Wenn im Schaltkreis der Wurm drinnen ist: ÖAMTC berichtet über Elektronik-Pannen

Mehr Fehlerquellen durch mehr vernetzte Geräte Oft sind mehrere Reparaturversuche notwendig

Die Zentralverriegelung entriegelt bei Regen, der Tempomat beschleunigt automatisch beim Durchfahren von Lkw-Mautportalen, alle Warnlichter leuchten bei tiefen Temperaturen, die Getriebeautomatik schaltet nach einem Überholvorgang in den Notbetrieb - haben wir die moderne Auto-Elektronik im Griff, oder ist es eher umgekehrt? Der ÖAMTC ging dieser Frage nach.

Wenn im Schaltkreis der Wurm drinnen ist: ÖAMTC berichtet über Elektronik-Pannen

500 Fälle von Club-Mitgliedern wurden von den ÖAMTC-Technikern ausgewertet. Das ernüchternde Fazit: "Alle Marken sind betroffen", so ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang. "Teure Premium-Fahrzeuge genauso wie günstige Kleinwagen."

Viele Fehler in der Motor-Steuerung
Die Fehler liegen besonders häufig (27,34 Prozent) in der Motor-Steuerung. Die Problemlösung ist meistens äußerst schwierig. 40 Prozent der Elektronikpannen waren trotz bis zu 30 Reparaturversuchen nicht gelöst - im Schnitt gab es fünf Reparaturversuche pro Auto. Und rund 25 Prozent der Betroffenen hatten mehr als sechs Werkstatt-Aufenthalte hinter sich. Als Lösung werden meistens Software-Updates präsentiert, die allerdings oft erst beim fälligen Service eingespielt werden. Und auch das führt nicht immer zum gewünschten Erfolg.

Immer mehr Geräte werden vernetzt
"Das Hauptproblem ist, dass immer mehr Steuergeräte im Fahrzeug vernetzt werden müssen", erklärt der ÖAMTC-Techniker. So hatte ein Golf aus dem Jahr 1992 nur drei dieser Geräte an Bord (Einspritzung, ABS, Zentralverriegelung), heute sind es in der Minimum-Ausstattung 26. Außerdem sind Elektronikfehler nicht unbedingt Serienfehler, weil es Toleranzen bei Elektronikbauteilen und Unterschiede in der Fahrzeugausstattung gibt. "Ausschlaggebend für eine Fehlererkennung ist auch, wie und wie oft der Fahrer einzelne Features nutzt", sagt Lang. "Wer häufig seine elektronische Sitzeinstellung verändert, stößt eher auf ein 'Netz'-Problem als jemand, der das nie macht."

Wer entschädigt den Autobesitzer?
Wann hat man nach erfolglosen Reparaturversuchen das Recht, sein Auto zurückzugeben und das Geld dafür zu bekommen? "Das Recht auf Wandlung gibt es nur bei nicht geringfügigen Mängeln", weiß ÖAMTC-Juristin Ursula Zelenka. "Der Mangel muss schwer, wesentlich und vor allem unbehebbar sein und die Sicherheit beeinträchtigen." Eine Wandlung etwa wegen verrückt spielender Warnanzeigen schließt sie aus. Zuerst muss immer versucht werden, den Defekt zu reparieren oder nachzubessern. Daher fordert der ÖAMTC, dem Konsumenten zumindest während der zweijährigen gesetzlichen Gewährleistungsfrist die Kosten für ein Ersatzauto oder die anfallenden Taxispesen zu ersetzen. Pech hat, wessen Elektronik erst nach Ablauf von Garantie und Gewährleistung den Geist aufgibt. Dann muss man auch bei Elektronikdefekten für die Reparatur selbst aufkommen. (APA/red)