Die Netrebko als Alleinkünstlerin

Donizettis "Anna Bolena" mit phantastischer Protagonistin in mediokrer Konstellation

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Anna Bolena © Bild: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Die muffige Pragmatik der Inszenierung von Eric Génovèse war schon 2011 ein Ärgernis. Nun kommt der Dirigent Andriy Yurkevych dazu, der die an sich nur partiell inspirierte Partitur postsowjetischer Langeweile ausliefert. Ekaterina Semenchuk ist eine respektabel singende Seymour, als Gegenspielerin der Netrebko bleibt sie chancenlos. Der nämlich gelingt es, auch im historischen Vergleich mit den Besten Augenhöhe zu halten. Die Netrebko ist intensiv wie die Callas, verfügt aber über die schönere Stimme. Trotz gewonnener Dramatik hat sie sich Geschmeidigkeit und Höhensicherheit bewahrt und das dunkle Leuchten intensiviert. Ihre Perfektion erinnert an die Sutherland, die aber im Vergleich kalt wirkt. Sie hat Aura, Präsenz und darstellerische Wahrhaftigkeit.

Anna Bolena
© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Neben ihr halten sich Margarita Gritskovas Smeton, Luca Pisaronis Heinrich VIII. und Dan Paul Dimitrecus Rochefort wacker. Wo die Direktion den Tenor Celso Alberti gefunden hat, darf unergründet bleiben, wenn sie ihn nur eilends dorthin zurückschickt.

Anna Bolena
© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

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