Windenergie in Österreich

5 Fakten zum Thema Windkraft. Und im Video: Eine Windradbesteigung

Sie gehören mittlerweile zum Landschaftsbild in Österreich dazu: Windräder. Und hier scheint auch schon der einzige Angriffspunkt für Kritiker zu liegen. Die Zahlen verweisen den Schönheitsfehler in den Hintergrund. Bis 2030 sollte die Stromversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammen, sagte Bundeskanzler Faymann bei der Klimakonferenz in Paris. Wie realistisch ist dieses Vorhaben? Und welchen Beitrag kann die Windenergie dazu leisten? Fragen und Antworten. Außerdem im Video: Eine Windradbesteigung mit "Windmüllnerin" Christine Weiß.

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© Video: news.at

1. Wie funktioniert ein Windrad

Ein Windrad entnimmt dem wehenden Wind über einen Rotor die Energie. Wind bringt den Rotor zum Drehen, ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo wird diese Drehenergie in Strom umgewandelt - der dann weiter ins Stromnetz läuft.

© IG Windkraft

2. Wie viel Strom erzeugt ein Windrad?

Grundsätzlich gilt: Je höher ein Windrad ist, desto mehr Strom erzeugt es. Da oben der Wind regelmäßiger bläst, kann mehr Energie abgezweigt werden. 2015 erzeugten in Österreich 1.129 Windkraftanlagen eine Gesamtleistung von etwa 2410 Megawatt. Das entspricht umweltfreundlichem Strom für mehr als 1,5 Millionen Haushalte. Das sind immerhin 40 Prozent aller Haushalte hierzulande. Im Schnitt versorgt also ein Windrad 2.000 Haushalte mit Strom.

3. Welche Vor- & Nachteile bringt Windenergie mit sich?

Windräder sind weithin sichtbar. Das empfindet nicht jeder als schön. Die Vorteile überwiegen allerdings: Es sind nur wenige Eingriffe in die Natur nötig, um ein Windrad zu erreichten, sie sind geräuscharm. Abgesehen davon ist Wind an sich kostenlos, er muss nicht importiert werden. Außerdem liefert Windstrom einen enormen Beitrag zum Klimaschutz. Laut der IG Windkraft vermeidet er jährlich mehr als 190 Millionen Tonnen CO2, das sei beinahe das Zweieinhalbfache des gesamten CO2-Ausstoßes von Österreich. Und: Mit Windenergie macht sich Österreich unabhängig, teure und unsichere Importe können dezimiert werden.

4. Welchen Stellenwert hat Windenergie?

Windenergie ist 2015 in der Europäischen Union mit 142 Gigawatt zur drittwichtigsten Energiequelle geworden. Insgesamt wurden laut EWEA neue Windanlagen mit einer Kapazität von 12,8 Gigawatt hinzugebaut, um 6,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Windenergie deckte demnach 11,4 Prozent des Stromverbrauchs in den 28 Ländern der EU ab.

Gemessen an der Kapazität ist Windenergie laut dem europäischen Windenergieverband inzwischen die bedeutendste erneuerbare Energie in Europa. Sie mache 15,6 Prozent des gesamten Energieangebots aus und habe damit die Wasserkraft (15,5 Prozent) überholt. Führende Energiequellen blieben Gas mit 21,1 Prozent und Kohle mit 17,5 Prozent.

5. Wie ist es um die Windkraft in Österreich bestellt?

Derzeit erwirtschaften in der Branche 170 Firmen rund 660 Mio. Euro Jahresumsatz. Die Jahresproduktion entsprach 8,7 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs. Damit hat man im Vergleich zu einer Stromproduktion aus fossilen Energieträgern 3,4 Mio. Tonnen CO2 eingespart. Das entspricht laut IG Windkraft dem, was 40 Prozent aller Autos ausstoßen.

Es könnte aber noch mehr sein. Das Bekenntnis von Bundeskanzler Faymann im Zuge der Klimakonferenz in Paris, Strom solle bis 2013 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammen, freut die Branche. Hier hofft man nun auf eine Gesetzesnovelle. Derzeit könnten über 230 "baureife Windkraftanlagen" nämlich nicht errichtet werden. Die IG Windkraft fordert eine Reform des Ökostromgesetzes und dadurch mehr und verlässlichere Subventionen. Alleine aus der Windkraft könnten bei entsprechender Unterstützung 2030 schon 24 Prozent des Stroms stammen.

© IG Windkraft Windräder in der Warteschlange

"Es ist die Ungewissheit, ob neue Anlagen je in Betrieb gehen können", bringt Julian Weiß von der Betreiberfirma "Ökowind" die Herausforderungen für die Branche auf den Punkt. "Man investiert sehr viel in Projekte und Genehmigungen, ornithologische Untersuchungen und alle sonstigen Gutachten, die nötig sind. Und das immer mit der Ungewissheit, ob man die Anlagen jemals errichten kann - aufgrund äußerer Umstände wie den Netzanschluss oder die Fördersituation in Österreich." Von der "Warteschleife" ist "Ökowind" direkt betroffen: "Wir haben ein Projekt im Weinviertel, im Gablitztal mit drei Anlagen, im Anschluss an bestehende Anlagen. Hier haben wir bereits den UVP-Bescheid, aber sind auf einer Warteschlange für den Ökostromeinspeisetarif, mit der derzeitigen Aussucht, dass man gar keinen Tarif bekommt, wenn es keine gesetzliche Änderung gibt."

Weiterführender Link:
IG Windkraft: www.igwindkraft.at/

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