Belangloser Klamauk

Susanne Zobl über die Premiere von Donizettis "Don Pasquale"

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Don Pasquale © Bild: Michael Poehn

Wie abgründig Donizettis Belcanto-Oper wirklich ist, zeigte Riccardo Muti in einer konzertanten Aufführung mit seinem Cherubini-Jugendorchester 2012 im Wiener Musikverei. Das Werk, das zunächst nur wie eine leicht konsumierbare musikalische Komödie mit ins Ohr gängigen Melodien und Arien anmutet, erzählt vom Kampf gegen die Einsamkeit eines alternden, tyrannischen Bürgers und dessen Übertölpelung. Das manifestiert sich bereits in der Ouvertüre. Nicht so beim Dirigat von Jesus Lopez-Cobos im Graben der Wiener Staatsoper. Da kann auch Robert Nagys Cellosolo wenig retten. Das droht in der verhuschten Ouvertüre, während der bereits auf der Bühne gespielt wird, unterzugehen. Weshalb zu Beginn Betrunkene aus einer Bar geschafft werden, erschließt sich nicht. Ebenso wenig, weshalb Irina Brook die Geschichte, die in den Vierzigerjahren des 19. Jahrhunderts spielt, in die Gegenwart verlegt.

Don Pasquale
© Michael Poehn

Noelle Ginefri-Cobels Bühne ist üppig, die Grenzen des Kitsch überschreitend augenfeindlich ausgestattet. Rosa Palmen mit leuchtenden Lämpchen, Plüschmöbel, Liegestühle im Zebrastreif fordern zum Wegschauen auf.

Don Pasquale
© Michael Poehn

Dort führt Irina Brook, deren Vater ein Magier der absoluten Reduktion ist, ihr Personal durch das Dickicht ihrer Regieeinfälle. Klamauk wird dabei im Übermaß geboten. Etwa, wenn sich Don Pasquale, der sich vom seriösen Bürger zum geckhaften Brautwerber wandelt, im ständigen Kampf mit seiner Perücke unterliegt. Oder Ernesto seine Arien in Gestalt eines südamerikanischen Tango-Sängers, weißer Anzug, schwarz-weißes Schuhwerk, den passenden Borsalino zu seinen Arien schwingt. Das ist alles ganz, kommt aber über die Grenzen einer belangslosen Klamauk-Klamotte nicht hinaus.

Don Pasquale
© Michael Poehn

Dem steht Lopez-Cobos am Pult der Wiener Philharmoniker um nichts nach. Musiziert wird spannungsfrei, Donizettis Musik gerät zum Sedativum.

Don Pasquale
© Michael Poehn

Gesungen wird größtenteils ordentlich: Michele Pertusi überzeugt in der Titelrolle als Krach-Komödiant mit präziser Stimmführung. Alessio Arduini gibt einen ordentlichen Malatesta. Valentina Narfornita geht als Norina ganz in der Rolle der Bißgurrn auf. Mit ihrem in den Höhen oft schrillen Sopran setzt sie sich über alles hinweg.

Don Pasquale
© Michael Poehn

Juan Diego Florez triumphiert als Ernesto. Mit höhensicherer Strahlkraft und breitgefächerten Klangfarben ist der peruanische Tenor vergleichslos in seinem Fach.

Kommentare

War in der Vorstellung am 2. Mai,Kritiker tun mir manchmal leid alles sollte einen tiefen(dramatischen) Hintergrund haben. Sie können sich nicht mehr hinsetzen und Musik sowie Stimmen (unvoreingenommen) lauschen. Auch wenn sie es als "sinnlosen" Klamauk abwerten, bleibt es sehr subjektiv. In dieser Vorstellung (ausverkauft) war die Reaktion auf den "Klamauk", zu 100% anders als ihr Wahrnehmung !

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