Von Alb- bis zu Sexträumen

Die wichtigsten Traumarten und was sie bedeuten: So lernen Sie sich besser kennen

Sind Träume nur Schäume? Keineswegs. Die Forschung kommt immer mehr zu dem Schluss, dass die nächtlichen Bilder uns helfen können - wenn wir nur wollen. Wir zeigen die wichtigsten Traumarten und was sie bedeuten.

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Traumdeutung - Von Alb- bis zu Sexträumen

Horrortrip oder Reise ins Paradies - eines sind unsere Träume immer: Botschaften von uns an uns selbst. Doch während man bei Naturvölkern ganz selbstverständlich um die Bedeutung der geträumten Bilder weiß, werden bei uns erst jetzt die nächtlichen Fingerzeige zunehmend wichtiger. Wo sonst gibt es so direkte Messages vom Unbewussten: "Da ist etwas, um das du dich kümmern solltest." Vom einfachen Tagesereignis, das verarbeitet werden will, bis zum verdrängten Schockerlebnis, das als Angsttraum nach Beachtung drängt.

"Albträume sind die massivste Sprache", weiß auch Schlaf- und Traumforscherin Brigitte Holzinger, die sich in ihrem neuen Buch "Albträume" vordringlich mit diesen Dämonen der Nacht beschäftigt. Hinter denen fallweise auch eine Art Warnung stecken kann - sogar vor Krankheit. Die Filme im Kopf wollen uns aber nicht nur beunruhigen, sondern auch kreative Inputs geben. "Ein zufälliger Blödsinn sind unsere Träume jedenfalls nie", stellt Holzinger klar. Jeder träumt übrigens, aber nicht jeder erinnert sich an Träume. Doch das kann man ändern, wie die Psychologin vom Institut für Bewusstseins- und Traumdeutung weiß.

Routine-Traum

Was uns tagsüber so alles beschäftigt - unsere Eindrücke, Wahrnehmungen, Erlebnisse: Das Gehirn verarbeitet das alles, während wir schlafen, und der Traum hilft dabei. Wir träumen manchmal genau das, was uns im Wachzustand beschäftigt hat. Die meisten Ereignisse werden so auf ihren Sinn gecheckt und dann in den Erfahrungsschatz eingebaut. An diese kleinen Träume können wir uns seltener bis gar nicht erinnern. "Das wäre auch zu viel", so Holzinger.

Albtraum

Uff, gerade noch gerettet. Aufgewacht, bevor der Mörder einen erwischt hat, oder man im freien Fall am Boden aufschlägt - allerdings schweißgebadet und voller Angstgefühle. Gehen Sie jetzt nicht gleich zur Tagesordnung über, sondern fragen Sie sich: "Was will mir das Unbewusste so nachdrücklich sagen? Hab ich im Leben den Boden unter den Füßen verloren? Welcher Druck will mich ,töten?' Stehe ich vielleicht schon kurz vorm Burnout?" Wenn ein Angsttraum immer wieder kommt, drängt das Problem dahinter besonders massiv ans Tageslicht. Forschen Sie nach: Was haben Sie Schmerzvolles verdrängt - vielleicht schon vor Jahren? Nehmen Sie im Bedarfsfall auch professionelle Hilfe in Anspruch.

Wissenschaftlich zwar noch nicht ganz wasserdicht, aber für Dr. Holzinger sehr wahrscheinlich: der Traum als warnende Stimme vor Krankheiten. "Warum sollte er nicht unbewusste Vorgänge im Körper melden können?" so die Forscherin. Sie sehen sich etwa am Bett liegen, der Arzt untersucht Ihren Bauch. Sie haben kein gutes Gefühl dabei. Das kann durchaus ein Hinweis auf entsprechende Beschwerden sein - muss aber nicht. Vielleicht ist die Botschaft einfach die, dass Sie im Leben zu viel runterschlucken, was Ihnen nicht bekommt.

Heilender Traum

"Der Traum kann Selbstheilungskräfte aktivieren", kennt Brigitte Holzinger entsprechende Studien-Ergebnisse. "Wenn man ihn nicht als kindisch entwertet, sondern seine Message respektiert, beschäftigt man sich mehr mit sich selber - und heilende Energien werden dadurch angeregt!" Sehr schöne Ergebnisse gibt es da etwa bei Essstörungen. Bei Betroffenen ist der Selbstwert meist sehr angeknackst und die Beschäftigung mit den Traum-Botschaften, oft Bilder die in eine problematische Kindheit zurückführen, bringt neue Erkenntnisse und auch Selbstvertrauen. Ein Experten-Tipp: "Reden Sie mit vertrauten Menschen über Ihre Träume. Das hilft beim Verstehen und Verarbeiten!"

Lern-Traum

Das wurde bereits erforscht: Paare, die sich im nächtlichen Kopfkino häufig mit der Partnerschaft beschäftigen, sind auch eher in der Lage, Beziehungskonflikte zu lösen. Dasselbe gilt auch für andere Themen. Was man im Traum durchspielt, nützt einem auch im "wachen" Leben. Kostenlose Lernstunden für die Persönlichkeitsentwicklung. Träume geben Hinweise auf die Themen, die für uns relevant sind, beachten Sie sie!

Kreativer Traum

Paul McCartney sagt, die Melodie zu "Yesterday" hätte er geträumt. Salvador Dali setzte Träume direkt in Bilder um. Aber auch wir "Normalsterblichen" finden im Traum oft kreative Lösungen, die im Studium oder Beruf hilfreich sein können. Oder auch privat. Der Teilnehmer einer Studie etwa gab an, im Traum seine Angebetete endlich angesprochen zu haben. Der positive Ausgang ermutigte ihn, das auch im "wachen" Leben zu tun. Mit Erfolg.

Erotischer Traum

Dass so essentielle Themen wie Erotik und Sexualität auch die nächtliche Fantasiewelt bestücken, ist klar. Meist träumen wir dann "heiß", wenn wir sexuell sehr aktiv sind. Die knisternden Bilder helfen, neue Eindrücke zu verarbeiten oder klopfen mit Wünschen an. Das bedeutet: Zeit für Sie, diese auch im wirklichen Leben zu erfüllen. Eine andere Deutung besagt: Sie haben den männlichen bzw. weiblichen Teil Ihrer Gefühlswelt vernachlässigt und die Träume weisen mit erotischen Inhalten auf dieses Thema hin

Frau mit Handschellen und Augenmaske
© Corbis

Glücklicher Traum

Der schönste von allen! Die Glücksgefühle sind so toll, dass man gar nicht aufwachen will. Der Traum, vom Außen unbelastet, macht aufmerksam, zu welchen Empfindungen wir fähig sind -"und", so die Expertin, "öffnet die Schleusen, damit wir auch im Leben wieder für große Gefühle offen sind!"

Klar-Traum

Die Königsdisziplin. Sicher war auch Ihnen im Traum schon mal bewusst: Ich träume jetzt. Gemacht haben Sie nichts daraus. Das ist aber möglich. Mit einiger Übung kann man lernen, aktiv ins Traum-Drehbuch einzugreifen, diverse Internetforen beschäftigen sich damit (z.B.: klartraum.de). Beherrscht man die Kunst, "kann man etwa einen Menschen, der für eine seelische Verletzung verantwortlich ist, im Traum wegschicken und ihn somit auch aus dem Unbewussten verbannen", erklärt Brigitte Holzinger (die selbst ein Buch "Der luzide Traum" verfasst hat, traum.ac.at). Die Möglichkeiten des klaren oder luziden Traums sind ungeahnt. "Ein wunderbarer Schlüssel, um ans Unbewusste zu kommen!"

Königsdisziplin schön und gut. Viele können sich nicht mal an ihre Träume erinnern. Doch dagegen kann man etwas tun, weiß die Spezialistin: Nehmen Sie sich jedes Mal vor dem Einschlafen vor: "Wenn ich aufwache, will ich mich erinnern." Legen Sie sich abends Block und Kuli bereit und schreiben Sie die nächtlichen Geschichten morgens gleich auf. "Sorgen Sie für genügend Schlaf, um Ihre Träume zu pflegen, und haben Sie Geduld."

Um die Träume zu verstehen, sind allgemeine Deutungen nur bedingt hilfreich. "Die Bilder sind nämlich sehr individuell", ist Holzinger keine Freundin pauschaler Auslegungen. Wichtig ist für den Träumer in erster Linie, das Gefühl zu erkennen, das die Szenen ausgelöst haben: Angst, Freude, Hoffnung, Hilflosigkeit? Dann heißt es, in sich gehen. Auf welche Lebenssituationen beziehen sich die verschlüsselten Bilder, das Empfinden? "Wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, kommt man drauf", so Holzinger. "Wir wissen die Lösung selbst am besten!"

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