Wird das
Wetter immer extremer?

Heftige Unwetter mit Folgen keine Seltenheit. War das schon immer so?

In den vergangenen Tagen wurde vor allem der Süden Österreichs (Kärnten und die Steiermark) Wieder einmal vermehrt von schweren Unwettern heimgesucht. Das oststeirische St. Lorenzen am Wechsel sowie die Gemeinde Waldbach-Mönichwald wurden sogar zum Katastrophengebiet erklärt. Gefühlsmäßig treten schwere Unwetter mit Hagel, Starkregen, Muren, etc. immer regelmäßiger auf, im Vergleich zu früher. Doch was ist dran? Wird das Wetter immer extremer, gibt es regionale Unterschiede – und auf was dürfen oder müssen wir uns in diesem Sommer einstellen? News hat bei der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) nachgefragt.

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News.at: In den letzten Tagen gab es wieder Wetter-Extreme in Österreich (Unwetter in Kärnten und der Steiermark, Dürre in Oberösterreich). Wird das Wetter immer extremer? Gab es das vor 20 Jahren noch nicht so?
ZAMG: Unwetter hat es immer schon gegeben, aber heuer haben sie besonders zeitig begonnen. Diese enormen Regenmassen wie etwa am 16. April in Graz sind nicht „normal“. Es wird immer früher wärmer, das Frühjahr beginnt eindeutig immer früher. Und Gewitter brauchen zwei Dinge: Warme Luft und feuchte Luft.
Ob die Unwetter heftiger ausfallen als früher, das ist anhand von Zahlen und Statistiken schwer festzumachen, aber natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen der Erwärmung und den Gewittern.
Diese unterschiedlichen, extremen Wetterlagen derzeit sind übrigens nicht alles einzelne Extreme, sondern die hängen natürlich alle zusammen, da vom Süden feuchte und vom Norden trockene Luft aufeinanderprallt.

Gibt es Gebiete, die tendenziell von Gewittern eher verschont bleiben? Laut Gefühl zum Beispiel in Wien?
Das stimmt. Am meisten Unwetter gibt es im Süden, der Steiermark und Kärnten (die gemeinsam mit Slowenien, Kroatien und Italien eine der blitzreichsten Gegenden Europas sind). Die Sonne kommt nämlich vom Süden, von den Mittelmeergegenden und prallt dann auf die Alpensüdseite. Zudem ist das Mittelmeer heuer schon um drei bis vier Grad wärmer als im vergangenen Jahr um diese Zeit. Da verdunstet mehr – ergo, es kommt feuchte Luft und es gibt Gewitter.
Das Problem im Süden ist aber auch, dass es seit Jänner mehr Niederschlag gegeben hat als im Durchschnitt, darum ist auch der Boden schon so feucht und kann nicht mehr so viel aufnehmen.

»Die extremen Hitzetage haben sehr stark zugenommen.«

Werden die Sommer immer heißer, die Winter immer kälter (zum Beispiel Extrem-Kältewelle im Februar)?
Es gibt heißere Sommer und mildere Winter, wobei mildere Winter schwer zu definieren sind, denn in den Niederungen wird es wärmer und es gibt weniger Schnee (dafür mehr Regen), oben auf den Bergen sind die Schwankungen aber extrem mit extremer Kälte.
Die Sommer sind insofern sicher extremer geworden, als dass diese extremen Hitzetage sehr stark zugenommen haben.

»Es weist alles daraufhin, dass der Sommer überdurchschnittlich warm wird.«

Wie wird der Sommer dieses Jahr?
Es weist alles daraufhin, dass der Sommer überdurchschnittlich warm wird, so die Langzeitprognosen (die sich allerdings im April bereits geirrt hatten). Aber: Warm heißt nicht unbedingt schön! Wann Sie also in welcher Woche Ihren Urlaub buchen sollen, kann ich Ihnen nicht sagen.

Weitere Info zum Thema Wetter-Extreme:

Forscher studieren Entwicklung der Sommer-Gewitter

In einem neuen Projekt wollen österreichische Forscher diese sommerlichen Regenschauer und Gewitter und ihre möglichen Entwicklungen in den nächsten Jahrzehnten im Alpenraum untersuchen, teilte die ZAMG vor kurzem mit.

Von Mai bis September kommen im Alpenraum die größten Regenmengen zusammen. Einen großen Anteil haben daran konvektive Ereignisse. Sie entstehen, wenn die Sonne den Boden stark aufheizt, die erwärmte Luft in die Höhe steigt (Konvektion) und mächtige Wolkentürme entstehen. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. So enthält eine einzige Gewitterwolke mehrere Millionen Liter Wasser.

Für die Klimaforschung sind diese konvektiven Ereignisse Sorgenkinder. Denn Regenschauer und Gewitter sind relativ kleinräumige Ereignisse und konnten bisher von Klimamodellen nur grob erfasst werden. Immer leistungsfähigere Computer ermöglichen es nun aber, solche Modelle mit räumlichen Details so zu rechnen, dass sie auch die regionale Entwicklung von Regenschauern und Gewittern simulieren.

Die Wissenschafter wollen nicht nur die Prozesse besser verstehen, sondern auch detaillierte Szenarien für die nächsten Jahrzehnte entwickeln, erklärte Projektleiterin Ivonne Anders von der ZAMG. Herausgefunden werden soll etwa, wie die verschiedenen Einflüsse auf die sommerlichen konvektiven Niederschläge wirken, welche Wechselwirkungen es zum Beispiel zwischen Bodenfeuchte und der Bildung von Regenschauern und Gewittern gibt, welche Bedeutung bebaute Gebiete, etwa große Städte, auf solche Ereignisse haben und wie sich die Frequenz und die Intensität von Regenschauern in den einzelnen Regionen Österreichs entwickeln.