Wien will Mobbing
und Konflikte bekämpfen

Mobbing, Diskriminierung, stereotype Rollenbilder oder Hass im Netz: Kinder und Jugendliche sind vielen Spannungen und Konflikten ausgesetzt. Die Stadt Wien will diesen Problemen mit einem neuen Präventionsprogramm an Schulen mit besonderen Herausforderungen entgegentreten. Ziel ist, dass es unter den Schülern erst gar nicht zu solchen Reibereien kommt.

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Wien - Wien will Mobbing
und Konflikte bekämpfen

"Schule ist ein ganz wichtiger Ort für Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder", betonte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), der das Programm "Respekt: Gemeinsam Stärker" zusammen mit der Grünen-Spitzenkandidatin und künftigen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein vorstellte. Er versicherte, dass es sich bei dem Projekt um keinen weiteren Workshop handle, sondern vielmehr um ein langfristiges Vorhaben.

»Wir wollen genau dort hinschauen, wo es manchmal wehtut«

Die Ziele sind, Mädchen und Burschen gezielt zu stärken, Pädagogen im Umgang mit den Problemen der Jugendlichen zu unterstützen und die Eltern als Partner miteinzubeziehen. "Wir wollen genau dort hinschauen, wo es manchmal wehtut: Dorthin, wo es Spannungen, Diskriminierungen und Abwertungen im sozialen oder religiösen Bereich, bei den Geschlechterrollen oder woanders gibt", umriss Hebein.

Präventivprogramm für zehn- bis 17-Jährige

Konkret richtet sich das Präventivprogramm an zehn- bis 17-jährige Schüler. Zunächst soll ihnen Raum gegeben werden, um über ihre Probleme, Herausforderungen und Erfahrungen zu sprechen, erklärte Integrationsexperte Kenan Güngör, der das Programm entwickelte, erste Details. In weiterer Folge sollen sich die Jugendlichen mit den Themen kreativ auseinandersetzen. So könnten zum Beispiel Kurzfilme, Theaterstücke oder Podcasts produziert werden.

Lehrer und Eltern mit einbinden

Auch die Lehrer und die Eltern sind ein wesentlicher Teil des Projekts. Für die Pädagogen wird es Workshops und Supervisionen geben. Eltern sollen mit Beratungen und Workshops in Themenbereichen wie Geschlechterbilder, gewaltfreie Erziehung oder Unterstützung der Kinder sensibilisiert werden.

Pilotphase im kommenden Schuljahr

In der Pilotphase im kommenden Schuljahr 2019/2020 wird das Projekt an fünf bis zehn Neuen Mittelschulen (NMS) und Polytechnischen Schulen mit hoher bzw. sehr hoher sozialer Herausforderung getestet. Die Testschulen werden nach fachlichen Kriterien ausgewählt, betonte Güngör: "Es geht nicht um die Stigmatisierung." Ziel ist, die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt zu nutzen, um es im gesamten Wiener Pflichtschulsystem umzusetzen. Für das Präventionsprogramm sind 1,2 Millionen Euro veranschlagt.

ÖVP "enttäuscht", NEOS erfreut

Das Vorhaben der Wiener Regierung löste bei der Opposition gemischte Gefühle aus: Die ÖVP ist "enttäuscht", die NEOS begrüßen den Schritt. Für ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer und seine Kollegin, Bildungssprecherin Sabine Schwarz, handelt es sich um ein "Pseudo-Präventionsprogramm". "Der Inhalt ist leider offenbar aufgrund des sozialromantischen Einflusses der Wiener Grünen wieder ein großes Nichts nach dem Motto 'Es kreiste der Berg und gebar eine Maus'", ärgerten sich die beiden in einer Aussendung. Sie sehen "neuerlich nur eine Aneinanderreihung halbherziger Maßnahmen".

Für die NEOS ist das Programm ein erster Schritt in die richtige Richtung. Gleichzeitig mahnte Bildungssprecherin Bettina Emmerling, dass das Projekt nicht darüber hinwegtäuschen dürfe, dass ein längst überfälliges Gesamtkonzept für die Herausforderungen an den Wiener Schulen weiterhin auf sich warten lasse. "Es ist fünf vor zwölf: die Schüler, Lehrer und Eltern brauchen endlich flächendeckend Ansprechpersonen direkt an der Schule, am besten in Form von fixen Sozialarbeitern oder Sozialpädagogen, um Vertrauen aufzubauen. Projekte wie dieses können lediglich begleitende oder zusätzliche Angebote sein", forderte sie in einer Aussendung.

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