Das Wetter, das Klima und das Zeozwei

Verantwortlichkeit für Überschwemmung und Waldbrände

von Schlaglichter - Das Wetter, das Klima und das Zeozwei © Bild: Getty Images/Antonia Masiello

Das Klima wird immer schlechter!" Robert sieht aus dem Fenster und bewegt langsam den Kopf hin und her, als ob er eine Frage verneinen würde. Was für ein Klima, meinst du das Wetter?", fragt ihn seine Frau Josefine.

"Das Wetter? Ich rede doch nicht vom Wetter! Denk doch an die Katastrophen in der Zeitung und im Fernsehen, alle sorgen sich ums Klima!" Robert schaut immer noch aus dem Fenster.

"Ich schau mir den Wetterbericht an, da kommt nix von Klima." Josefine drückt sich mit beiden Händen ächzend aus dem Sofa, geht langsam zum Fenster und stellt sich neben Robert.

"Und da draußen siehst du das Klima?", fragt sie ihn.

"Natürlich draußen, wo sonst, aber sehen?" Robert versucht, auf den Himmel zu blicken, und drückt sein Gesicht an die Fensterscheibe. Josefine macht es ihm nach, und beide schauen nach oben.

"Was ist dort oben?", fragt sie. "Schwarze Wolken, die sind vom Wetter, aber das schlechte Klima, ich weiß nicht, plötzlich ist es da, und sehen kann man es überhaupt nicht", sagt Robert und macht einen Schritt zurück.

"Aha", sagt Josefine, auch sie nimmt das Gesicht vom Fenster.

"Es ist das Zeozwei, das macht das Klima kaputt", sagt Robert, wobei er das Zeozwei langsam und betont ausspricht. Beide stehen in Schlafröcken mit den Füßen in weichen, bequemen Hausschuhen. Roberts gestreifte Pyjamahosen reichen bis auf den Boden, die Beine von Josefine sind unter dem Schlafrock von einem langen, dunkelblauen Nachthemd bedeckt.

"Aha, und was ist dieses Zeozwei, und von wo kommt es?". fragt Josefine und bindet sich den Schlafrock wieder zu, der aufgegangen ist.

Das schlechte Gas

"Zeozwei ist das schlechte Gas, das verpestet alles und macht Luft, Wasser und Pflanzen kaputt und dann verändert sich unser Klima", antwortet Josef ein wenig ungeduldig.

"Aha, und von wo kommt es auf einmal, das schlechte Gas?", fragt Josefine und schaut durch ihre dicken Brillen auf Robert.

"Von den Autos, den Flugzeugen, den Fabriken, überall, wo es hinten raus raucht oder oben aus dem Schornstein, da kommt schlechtes Gas raus", sagt Robert und starrt weiter auf die Fensterscheiben.

"Aha, aber Autos und Flugzeuge hat's doch schon immer gegeben und Fabriken auch. Und jetzt machen sie auf einmal unser Klima kaputt?", fragt Josefine.

"Es ist alles zu viel heute, zu viel Verkehr, zu viele Fabriken, und jeder kauft zu viel", sagt Robert.

"Aha, was sollen ma denn weglassen und nicht mehr kaufen?", fragt Josefine.

"Du kannst das nicht so wörtlich nehmen, es gibt so viele Katastrophen wegen dem Klima, jetzt steigt sogar das Meer, und die Strände verschwinden", sagt Robert.

"Aha, wirklich, der Strand verschwindet? Und wohin fahren wir dann auf Urlaub, wenn Caorle unter Wasser steht? Der schöne Strand und das Strandcafé, wird das auch überschwemmt sein, und unser Hotel, wir haben doch immer das Zimmer ganz unten genommen, ohne Balkon, aber dafür ohne Stufen, das ist dann voller Wasser?", fragt Josefine.

"Sicher", sagt Robert.

"Wo verbringen wir dann unseren Sommerurlaub? Ich freu mich das ganze Jahr auf Italien und den Strand", sagt Josefine.

"Na ja, schwierig, vielleicht in den Bergen, wo ein See ist, dort kommt das Meer nicht so schnell hin!" Sie lachen beide. Es hat es zu regnen begonnen. Die Tropfen laufen langsam die Fensterscheiben herunter. Es blitzt und donnert.

"Na bitte, wie du's gesagt hast", Josefine deutet auf das Fenster.

"Was hab ich gesagt, was meinst du?", fragt Robert.

Das schlechte Klima

"Das schlechte Klima, schau doch, wie es schüttet, und der Donner, und wer geht jetzt mit dem Wolfi hinaus? Der kann doch den Regen nicht leiden, und fürcht' sich vorm Donner!" Josefine tätschelt einen kleinen, wolligen Hund, der sich an ihrem Bein reibt.

"Der Regen ist nicht das Klima, der Regen ist das Wetter, was ist denn da so schwer zu verstehen, nur wenn's ganz stark regnet, ist das Klima schuld!" Robert greift sich mit der Hand auf die Stirn.

"Aha, aber schau doch wie es gießt, das muss das Klima sein", sagt Josefine.

"Warum sagst du immer 'aha', wenn ich was sage?", fragt Robert.

"Ich weiß nicht, das sag ich doch schon immer, weil du eben so g'scheit bist, und ich dich bewundere", sagt Josefine und lächelt. Es donnert laut. Der Wolfi legt sich flach auf den Boden und rührt sich nicht. Josefine beugt sich zum ihm, streichelt seinen Kopf und sagt: "Das ist ein Wetter, was, Wolfi?" Sie richtet sich auf und fragt Robert: "Wie ist denn das mit der Sonne, wenn starke Gewitter ein schlechtes Klima sind?"

"Bei der Sonne ist es genau so, nur die ganz heiße Sonne ist schlechtes Klima, nicht ein normaler Sommer, aber wenn die Welt immer wärmer wird, dann ist es gefährlich, durch dieses verdammte Zeozwei eben", sagt Robert.

"Da hast ja schon wieder recht, der heiße Sommer, voriges Jahr und heuer auch, das ist wirklich schwer zu ertragen, so ein heißes Klima ist einfach nichts für mich. Da haben es die im Norden gut, in Schweden gibt's sicher kein Zeozwei, und keiner schwitzt so wie wir beide und unser Wolfi", Josefine bückt sich wieder und fährt dem Wolfi über den Kopf.

"Pah, hast du eine Ahnung, gerade im Norden macht das Klima alles kaputt, sogar der Nordpol schmilzt", sagt Robert.

"Aha, der Nordpol schmilzt, und was ist mit dem Südpol?", fragt Josefine und richtet sich langsam wieder auf.

"Der schmilzt genau so, dort ist es auch viel zu warm, und die armen Eisbären gehen alle zugrunde, oder sind die am Nordpol?" Robert greift nach seinem Kinn.

"Ja ja, Eisbären, die hat unser Karli immer so gern gehabt in Schönbrunn", sagt Josefine.

"Bald werden die in Schönbrunn die letzten sein, die es noch gibt", sagt Robert. Sie verfolgen das Wasser, wie es über die Scheiben rinnt. Der Regen wird schlimmer und peitscht gegen die Fenster.

"Und wie werden wir das schlechte Klima los?", fragt Josefine.

"Wir dürfen nicht mehr Auto fahren, mit keinem Flugzeug mehr und kein Plastik verwenden", antwortet Robert.

"Aha, ja aber, wir haben doch gar kein Auto, seid du beim Augentest durchgefallen bist. Und nach Italien im Sommer fahren wir mit der Bahn und im Winter am Semmering auch mit der Bahn, und das Plastik sammeln wir und werfen es in den Plastikmist", sagt Josefine.

"Du hast recht, wir sind die, die das Klima retten!" Robert beginnt wieder, lachen. Sie beobachten beide, wie das Gewitter heftiger wird. Josefine macht einen Schritt näher zu Robert und fasst nach seinem Arm.

Das schlechte Wetter

"Sind wir wirklich schuld, haben wir das Klima kaputt gemacht?", fragt sie ihn.

Er legt den Arm um ihre Schulter, sie neigt den Kopf in seine Richtung und greift nach seiner Hand. Als Robert nicht antwortet, fragt sie ihn: "Was haben wir denn falsch gemacht?"

Robert zuckt mit den Achseln und sagt: "Wir? Mit dem bisschen Leben? Einer Wohnung mit drei Zimmern, früher auch noch mit dem Karli, zwei Wochen Urlaub im Sommer, eine im Winter, dem kleinen Auto, und das haben wir kaum benutzt wegen der Benzinkosten, jeden Groschen gespart, dass der Karli studieren konnte, und jetzt sind wir schuld, wenn in Griechenland der Wald brennt und in Deutschland Überschwemmungen sind?"

"Reg dich nicht auf Robert, wie hätten wir denn leben sollen?" fragt Josefine.

"Das ist es ja, ich weiß es nicht, wir dachten doch, wir machen alles besser als unsere Eltern", sagt Robert leise.

"Beruhig dich doch, mach dir keine Sorgen, es wird schon nicht so schlimm sein", sagt Josefine.

"Ich mach mir sowieso keine Sorgen, wenn das richtig schlechte Klima kommt, das ganz gefährliche, sind wir beide längst nicht mehr da", sagt er und küsst sie auf die glatten, grauen Haare, die an der Seite geteilt bis zu ihren Schultern reichen. So stehen sie ein paar Minuten und beobachten das Gewitter, wie der Wind den Regen immer wieder gegen die Fensterscheiben wirft, das helle Licht eines Blitzes und als es kurz danach laut donnert, halten sie einander noch fester.

Dann löst sich Josefine von ihm, seufzt laut, und sagt fast trotzig: "Wenn wenigstens das Wetter besser wäre, wenn schon das Klima so schlecht ist!"