Überwältigende
"Johannespassion"

Philippe Jordan zeigt mit hochkarätigem Solisten-Ensemble Johann Sebastian Bach

Noch vor wenigen Jahren war es verpönt, Werke aus dem Barock, anders aufzuführen als mit alten Instrumenten. Der sogenannte Originalklang schien die allein seligmachende Musizierpraxis, wenn es um Bach, Händel oder deren Zeitgenossen ging. Unbestritten hat Nikolaus Harnoncourt mit seinem Concentus musicus neue Maßstäbe gesetzt. Diese gilt es nun, nach ihm, fortzuführen. Philippe Jordan zeigte mit seinen Wiener Symphonikern Bachs "Johannespassion" mit Höchstwirkung.

von
THEMEN:
Wiener Konzerthaus - Überwältigende
"Johannespassion"

Im Zentrum des Orchesters waren die Originalklänger platziert: Lucas Schurig-Breuß und Elisabeth Wiesbauer (Viola d’amore), Christophe Coin (Viola da Gamba), Hubert Hoffmann (Laute) und Johannes Maria Bogner (Cembalo). Der stark verkleinerte Klangkörper der Wiener Symphoniker bildete den Rahmen. Links die Violinen, rechts die tiefen Streicher und die Bläser im Hintergrund. Auch, wenn das Klangbild zuweilen etwas aus dem Gleichgewicht geriet, wenn die tiefen Streicher in manchen Passagen im ersten Teil die Violinen zu übertönten schienen, erwies sich diese Orchesteraufstellung als ideal für Bachs Oratorium. Die Kombination des Symphonieorchesters mit den Solisten auf alten Instrumenten zeigte, dass Johann Sebastian Bach ein außerordentlicher Musikdramatiker war, und Philippe Jordan führte mit der von Reinhard Führer (Orgel) komplettierten Formation in jeder Hinsicht hochdramatisches Klangtheater auf.

Nicht Unwesentliches trug dazu das erstklassige Solisten-Ensemble bei: Werner Güra gab den Evangelisten mit seinem hellen Tenor optimal. Adrian Eröd (Christus) nobles Timbre überwältige, Bassbariton Florian Bösch verkörperte die Partien des Petrus und Pilatus in jeder Hinsicht fulminant. Erstklassig: Genia Kühmeier (Sopran), Elisabeth Kulman (Alt) und Daniel Behle (Tenor). Da fehlte nichts.

Kommentare