzzüge des Bundesheeres (St. Johann, Lienz, Spittal, Klagenfurt) für Spezialaufgaben zur Verfügung. Insgesamt hielt das Bundesheer mehr als 4.000 Soldaten für etwaige Schneeeinsätze bereit. Davon könnten die 1.260 bereitgehaltenen Soldaten in Kärnten und Tirol rasch bei Bedarf an Ort und Stelle eingesetzt werden.

In Osttirol führte das Jägerbataillon 24 eine Schadenserkundung im Bezirk Lienz und Lienzer Talboden durch. Der Schneeräumeinsatz am Großverschiebebahnhof Villach Süd sollte bis etwa 16.00 Uhr dauern.

Kommentare

Woher kommt der viele Schnee?
Offensichtlich hat da jemand zu viel CO2 eingespart - sonst ist ja so etwas nicht möglich - oder?

Ignaz-Kutschnberger

Momentan kann man nur HOFFEN und BETEN... Die nächsten Std werden entscheidend sein

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