Widerstand gegen die Airbus-Sparpläne: Mitarbeiter in Varel & Laupheim im Ausstand

Konzernweit sollen 10.000 Posten gekürzt werden Metallgewerkschafter mach Politikern Vorwürfe

Die Belegschaft und Teile der Politik stemmen sich massiv gegen die geplante Streichung tausender Stellen bei Airbus. In den vom Verkauf bedrohten Werken Varel in Niedersachsen und Laupheim in Baden-Württemberg verweigerten die Beschäftigten weiter die Arbeit. Auch in Nordenham kam es zu Arbeitsniederlegungen. Niedersachsens Landesregierung kündigte an, sie werde den Personalabbau nicht hinnehmen. In Frankreich riefen die Gewerkschaften einen landesweiten Streiktag gegen den Sanierungsplan Power8 für kommenden Dienstag aus. Airbus will in Europa 10.000 Stellen streichen, davon 3.700 in Deutschland und 4.300 in Frankreich.

Der Flugzeugbauer habe volle Auftragsbücher und brauche jeden einzelnen Arbeitsplatz, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) auf NDR Info. Er kündigte an, gemeinsam mit Arbeitnehmer-Vertretern nach Lösungen zu suchen. Ziel sei es nicht nur, kurzfristig die Arbeitsplätze zu retten, sondern auch langfristig die Führerschaft der deutschen Standorte in neuer Flugzeugbau-Technologie zu sichern.

Die Chefin der IG Metall Küste, Jutta Blankau, sagte, der von Airbus-Chef Louis Gallois verkündete Sanierungsplan enthalte "wenig Licht und viel Schatten". Die IG Metall sei bereit, Gespräche über eine weitere Effizienzsteigerung und flexiblere Arbeitszeiten zu führen. "Der Zug ist noch nicht abgefahren", sagte Blankau dem Deutschlandradio Kultur mit Blick auf die geplanten Werksverkäufe.

An den Airbus-Standorten Varel und Laupheim mit zusammen 2500 Beschäftigten gab es Proteste der Belegschaften. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende in Laupheim, Franz Hermann, sagte, die Mitarbeiter dort seien "gefrustet und enttäuscht". Sie seien nach der Kundgebung nach Hause gegangen. Am Freitag solle auf einer Betriebsversammlung über das weitere Vorgehen beraten werden. Auch im niedersächsischen Airbus-Werk Nordenham, das mit Hilfe von Investoren auf moderne Fertigungstechniken umgestellt werden soll, legte ein Teil der Belegschaft die Arbeit nieder.

Am Dienstag werde an allen französischen Standorten des Flugzeugbauers für einen halben Tag die Arbeit niedergelegt, um Demonstrationen gegen den Sparplan zu ermöglichen, sagte der Ko-Vorsitzende des europäischen Airbus-Betriebsrats, Jean-Francois Knepper, in Toulouse. "Die Wut ist bei den Airbus-Beschäftigten sehr groß." Gewerkschaftern zufolge ruhte die Arbeit an den französischen Standorten Saint-Nazaire und Méault de facto; am Airbus-Sitz in Toulouse gab es "sporadische Arbeitsniederlegungen ohne Vorwarnung".

Forderung nach neuen Verhandlungen
Knepper forderte Airbus-Chef Gallois auf, neu über die Einsparungen zu verhandeln. "Es ist offensichtlich, dass Power8 zahlreiche Dinge enthält, die nicht annehmbar sind", sagte der Vertreter der Gewerkschaft Force Ouvrière. Gallois habe "dem Druck der Deutschen nachgegeben", weshalb in Frankreich nun mehr Stellen gestrichen würden als in Deutschland. Toulouse müsse an Hamburg nicht nur Teile der Produktion des kleinen Mittelstreckenflugzeuges A320 abgeben, sagte Knepper, Deutschland bekomme auch bei der neuen Langstreckenmaschine A350 "Schlüsselaufgaben, die es vorher nicht gehabt hat".

Frankreichs Premierminister Dominque de Villepin verteidigte die Stellenstreichungen als "notwendig". Er kündigte Hilfen in Höhe von 100 Mio. Euro für die französische Luftfahrtindustrie an, damit diese sich bei der Flugzeugteile-Produktion schneller von Metallen auf neue Verbundstoffe wie Kohlefaser umstellen kann. Villepin kam am Mittag mit Katars Außenminister Scheich Hamad bin Dschassem bin Dschabr el Thani zusammen. Dieser will in Paris über einen möglichen Einstieg des Emirats bei Airbus-Mutterkonzern EADS sprechen.

(apa/red)