Spektakel ohne Sinn

Die deutsche Künstlerin Ulla von Brandenburg setzte für das Projekt "Friede auf Erden" sieben Werke von Arnold Schönberg für die Wiener Festwochen im Jugendstiltheater in Szene. Aber warum?

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Wiener Festwochen - Spektakel ohne Sinn © Bild: Nurith-Wagner-Strauss

Hans Christian Andersen erzählt in einem Märchen die Geschichte eines Kaisers, der sehr viel Geld für Kleider ausgibt, die es gar nicht gibt. Denn diese könne nur sehen, wer seines Amtes würdig und deshalb auch nicht dumm sei. Die Mähr von diesen besonderen Gewändern wird rasch verbreitet, der Kaiser für seiner Gewänder bewundert, bis er bei einer Parade von einem Kind verlacht wird, weil er nichts anhat. So arg wie im Märchen "Des Kaisers neue Kleider" verfährt man mit dem Publikum bei der Produktion "Friede auf Erden" im Jugendstiltheater auf der Baumgartner Höhe nicht. Denn zumindest wird dabei Stoff verwendet, der das Potenzial für eine interessante Performance hätte. Ebenso die Ausführenden, der hervorragende Arnold Schönberg Chor, Musiker vom Klangforum Wien und der exzellente Dirigent Erwin Ortner.

© Nurith-Wagner-Strauss

Die deutsche Malerin und Videokünstlerin Ulla von Brandenburg hatte sich die Aufgabe gestellt, Schönbergs Gedichtvertonungen von Stefan George, Dagobert D. Runes und Conrad Ferdinand Meyer in Szene zu setzen. Erst treten Solisten in einem von Säulen getrennten Nebenraum des Theaters auf, dann zieht der Chor in bunten Gewändern ein. Das erinnert die Rezensentin an frohe Kindertage, an Kostümbälle in den längst nicht mehr existenten Wiener Sofiensälen. Ein wunderbares Vergnügen zur Faschingszeit für die Jüngsten im Volksschulalter.

© Nurith-Wagner-Strauss

Das Problem dieser Festwochen-Produktion ist, dass weder der musikalisch, literarische Stoff noch das Können der wirklichen Künstler, nämlich der Choristen und ihres Dirigenten, genützt wird. In ihren Fantasiekleidern wandeln oder tummeln sie sich eine Stunde lang singend durch den Raum, seltsame Gestalten lassen Schattenspiele sehen. Vom Gesang versteht man nicht, bei Schönbergs Musik wären Übertitel dringend nötig gewesen. Auch bei den Solisten, die ohne Rücksicht auf die Akustik so platziert waren, dass man nichts versteht.

© Nurith-Wagner-Strauss

Wie gut dieser Chor tatsächlich singt, war in diesen seltsamen Konstruktionen auch nicht zu hören. Gigantische Stoffballen, die in verschiedenen Farben vom Balkon herabgelassen, Stofftücher, die an Seilen über eine Bühne gezogen wurden, waren nur bunt, sonst nichts. Sonst wurde der Raum des Jugendstiltheaters nicht genutzt. Das Künstlerische erschloss sich bei Ulla von Brandenburgs "Friede auf Erden" als nichts mehr als des "Kaisers neue Kleider".