Die Ampeln stehen auf Rosalila

Wien ist nicht nur dieser Tage ein Mekka für Homosexuelle – und das ist gut so

von Eva Weissenberger (Editorial) © Bild: NEWS/Ian Ehm

Da waren sie wieder, die drei Argumente: Was das kostet! Haben wir keine anderen Probleme? Und wo wird das alles noch hinführen, muss man sich bald dafür entschuldigen, dass man zur Mehrheit gehört? Kaum diskutiert man über Feminismus, Gleichstellung von Homosexuellen oder Zuwanderung, läuft die Debatte in diese Richtung.

Der aktuelle Anlass: Die Wiener Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou lässt in diesen Wochen rund um Life Ball und Song Contest auf ein paar Dutzend Ampeln Pärchen blinken, in den Kombinationen Mann/Mann, Frau/Frau und Mann/Frau. Erstens: Der Spaß kostet 63.000 Euro. Klingt nach viel, ist es aber nicht. Zum Vergleich: Der ESC kostet die Stadt 17,1 Millionen Euro, das jährliche Werbebudget des Rathauses beträgt 53 Millionen Euro.

Über die Homo-Ampeln berichteten Medien weltweit, vom deutschen Spiegel über die britische BBC bis zur US-amerikanischen New York Times. Der Werbewert übersteigt die Investition um ein Zigfaches. Wien positioniert sich damit weiter als die Destination für schwulen Städtetourismus. Das mag manch Wiener unkommod finden, Hotellerie, Gastronomie und Handel nehmen das Geld der konsumfreudigen sogenannten Dinks (zwei Einkommen, keine Kinder) aber gerne.

Zweitens: Haben wir keine schlimmeren Probleme? Ja, eh, es gibt immer etwas noch Wichtigeres. Folgt man diesem Argument, darf man über gar nichts mehr diskutieren, außer den Kriegen im Nahen Osten, dem Klimawandel und internationalen Finanzströmen.

Das dritte Argument: Muss man sich jetzt schon dafür entschuldigen, dass man „normal“ ist? Das ist eine besonders perfide Verdrehung der Tatsachen. Nur, weil aus einem Privileg ein Recht für alle wird, heißt das ja nicht, dass derjenige, der das Privileg immer schon hatte und weiter genießt, dadurch diskriminiert wird. Ein Beispiel: Dass homosexuelle Paare ihren Bund fürs Leben nun auch amtlich besiegeln können, hat wohl keine Hochzeit zwischen Mann und Frau vereitelt – abgesehen von ein paar Josefsehen vielleicht, die beide Partner unglücklich gemacht hätten.

Das war jetzt eine Meinung, also meine. Sollten Sie anderer Meinung sein, dann toleriere ich das nicht, nein, denn das bedeutet, wie Lotte Tobisch letzte Woche schrieb, erleiden, erdulden, ertragen. Nein, ich finde es richtig und wichtig, dass Sie Ihre Meinung äußern können, ob mir diese passt oder nicht. Sie können also gerne meinen: Was das kostet! Haben wir keine andern Probleme? Und muss man sich bald dafür entschuldigen, dass man zur Mehrheit gehört? Dies sei hier deshalb ausdrücklich erwähnt, weil – und auch das ist nur eine (meine) Meinung – die ach so Toleranten mitunter ganz schön intolerant sind und ein bisschen zu demonstrativ leiden, wenn jemand anders denkt als sie. Aber, Achtung! Die Meinungsfreiheit dient dazu, die Bürger vor Repressalien des Staates zu schützen. Das heißt nicht, dass sich jeder jeden Blödsinn, der irgendwo gesagt, geschrieben oder gepostet wird, anhören oder durchlesen oder womöglich darauf antworten muss. Mitunter sollte man sich die Freiheit nehmen, gewisse Meinungen nicht einmal zu ignorieren.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte:
weissenberger.eva@news.at

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