Wer ist John Gudenus? Porträt von umstrittenem Ex-FPÖ-National- & Bundesrat

Offizier und Graf relativierte Gaskammern mehrmals Nannte Ex-Vizekanzler Busek "Koalitionstrottel und Idiot"

Die politischen Tage des aus der FPÖ ausgetretenen Bundesrats John Gudenus (64) dürften gezählt sein. Der unverbesserliche Relativierer der Existenz von Gaskammern im Dritten Reich hatte just am Vorabend des 60-jährigen Republiksjubiläums mit seiner Aussage, wonach es keine "Tabus" über NS-Gaskammern geben sollte und man die Frage der Existenz nicht mit ja oder nein beantworten müsse, nicht nur einen Entrüstungssturm bei ÖVP, SPÖ, Grünen und dem FPÖ-Abspalter BZÖ ausgelöst, er musste auch die Mitgliedschaft in der eigenen freiheitlichen Partei zurücklegen.

Der Offizier und Graf aus altem Adel war bereits vor zehn Jahren über seine Aussagen zu Gaskammern gestolpert. 1995 hatte Gudenus erklärt: "Gaskammern? Ich halte mich da raus! Ich glaube alles, was dogmatisch vorgeschrieben ist" und war daraufhin als FPÖ-Nationalratsabgeordneter zurück getreten. Seinen damaligen Rücktritt und seinen nunmehrigen Austritt aus der FPÖ und die Zurücklegung sämtlicher Funktionen in der Freiheitlichen Partei hatte Gudenus fast wortident begründet. Er wolle "möglichen Schaden" für die FPÖ abwenden.

Medien betreiben "gezielte Sinnverdrehung"
Ähnlich gestaltete sich die Rechtfertigung für seine inkriminierten Aussagen von 1995 und 2005 zu den Gaskammern. In beiden Fällen machte Gudenus die Medien, vor allem den ORF, verantwortlich. Vor zehn Jahren hatte Gudenus von "gezielter Sinnverdrehung" gesprochen, nun meinte er, es gebe eine "bewusste Missinterpretation".

Gudenus hatte in der Vergangenheit bei seinen Äußerungen auch nicht unbedingt mit Beschimpfungen des politischen Gegners gegeizt. Legendär war eine Auseinandersetzung im Juli 1994 im Nationalrat im Rahmen einer Kulturdebatte mit dem damaligen Wissenschaftsminister Erhard Busek (V). Der FPÖ-Abgeordnete hatte beim Thema "Sammlung Leopold" dem Sammler Rudolf Leopold attestiert, möglicherweise pathologisch zu sein. Busek hatte daraufhin zu Gudenus gemeint, "wenn die Ahnen ihrer Familie jene Haltung zur Kultur gehabt hätten, wären wir heute noch ein Urwald. ... Sie sind hier der Familie nicht würdig". Gudenus hatte erregt repliziert: "Das ist eine Frechheit. Sie gehören geohrfeigt. Sie sind nicht nur ein Koalitionstrottel, Sie sind ja nicht normal, Sie sind ein Idiot". Als der damalige ÖVP-Klubobmann Andreas Khol dem FPÖ-Abgeordneten riet: "Gudenus in die Höhle", verließen fast alle freiheitlichen Abgeordneten den Plenarsaal.

Zick-Zack-Kurs in Sachen Gaskammern
Was die Gaskammern-Debatte betrifft, war Gudenus in den letzten zehn Jahren eine Art Zick-Zack-Kurs gefahren. Nach der "Dogma"-Aussage 1995 hatte er versucht klarzustellen, dass "die Existenz der industriellen Vernichtung von zahllosen Menschen im Dritten Reich, insbesondere über Gaskammern, für mich als historische Tataschen feststeht und einer revisionistischen Erörterung nicht zugänglich sein kann". 2005 kehrte er dann wieder zu seiner Ursprungshaltung - dem unverbesserlichen Relativieren der Existenz von Gaskammern - zurück.

Innerhalb der FPÖ gilt Gudenus als strammer Rechter. Bei der jüngsten Abspaltung der BZÖ von der FPÖ schloss sich Gudenus eindeutig dem "nationalen" Teil an und verblieb u.a. mit EU-Abgeordnetem Andreas Mölzer und Volksanwalt Ewald Stadler bei der "alten" FPÖ. Für Aufregung und Freude bei der Opposition hatte er zuletzt bei seiner Zustimmung zu einem Neuwahlantrag der SPÖ im Bundesrat gesorgt, womit dieser Antrag auch die Mehrheit erhalten und die schwarz-blau-orange Koalition etwas unter Druck gesetzt hatte. Gudenus machte auch klar, dass die FPÖ "kein Stimmvieh" sein werde. Die ÖVP müsse die FPÖ einbinden, wobei Gudenus auch Ministerämter für seine Partei forderte, was die Volkspartei postwendend zurückwies.

Gudenus seit 1973 in der Politik
Geboren wurde Gudenus am 23. November 1940 in Wien. Er absolvierte die Militärakademie, ist vom Rang her Oberst, schloss das Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Uni Wien mit dem Magister ab und ist Betreiber einer Forstwirtschaft in Albrechtsberg. Politisch startete Gudenus als FPÖ-Bezirksrat in Wien/Innere Stadt 1973, seit 1990 ist er Mitglied des Gemeinderats von Albrechtsberg, später wurde er Bezirksparteiobmann der FPÖ Wien/Wieden, es folgte die Mitgliedschaft im Landesparteivorstand der FPÖ Wien und der Landesparteileitung der Wiener Freiheitlichen. Im Bundesrat war Gudenus von November 1990 bis April 1992, dann folgte die Nationalratstätigkeit bis November 1995. Seit November 1996 sitzt Gudenus neuerlich in der Länderkammer des Parlaments.
(apa)