Attraktion mit Exkremententasche

Was eine Fahrt kosten darf und wie die Exkremententasche die Pferdewindel ersetzte.

von Wiener Fiaker © Bild: Apa/HERBERT PFARRHOFER

Verankert sind die Vorschriften für die zweispännigen Droschken bzw. ihre Führer im Wiener Fiaker- und Pferdemietwagengesetz. Dieses wurde zuletzt 2011 von der rot-grünen Stadtregierung novelliert, was den Wagenbesitzern strengere Auflagen bzw. mehr Verpflichtungen bescherte. Seither müssen die Gespanne mit Fahrtenbuch und Nummerntafeln ausgestattet sein, stattet das Veterinäramt unangemeldete Besuche in Ställen und an Standplätzen ab und müssen vermehrt verpflichtende Ruhezeiten für Pferde eingehalten werden.

Außerdem wurden die Exkremententaschen - auch "Pooh-Bags" genannt - zur ausnahmslosen Pflicht. Davor konnten sich Gegner der bereits 2004 eingeführten Pferdewindeln mittels Ersatzzahlung freikaufen. Bei Verstößen gegen die Vorschriften werden diverse Strafen verhängt, wobei die Höchstgrenze bei 3.500 Euro liegt.

Was eine Fiaker-Tour kosten darf

Was die Preisgestaltung für die Kundschaft betrifft, greift die Stadt hier in Teilbereichen ebenfalls ein. So sind Höchsttarife für die kleine und die große City-Rundfahrt mit 20 bzw. 40 Minuten Länge vom Rathaus vorgegeben. Die Touren dürfen höchstens 55 bzw. 80 Euro kosten. Der Preis für Sonderfahrten wie zu Hochzeitsanlässen liegt hingegen allein beim Fiaker-Unternehmer. Wenig Spielraum haben die Kutscher allerdings in Sachen Dienstkleidung. Demnach sind einfarbiges Hemd oder Bluse, Mascherl oder Krawatte, lange Hose oder Rock, Gilet, Sakko oder Blazer, Straßenschuhe und Melone vorgegeben. Jeans, Parka und Turnschuhe sind dezidiert verboten.

Tradition seit 1670

Um den 30. August herum feiern die Wiener Wahrzeichen im Stephansdom den Namenstag ihres Schutzheiligen, des irischen Mönchs Fiacrius. Dessen namensgebende Funktion rührt aus dem Paris des 17. Jahrhunderts her, als der Kaufmann Nicolas Souvage erstmals Pferdelohnwagen mit Kutschern anbot, die ihren Standplatz in der Rue de Fiacre hatten. Die Geschäftsidee wanderte bald auch nach Wien, wo gegen 1670 die ersten Fiaker-Lizenzen durch die "Polizeioberdion" ausgegeben wurden, auch wenn sich der Name "Fiaker" erst später einbürgerte. Ihren Höchststand erreichten die Fiaker dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als rund 1.000 Droschken ihre Kreise durch die Innenstadt zogen.

Tierquälerei oder nicht?

In den vergangenen Jahren waren die Wiener Wahrzeichen, über die sich so mancher Städter zuweilen wegen ihrer verkehrsflussbremsenden Wirkung ärgert, immer wieder mit Vorwürfen von Tierschützern konfrontiert - aktuell wegen der angeblich zu hohen Hitzebelastung der Zugtiere. Die Stadt versuchte die im Laufe der Zeit vorgebrachten Kritikpunkte nicht nur mit der erwähnten Gesetzesnovellierung, sondern auch durch die vermehrte Beschattung der Standplätze abzuschwächen. Im Zuge letzterer wurde der viel frequentierte Standort Heldenplatz wegen zu hoher Sonneneinstrahlung vor einiger Zeit aufgelassen.

Einige Ideen im Fiakergewerbe erwiesen sich aber als nicht zielführend. So scheiterte 2007 ein Versuch mit Gummihufen, um die überproportionale Beschädigung des Innenstadtpflasters durch die eisernen Pferdeschuhe zu verhindern. Diese sind offensichtlich schädlich für die Gelenke, da die Pferde bei Nässe rutschten, bei Trockenheit jedoch durch den Gummi abrupt gestoppt würden. Überdies nutze sich das Material schnell ab, hieß es damals.

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