Wettskandal: Grödig feuert Zündel

Nach Dominique Taboga muss auch Verteidiger Thomas Zündel den Verein verlassen

von Verteidiger Thomas Zündel muss Grödig verlassen. © Bild: GEPA pictures/ Daniel Goetzhaber

Zündel war am Donnerstag ebenso wie drei Clubkollegen von der Polizei einvernommen worden. Der in U-Haft befindliche Ex-Grödig-Spieler Taboga soll in der vergangenen Saison versucht haben, seine damaligen Mitspieler für eine Spielmanipulation zu gewinnen. Zündel war beim Aufsteiger wie Taboga Stammspieler. Die anderen drei vom Verein einvernommenen Spieler genießen weiterhin das Vertrauen des Clubs, betonte Haas. Sie würden im Kader für das morgige Spiel gegen Austria Wien stehen.

SMS wegen eines "Projekts"

Haas schilderte bei der Pressekonferenz, wie es zu dem Vertrauensbruch mit Zündel gekommen ist: Der 25-jährige Spieler habe ihm gestern, Donnerstag, am Telefon und dann noch bei einem Gespräch am Abend erzählt, dass Taboga ihm im Frühjahr 2013, einige Tage vor dem Spiel Grödig gegen Kapfenberg (5. April, 0:1), eine SMS geschickt habe mit der Frage, ob er bei einem "Projekt" dabei sein wolle. Zündel habe aber gegenüber Taboga erklärt, er wolle bei keiner Manipulation mitmachen.

Taboga habe Zündel dann gebeten, ihn zu einem Treffen mit "zwei Männern" zu begleiten. Man werde sagen, dass das Spiel manipuliert werde, obwohl man es gar nicht manipulieren wolle, zitierte Haas Zündels Angaben. Taboga soll dann noch zu Zündel gesagt haben, dass er am Freitag vor dem Spiel die Männer anrufen und sagen werde, man könne das Spiel nicht manipulieren, weil einer von vier Spielern, die auf seiner Liste standen, nicht von Anfang mitspielen würde.

Nicht die Wahrheit gesagt

Weil sich Zündel mit Taboga und diesen beiden Männern zwei bis drei Tage vor dem Match Grödig gegen Kapfenberg in Salzburg getroffen habe, um diese "warm zu halten", Zündel aber erst vor zweieinhalb Wochen gegenüber der Vereinsführung beteuerte habe, es habe sich nur um eine lose Anfrage über Spielmanipulation gehandelt, wo er sofort "Nein" gesagt hätte, wertete Haas das als einen "großen Vertrauensbruch", wie er betonte.

"Zündel hat nicht die ganze Wahrheit gesagt", zeigte sich der Grödig-Manager enttäuscht. Ob Taboga nun tatsächlich vor dem Spiel die Manipulations-Auftraggeber angerufen und erklärt hat, das Spiel werde nicht manipuliert, wisse er nicht, sagte Haas.

Auf dem Zettel, auf dem Taboga Spieler-Namen aufgelistet hatte, die sich an der Manipulation beteiligen sollten, standen neben Taboga und Zündel noch zwei weitere damalige Grödig-Spieler. Die beiden letzteren hätten aber nichts davon gewusst, sagte Haas.

Vollstes Vertrauen in den Rest der Mannschaft

Außer Zündel genieße der Rest der Mannschaft sein vollstes Vertrauen, so Haas. Er sprach von "Einzelfällen", der SV Grödig werde aber harte Linien einführen. "Ich will nicht, dass Spieler ins Casino gehen oder pokern." Spieler, die in den Dunstkreis von Manipulation rücken würden, gehörten alle entfernt, erklärte Haas. "Ich glaube, dann sollte es einen Neuanfang geben." Für ihn sei es jetzt das Wichtigste, dass die Staatsanwaltschaft den Fall "schnell aufklärt".

Dass es seitens der Bundesliga Konsequenzen für Grödig gebe, glaubt Haas nicht. Bereits im Fall Taboga habe der Verein eine Stellungnahme an die Bundesliga geschickt, und bezüglich Zündel eine weitere heute am Vormittag. Der Verein arbeite auch mit dem Bundeskriminalamt gut zusammen. Für die fünf Spiele in den zweieinhalb Wochen vor der Winterpause werde die Mannschaft nicht mehr verstärkt, sagte Haas. Im Laufe des Winters werde es dann Verstärkung geben. Haas bezeichnete die derzeitige Situation für den SV Grödig als „sicherlich nicht gut“. Er hofft, dass alle Sponsoren weiterhin an Bord bleiben.

ÖFB und Bundesliga wollen lückenlos aufklären

Die Spitzen von ÖFB und Bundesliga haben unterdessen einmal mehr ihre Bereitschaft zur lückenlosen Aufklärung betont. Als Beweis dafür sollen Spieler, Trainer und Funktionäre der beiden Profiligen und aller Akademien in einer schriftlichen Erklärung bestätigen, mit Schiebungen nichts zu tun zu haben.

Dies gaben der ÖFB und die Liga am Freitag im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt. Die entsprechenden Schreiben wurden bereits an die Clubs versendet, die Vereine der Regionalligen sollen demnächst folgen. Dazu war aber noch ein ÖFB-Präsidiumsbeschluss nötig, der am Freitagnachmittag getroffen wurde.

Bundesliga-Präsident Hans Rinner sieht in dieser Vorgehensweise eine geeignete Maßnahme. "Wir wollen damit sicherstellen, dass keine weiteren Verdachtsmomente bestehen."

Wetten einschränken

Als weitere Konsequenz wünscht sich Rinner, dass Wetten etwa auf Elfmeter oder Gelbe und Rote Karten eingeschränkt werden. "Wir wollen diese Ereigniswetten so gut wie möglich eindämmen, können das aber nicht alleine stemmen." Deshalb suche man den Kontakt mit Wettanbietern und auch mit der UEFA und der FIFA, erzählte der 50-Jährige und ergänzte, man habe seitens der Liga den Skandal nicht kleingeredet. Den laufenden Verfahren haben sich ÖFB und Liga bereits angeschlossen, am 9. Dezember ist ein Gespräch der beiden Organisationen mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner angesetzt.

Spekulationen um eine Absage der bevorstehenden Runde in der Bundesliga und der Erste Liga nach den Entwicklungen am Donnerstag wies Rinner zurück. "Das war kein Thema. Aufgrund der Tatsachen, die derzeit am Tisch liegen, besteht dazu kein Grund."

Ringen um Akteneinsicht

Allerdings haben Rinner und Windtner in dieser Causa auch nicht mehr Informationen als jene, die von der Staatsanwaltschaft veröffentlicht wurden. Dies wird vom ÖFB-Präsidenten nicht goutiert. "Wir wollen aus der passiven in eine aktive Rolle treten und haben bei der Staatsanwaltschaft Salzburg ein weiteres Mal um Akteneinsicht gebeten. Wir haben nicht volles Verständnis dafür, dass dies noch nicht passiert ist."

Die negativen Auswirkungen der Affäre auf den heimischen Kick seien massiv, gab Windtner zu. "Das ist ein gewaltiger Hammer für den Fußball, aber wir werden alles unternehmen, um uns von dieser Geißel zu befreien", sagte der Oberösterreicher. "Wir sind betroffen von der Dimension und dem breiten Kreis, der involviert ist, und haben höchstes Interesse an einer umfassenden und lückenlosen Aufklärung."

Laut Windtner könnte die Affäre auch Positives bewirken. "Ich sehe die Krise auch als Chance, um die Reputation unseres Fußballs wieder herzustellen."

Bundesliga leitet Verfahren gegen Zündel ein

Die Österreichische Fußball-Bundesliga hat nach den neuesten Entwicklungen im Fußball-Manipulationsskandal nun auch ein Verfahren gegen Thomas Zündel eingeleitet. Der von Grödig entlassene Fußballer wird vom Senat 1 zur Stellungnahme innerhalb angemessener Frist aufgefordert. Danach wird eine mündliche Verhandlung angesetzt. Die Bundesliga hat bereits ein Verfahren gegen den ehemaligen Grödig-Verteidiger Dominique Taboga laufen.

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