"Weil ich an Pascher hab'": Verdächtiger gibt Schussattentat auf achtjährigen Buben zu!

Drogensüchtiger hat schon früher auf Kinder gefeuert Unglaubliche Zustände: Eltern erstatteten nie Anzeige<br>PLUS: BILDER vom Gemeindebau-Tatort in Wien X!

"Weil ich an Pascher hab'": Verdächtiger gibt Schussattentat auf achtjährigen Buben zu!

Der Achtjährige spielte mit seinen Freunden im Hof, als er von dem Schuss aus dem Luftdruckgewehr des Verdächtigen getroffen wurde. Dass die Polizei davon erfuhr, war laut Oberstleutnant Gerhard Haimeder eigentlich ein Zufall. Ein Anrainer rief die Exekutive, weil sich nach dem Attentat ein Auflauf in der Anlage in der Quellenstraße 24 A gebildet hatte.

Ermittler der KD 1 (Gruppe Unger) begannen mit den Erhebungen in dem Gemeindebau mit elf Stiegen. "Das war schwere Arbeit", sagte Haimeder. Unter anderem versuchten die Beamten die Schussrichtung festzustellen, um den Täterkreis einzuengen. Es wurden mehrere Wohnungen durchsucht, eine von der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) aufgebrochen. Darin fand sich zwar nicht die Tatwaffe, aber ein Teleskop-Stahlrohr, das ebenfalls zu weiteren Ermittlungen führen wird.

Verdächtiger vorbestraft
Die Fahnder gingen von Wohnung zu Wohnung, um die Anrainer zu befragen. Ein Erwachsener, selbst per Haftbefehl gesucht, brachte die Polizei schließlich auf die richtige Spur. Er gab an, dass er am 9. Juni am Rücken von einem Luftdruckgewehr-Projektil getroffen wurde. Schütze war sein Freund, mit dem er zuvor einen Streit gehabt hatte, wer von den beiden Bier holen geht. Danach nahmen die Beamten den 26-Jährigen fest. Er ist wegen mehrerer Eigentums- und Drogendelikte vorbestraft.

Schuss auf Achtjährige: Täter freute sich
Der mutmaßliche Täter zeigte sich in den ersten Einvernahmen geständig. Als Motiv für die Taten sagte er: "Weil i an Pascher hab'." Insgesamt vier Fälle legt die Polizei ihm zur Last. Bereits vor vier bis fünf Wochen schoss er einem Zwölfjährigen in die linke Hand. Am 30. Mai traf er ein achtjähriges Mädchen in Gesicht und verletzte es an einer Schläfe durch einen Streifschuss. Haimeder: "Er gab an, dass er sich gefreut hat, wie er das Mädchen im Gesicht getroffen hat und es weinend weglief." Am 9. Juni folgte das Attentat auf seinen Freund, und nun der Schuss auf den Achtjährigen.

Tatwaffe gefunden
Das Luftdruckgewehr mit Zielfernrohr fanden die Ermittler im Keller des Verdächtigen. Die Munition hatte er nach der Tat entsorgt. Der 26-Jährige wird nun zu weiteren Straftaten überprüft, sagte Haimeder.

Unglaublich: Eltern waren Schüsse egal
Bei den früheren Schüssen auf die Kinder hatte niemand Anzeige erstattet, sagte der amtsführende Landespolizeikommandant, Generalmajor Karl Mahrer. "Das ist eigentlich nichts Außergewöhnliches", bekamen die Polizisten von den Eltern der Opfer zu hören. "Das ist für mich das Unfassbare, dass die Eltern zur Tagesordnung übergehen, wenn das Kind angeschossen, sogar im Gesicht verletzt wird", meinte Mahrer.

"Problematische" Mischung?
Weiters meinte Mahrer, dass der Fall Anlass zu weiteren Überlegungen gebe. In der Wohnhausanlage lebe ein Mix aus älteren Menschen, vor allem Frauen, Österreichern ausländischer Herkunft und Vertretern sozialer Randgruppen, zum Beispiel Drogensüchtige. "Das ist eine Mischung von Menschen, die ich als nicht unproblematisch bezeichnen würde", so Mahrer.

Wiederholt habe es Schlichtungsgespräche mit Rayonspolizisten und Vertretern von "Wiener Wohnen" gegeben. Dennoch dürften Schreiduelle zwischen den Parteien an der Tagesordnung gewesen sein. Eines der immer wiederkehrenden Themen dürfte der Lärm im Hof gewesen sein.

Maßnahmen geplant
"Wir wollen nicht zur Tagesordnung übergehen", kündigte Mahrer an. Gemeinsam mit der Stadt Wien soll die Information und Beratung der Bewohner intensiviert werden. Entsprechende Gespräche mit der Stadt hätten innerhalb von fünf Minuten zu entsprechenden Beschlüssen geführt. Die Beratung und Prävention soll verstärkt werden. Mahrer betonte, das dies nicht ein Problem von Gemeindebauten sei, sondern "ein Problem von Ballungsräumen". Nach den Erfahrungen der Polizei ziehe sich das quer durch die Stadt. Dementsprechend soll die intensivierte Betreuung sich auch nicht auf Gemeindebauten beschränken.

(apa/red)