Schwere Vorwürfe gegen
Ex-Präsidenten Sterba

Prüfbericht: Franz Sterba soll einen Schaden von rund 190.000 Euro angerichtet haben

In die Affäre um mögliche Malversationen beim Wiener Tennisverband (WTV) kommt neue Bewegung: Das renommierte Wirtschaftsprüfungsunternehmen BDO Austria hat den im Herbst in Auftrag gegebenen Prüfbericht fertiggestellt und dem Wiener Tennisverband übermittelt. Das Ergebnis? Fällt vernichtend aus. Für Franz Sterba, der die Geschäfte des WTV rund 25 Jahre gelenkt hat.

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Wiener Tennisverband - Schwere Vorwürfe gegen
Ex-Präsidenten Sterba

Die Finanzprüfer der BDO werfen dem 57-jährigen ehemaligen Manager laut Informationen von news.at vor, beim Wiener Verband in den letzten Jahren einen Schaden von zumindest 192.000 Euro angerichtet zu haben. Der tatsächliche Fehlbetrag könnte noch weitaus höher liegen: in der Kurzzusammenfassung, die den Mitgliedsvereinen am Mittwoch zugestellt wurde, ist – diverse Annahmen vorausgesetzt – von rund 340.000 Euro die Rede, die nicht unmittelbar zum Wohle des Tennissports ausgegeben worden sein könnten. Der einstige Wiener Tennischef Sterba soll, wie in News mehrfach berichtet, unter anderem einen auf den Verband geleasten Porsche 911 und einen Audi A6 pilotiert haben.

Die Vorwürfe gegen Franz Sterba waren im September 2016 nach einer Sachverhaltsdarstellung an die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ruchbar geworden. Bei Einvernahmen durch Ermittler hatte eine Verbandsmitarbeiterin später ausgesagt, es habe im WTV auch zwei Kassabücher gegeben – eine „Kassa Verband“ und eine „Kassa Sterba“. Der Präsident persönlich habe stets einen Großteil der Finanztransaktionen durchgeführt. „Ich weiß, dass Dr. Sterba mit dem Porsche und mit dem Audi gefahren ist. Wer sonst noch die Autos benützt hat, weiß ich nicht", sagte die Angestellte unter Wahrheitspflicht. Es habe sich insgesamt um vier Leasingfahrzeuge gehandelt. "Die monatlichen Raten bezüglich Leasing und Reparaturen wurden vom Wiener Tennisverband bezahlt", gab die Zeugin zu Protokoll. Sie habe die offenen Aufträge in das Onlinebanking-Portal gestellt. "Dr. Sterba hat dann die tatsächliche Überweisung mittels TAN durchgeführt." Die WTV-Mitarbeiterin erklärte: "Ich habe mich darüber gewundert, dass der Wiener Tennisverband einen Porsche hat.“

»Ich habe mich darüber gewundert, dass der Wiener Tennisverband einen Porsche hat.«

Im Herbst hatte Sterba, der alle Vorwürfe stets vehement bestritten hat, in einer Aussendung erklärt, er könne alles entkräften und werde binnen weniger Tage für Aufklärung sorgen. Anfang Jänner 2017 erfolgte dann der Rücktritt Sterbas im Wiener Verband; zeitgleich legte er im ÖTV auch das Amt des Vizepräsidenten nieder. Eine Anfrage von news.at bei seinem Rechtsberater blieb zunächst unbeantwortet.

Interimistisch führt derzeit Professor Ernst Wolner, einst Chef des ÖTV, als Vizepräsident den Wiener Verband. Wolner bestätigt die Summen und zeigt sich einigermaßen kosterniert: „Ich kenne die Rohergebnisse bereits seit Dezember. Als mich die Prüfer damals holten, habe ich gesagt: ‚Das gibt es nicht! Das müssen Rechenfehler sein.‘“ Es habe dann ein Treffen mit Sterba gegeben, worauf dieser Anfang Jänner seinen Rücktritt erklärte. Wolner: „Bis Februar hatte Sterba dann Zeit, bei den Prüfern der BDO für Aufklärung zu sorgen.“ Sterba habe auch intensiv Stellung genommen, das Gutachten falle jedoch leider dramatisch aus. Wolner: "Ich hätte Direktentnahmen – und nichts anderes ist das – nicht für möglich gehalten. Das ist nicht nur für mich unglaublich.“ In einem Brief, der gestern an die Mitglieder verschickt wurde, hält Ernst Wolner jedoch ausdrücklich fest: „Bis zum Abschluss des Strafverfahrens hat für Franz Sterba die Unschuldsvermutung zu gelten.“

Nächster Programmpunkt im Wiener Tennisverband ist die Generalversammlung. Ende März müssen die Mitgliedsvereine unter anderem beraten, ob sie sich dem Strafverfahren gegen den Ex-Präsidenten anschließen. Ein Prüfbericht der BDO wurde jedenfalls an die ermittelnde Staatsanwaltschaft Wien verschickt. Wer den Verband führen wird, ist offen. Ernst Wolner kann sich vorstellen, in diesen turbulenten Zeiten noch "bis maximal Sommer" an der Spitze zu bleiben. „Allerdings nur, wenn es keine Kampfabstimmung gibt. Das habe ich nicht notwendig."

Reaktion des ÖTV

In der Zwischenzeit hat der österreichische Tennisverband Stellung dazu bezogen. In einer öffentlichen Aussendung heißt es:

Nach Veröffentlichung des Prüfberichts über die Buchhaltung des Wiener Tennisverbandes (WTV) seitens BDO Austria möchte der ÖTV darauf reagieren und informieren.
„Wenn die Vorwürfe so stimmen, dann gibt es nichts zu beschönigen, auch wenn ich Franz Sterba in seiner ehrenamtlichen Funktion beim ÖTV als engagierten Funktionär kennengelernt habe. Es ist aber auch wichtig, diese möglichen Unregelmäßigkeiten ins rechte Licht zu rücken“, sagt ÖTV-Präsident Robert Groß. „Der ÖTV hat keinerlei Kontrolle oder Einsicht in die Finanzen der Landesverbände, die laut Statuten völlig autonom sind. Das heißt, so unerfreulich das Thema ist, mit den Geschäften des ÖTV hat das nichts zu tun“, so Groß weiter. „Franz Sterba war für den ÖTV auch nie zeichnungsberechtigt. Solche Unregelmäßigkeiten wären innerhalb des ÖTV jedenfalls nicht möglich, weil bei uns in Finanzangelegenheiten ein striktes Sechs-Augen-Prinzip gilt. Wir hoffen, dass dieses Thema möglichst rasch transparent geklärt wird, damit wir uns wieder ausschließlich dem weiteren Aufschwung im österreichischen Tennis widmen können.“

Stellungnahme von Franz Sterba

Um kurz nach 16:00 erreichte die News-Redaktion eine erste schriftliche Stellungnahme von Dr. Franz Sterba: "Ich habe den Bericht selbst erst vor kurzem erhalten, und kann daher noch nichts konkret sagen. Eines allerdings schon: Dass die darin enthaltenen Zahlen zum Teil auf nicht erklärten, völlig aus der Luft gegriffenen Annahmen der BDO beruhen. Der von der BDO aufgrund von Mängeln in der Buchhaltung festgestellte Fehlbetrag wird selbstverständlich von mir ersetzt, und in den nächsten Tagen an den WTV überwiesen."