Spielt das Wetter
jetzt total verrückt?

Sind Sie bis vor einigen Tagen auch noch in Ihrer Winterjacke herumgelaufen? Und das - wohlgemerkt - Mitte Mai. Dann wieder schnellt die Temperatur binnen weniger Tage um fast 15 Grad in die Höhe. Spielt das Wetter jetzt total verrückt? Wir befragten Thomas Wostal von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.

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jetzt total verrückt? © Bild: iStockphoto.com

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Wer den Eindruck hat, dass der Mai bisher extrem kalt war, der hat Recht. Der Großteil der ersten Monatshälfte war zu kalt. Deutlich zu kalt. Gerade einmal drei Tage lagen temperaturmäßig nicht unter dem langjährigen Mittelwert. Das fällt auf. Vor allem auch deshalb, weil der Mai in den letzten Jahren fast immer überdurchschnittlich warm war. "Wir sind verwöhnt von den letzten Jahren", erklärt Wostal. Der Mai 2018 zum Beispiel war der wärmste seit 1968 und der viertwärmste seit Messbeginn im Jahr 1767.

»Wir sind verwöhnt von den letzten Jahren«

Der diesjährige Mai liegt dagegen weit unter dem Mittelwert. "Das gab es in den letzten Jahrzehnten nicht oft", heißt es in einer Aussendung der ZAMG. Die Experten gehen davon aus, dass der Mai 2019 einer der kältesten der letzten 40 Jahre sein wird. Genauer gesagt könnte er um bis zu 3,5 Grad zu kalt ausfallen. Deutlich zu kalt war es im Mai zuletzt im Jahr 2004 mit 1,8 Grad unter dem Mittel, 1991 mit 4,4 Grad, 1987 mit 3 Grad und 1980 mit 3,3 Grad unter dem Mittel.

Es wird immer früher wärmer

Im Gegensatz zum Mai war der März 2019 von Anfang an überdurchschnittlich warm. Und auch im April gab es nur ein paar Tage, die unter dem Schnitt lagen. Die Tendenz, dass es eher zu warm als zu kalt ist, hält sich übrigens seit geraumer Zeit. "Der diesjährige Mai ist einer der wenigen zu kalten Monate der letzten Jahre", bestätigt Wostal. Außerdem kämen die ersten 20-, 25-Grad-Tage immer früher. Mit der Folge, dass ein normaler Kälterückfall viel extremer wirkt, als er in Wirklichkeit ist.

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Kann man bei Temperaturschwankungen, wie wir sie gerade erleben, aber von einem normalen Kälterückfall sprechen? Dazu Wostal: "Der Frühling gehört zu den Übergangszeiten. Starke Temperaturschwankungen sind hier typisch." Vor allem der Mai zählt zu den Monaten, in denen sich höhere Temperaturen häufig mit niedrigeren abwechseln. Soweit also alles im grünen Bereich. Zumindest was die Temperatur anbelangt. Anders beim Niederschlag: Allein bis zur Monatsmitte hat es schon fast drei Mal so viel geregnet wie sonst im ganzen Monat.

Wird der Sommer besonders heiß?

Und wie ist es um den kommenden Sommer bestellt? Können wir uns nach den Rekordwerten im Jahr 2018 heuer wieder auf besonders heißes Wetter einstellen? Eine konkrete Prognose könne dem Experten zufolge jetzt noch nicht abgegeben werden, bis dato sprechen aber alle Anzeichen für einen überdurchschnittlich warmen Sommer. Nicht zuletzt deshalb, weil sich damit der Trend der letzten Jahre fortsetzen würde. Was aber nicht bedeute, dass es jeden Tag Badewetter gebe.

Die aktuelle Wetterentwicklung betrifft übrigens nicht nur Österreich, sondern weite Teile Europas. Trotz Ausreißer wie diesem zeichnet sich über die Jahre hinweg aber ein deutlicher Temperaturanstieg ab. "Es wird wärmer - und zwar in allen Jahreszeiten", bestätigt Wostal.