Wasser wird wertvoller als Öl

Ein Rohstoff im Wandel der Zeit

Sauberes, gesundes Trinkwasser sollte kein Privileg sein, wird es aber zunehmend. Dieser natürliche Rohstoff könnte bald wertvoller als Öl sein.

Vision 2020 - Wasser wird wertvoller als Öl © Bild: iStock

Es ist ein zermürbender Zankapfel. Stämme und Kulturen, Religionen und politische Interessen prallen aufeinander und machen den nahen Osten zu einem Dauerbrennpunkt. Doch inmitten dieses Wirrwarrs entspringt ein klein wenig Hoffnung in Form des Totes-Meer-Kanals. Ein Projekt, auf das sich Israel, Jordanien und Palästina in nie dagewesener Einigkeit verständigt haben.

Wie Wasser Frieden sichern kann

Geopolitisch wird das Projekt auch Friedens-Kanal genannt. Vom Roten Meer sollen jährlich 80 Millionen Kubikmeter Wasser in eine Entsalzungsanlage und weitere 120 Millionen Kubikmeter Wasser ins Tote Meer geleitet werden. So soll die Trinkwasserversorgung in der Region garantiert und das Absinken des Wasserspiegels im Toten Meer gestoppt werden. Zudem soll durch das Gefälle von 400 Meter Strom gewonnen werden.

Solche Projekte – freilich nicht in dieser Dimension – sind keine Seltenheit. Weltweit gibt es rund 4.000 bi- und unilaterale Abkommen, die sich mit der Verteilung von Wasser beschäftigen. Das ist notwendig. Immer mehr Menschen leben auf diesem Planeten und benötigen immer mehr Trinkwasser. Zum Trinken, zum Waschen, zum Anbau von Lebensmitteln. Doch Trinkwasser war genau genommen nie im Überfluss vorhanden.

Nur 2,5 Prozent der Wasservorkommen auf der Erde können als Trinkwasser verwendet werden. Doch auch in diesem kleinen Teil gibt es Einschränkungen. 70 Prozent sind in Gletschern und im ewigen Eis gefangen. Die Verfügbarkeit hängt von den Jahreszeiten ab. Rund 28,7 Prozent sind Grundwasser. Ohne technische Vorrichtungen lässt sich auch dieser Vorrat nicht verwenden. Ein Prozent des Wassers fällt auf Bodenfeuchtigkeit, Grundeis oder Sumpfwasser zurück. Flüsse, Bäche, Seen – also leicht erreichbares Trinkwasser – macht lediglich 0,3 Prozent der Vorkommen aus.

Bevölkerungswachstum und Klimawandel

Das zweite Problem ist der Klimawandel, der vor allem die Ausbreitung von Wüsten voran treibt. Nach dem Sturz von Husni Mubarak in Ägypten begann Äthiopien seine Felder mit Wasser aus dem Nil zu gießen. Mubarak hatte stets mit Krieg gedroht, sollte Äthiopien der ägyptischen Landwirtschaft das Wasser streitig machen.

Ein ähnliches Streitpotential gibt es zwischen Pakistan und Indien, die beide gerne den Indus anzapfen. Pakistan, weil deren Landwirtschaft davon abhängt, Indien, weil es Staudammprojekte voran bringen möchte. Auch vermeintliche Supermächte wie die USA haben ihre liebe Not mit der Wasserversorgung. Seit dem Jahr 2011 kämpft Kalifornien gegen eine historische Dürre und mittlerweile wohl chronische Wasserknappheit.

Deswegen haben sich immer mehr Industrieunternehmen, Verbände und Privathaushalte dem Wassersparen verschrieben. Von der Luftfahrt bis zur Lebensmittelindustrie, vom privaten Garten bis zu gemeinnützigen Projekten. Neue logistische Konzepte und futuristische Ideen sind gefragt, um Katastrophen vorzubeugen und den Frieden zu sichern. Wenn der Nahe Osten es kann, dann kann der Rest der Welt das auch.

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