Rekordhitze? So geht
es mit dem Sommer weiter

Österreich schwitzt. Nach dem heißesten Juni seit 250 Jahren Messgeschichte fragen sich besonders Hitzegeplagte, wie das weitergehen wird. Wir haben beim Meteorologen Thomas Wostal von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) nachgefragt, was man sich vom Sommer noch erwarten kann.

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Wetter - Rekordhitze? So geht
es mit dem Sommer weiter

Wieviele Hitzewellen wie diese sind heuer noch zu erwarten? Lässt sich das prognostizieren?
Thomas Wostal: Es wäre Kaffeesudlesen, die Zahl der Hitzewellen vorauszusagen. Langfristige Prognosen, die über mehrere Monate oder Jahreszeiten gehen, sind im experimentellen Stadium und funktionieren speziell für Österreich schlecht wegen der zahlreichen Einflüsse. Das liegt an den vielen Gebirgen und an den vielen sehr unterschiedlichen Klimaeinflüssen von Mittelmeer, Atlantik und dem kontinentalen Osteuropa.

Hinsichtlich Temperatur ist momentan davon auszugehen, dass der restliche Sommer, also Juli und August leicht überdurchschnittlich ausfallen wird. Solche Prognosen schließen aber nicht aus, dass es einmal sehr kalt und einmal sehr heiß ist und es im Durchschnitt dann dennoch nur leicht über dem Mittelwert liegt. Mit dem Juni, der mit seinen Werten ja jenseits von Gut und Böse war, ist allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass dieser Sommer - und der geht meteorologisch bis Ende August – ganz vorne unter den heißesten liegen wird.

Früher war die Temperatur-Obergrenze gefühlt bei 30 Grad, mittlerweile tendiert sie schon zu 40 Grad. Gibt es ein Limit? Was ist der Trend?
Da ändert sich massiv etwas, das kann man mit mehreren Zahlen unterstreichen. Für diesen Juni konnten wir schon eine Woche vor Monatsende sagen, dass es der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1767 sein wird. Das tut die ZAMG selten. Nimmt man alle Juni-Monate der Messgeschichte her und sucht die 10 heißesten heraus, dann haben wir acht davon in den 2000er Jahren selbst erlebt.

»In diesem Juni erlebten wir Klimageschichte, das muss man schon sagen«

Letzten Dienstag hatten wir in Österreich mehr als 36 Grad, das gab es erst neun Mal, am Mittwoch über 37 Grad, das gab es erst in vier Jahren. Und die meisten Maximalwerte stammen aus der jüngeren Vergangenheit. In diesem Juni erlebten wir Klimageschichte, das muss man schon sagen.

Steigen die Maximaltemperaturen in Zukunft weiter an?
Der „40er“, der ein bisschen die magische Marke ist, den hatten wir 2013 das bisher einzige Mal erreicht in Bad Deutsch-Altenburg, in Neusiedl am See und in Güssing. Das ist nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Temperatur wieder einmal ausgeht.

Schwankungen gibt es beim Wetter immer, das betrifft Österreich ebenso. Aber da das Klima insgesamt wärmer geworden ist, im Alpenraum in den letzten 100 Jahren im Mittel um rund zwei Grad, dann sind die Ausschläge nach oben klarerweise auch höher.

Lässt sich auch schon einordnen, wann mit der nächsten größeren Abkühlung zu rechnen ist?
Zu Wochenbeginn wird es noch einmal extrem heiß, dann gibt es aber Anzeichen für eine nachhaltige Abkühlung gegen Mitte der Woche. Danach gehen die unterschiedlichen Modelle extrem auseinander, die meisten pendeln um normale Temperaturen für Anfang Juli, das liegt so im Bereich zwischen 26 und 28 Grad. Je weiter man das Wetter zeitlich prognostizieren möchte, desto größer wird natürlich die Schwankungsbreite.

»Der Trend für Temperaturen im Sommer geht deutlich nach oben«

Werden die Sommer in Zukunft generell heißer oder haben wir jetzt einfach eine längere Phase der Ausreißer?
Unter den 20 wärmsten Sommern aller Zeiten liegen 12 Sommer der 2000er-Jahre und unter den 20 wärmsten Jahren überhaupt sind es 14. Bei den Abweichungen im Verlauf der Messgeschichte gab es lange Zeit ein normales Schwanken nach oben und nach unten, seit den 1980er Jahren wird es aber einfach immer wärmer und die kühlen Jahre werden immer weniger.

Es kann zwischendurch durchaus einmal ein Jahr mit einem kühlen Sommer geben. Aber es ist eher so zu betrachten, dass ein guter Schüler auch einmal einen Vierer auf die Schularbeit schreiben kann. Der Trend für Sommer geht deutlich nach oben, Rechnungen mit Klimamodellen zeigen einen konsequenten Anstieg auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten an.

Wo wohnt man in Österreich am besten, wenn man es im Sommer gerne kühler hat?
Als Faustregel gilt grundsätzlich: Je höher man wohnt, desto kühler ist es. Jedes Alpental ist in dieser Hinsicht auch angenehm, weil es in der Nacht abkühlen kann. Das gesundheitliche Problem betrifft ja vor allem Großstädte, was an den Tropennächten ersichtlich wird. Wien sticht da negativ heraus, Eisenstadt auch, weil es tief liegt. Aber überall, wo es Täler gibt, kühlt die Luft in der Nacht an den Berghängen ab und rinnt im Tal zusammen, wo sie die warme Luft verdrängt.

Die beliebtesten Reiseziele der Österreicher sind bekanntlich Italien, Griechenland und die Türkei. Worauf sollte man heuer zur Sommerzeit achten, wenn man diese Länder bereist?
Mittelmeerländer sind naturgemäß ein Garant für sonniges und heißes Wetter in der Sommerzeit. Das Wetter bleibt derzeit auch so, wie man es kennt. Interessant sind die Wassertemperaturen: Teile des Mittelmeers, speziell die Adria-Gegend, waren im Mai ein bis zwei Grad kühler als im Durchschnitt, dafür waren sie zuletzt schon zwei bis drei Grad über dem Mittelwert für Juni. Ob es in den nächsten Wochen dort eine weitere extreme Hitzewelle geben wird, lässt sich derzeit aber nicht sagen.

Kühler Urlaub, ohne weit wegzufahren – Welche Reiseziele eignen sich am besten?
Die Strandregionen im Norden wären in diesem Fall sicherlich eine Alternative zum Süden, wie beispielsweise die Nordsee oder die Ostsee. Da bewegt man sich in einem durchschnittlichen Sommer im Temperaturbereich um die 20 Grad.