Dieses Phänomen
ruiniert die Wahlprognosen

Trump vs. Clinton, Hofer vs. Van der Bellen - Was bei den letzten Wahlen anders war

Großbritannien wäre noch in der EU, Hillary Clinton die nächste US-Präsidentin und Hofer nicht als Kandidat mit den meisten Stimmen in die Stichwahl gegangen. Aber alles ist anders gekommen als vorhergesagt. Die Meinungsumfragen und Prognosen zu den letzten wichtigen Wahlen lagen daneben. Ist das ein neues Phänomen?

von
Meinungsforschung - Dieses Phänomen
ruiniert die Wahlprognosen

Nein, ist es nicht. Wahlverhalten ist keineswegs unberechenbar geworden. "An den Pranger gestellt gehören die Medien und nicht die Meinungsforscher", sagt Wolfgang Bachmayer, Chef des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts OGM. Das Phänomen, das bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich und international bei der Brexit-Abstimmung oder der US-Präsidentenwahl zu beobachten war, ist ein altbekanntes, das gerade eine Renaissance erlebt.

Lieber nicht dazu bekennen

In den USA hat sich das laut Bachmayer sehr deutlich gezeigt: Die öffentliche Meinung war stark davon geprägt, dass jeder anständige Mensch Hillary Clinton wählt und Donald Trump ein No-Go ist. "Die US-Medien haben sehr einseitig und intensiv berichtet und dadurch eine gewisse Stimmung erzeugt", sagt Bachmayer. Das führe dazu, dass Menschen in Meinungsumfragen nur zum Teil die Wahrheit sagen und sich nicht zu ihrer eigentlichen politischen Meinung bekennen. Außerdem würden sich viele gegen den erhobenen Zeigefinger von Medien und Establishment wehren und erst recht jenen Kandidaten wählen, dem die öffentliche Meinung weniger gewogen ist.

Tatsächlich führte Hillary Clinton in allen Umfragen vor der Wahl, wenn auch manchmal knapp. Selbst einige Polit-Experten rechneten ihr gute Chancen aus. Etliche Prominente sprachen sich via soziale Medien für Clinton aus, wesentlich weniger für Trump.

Dieser Tweet zeigt die USA-weiten Prognosen vor der Wahl:

Warum die BP-Wahl dennoch überrascht hat

Mittlerweile haben die Meinungsforscher gelernt, mit diesem Phänomen der fehlenden Bekennerschaft umzugehen. Bekannt ist es in Österreich seit rund 30 Jahren. Erstmals trat das Phänomen in Zusammenhang mit dem ehemaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider auf. Damals unterliefen schwere Fehlprognosen. Seitdem werden beim OGM die FPÖ-Resultate stets etwas aufgewertet und jene der Grünen beispielsweise abgewertet.

Warum ist es bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich trotzdem zu einer abweichenden Prognose gekommen? Das Phänomen sei bisher bei einer Bundespräsidentenwahl noch nicht aufgetreten, weil es noch nie zwei Kandidaten gegeben habe, die so polarisieren wie Hofer und Van der Bellen, teilt Bachmayer mit. In der letzten veröffentlichten OGM-Prognose vor der Wahl lag Hofer immerhin mit 27 Prozent knapp vor Van der Bellen in Führung, auch wenn der große Abstand, der am Ende herauskam, nicht vorhergesehen worden ist.

Mit der starken Polarisierung haben nicht einmal die Meinungsforscher gerechnet. Das Phänomen, sich nicht offen zur FPÖ bekennen zu wollen, tritt bei dieser Wahl laut OGM-Chef noch stärker zutage als bei den bisherigen Landtags- und Nationalratswahlen. Das wirkt sich auf die Meinungsforschung aus: Einerseits haben manche Menschen das Gefühl, sich in der Umfrage nicht zu Hofer bekennen zu können, weil er beispielsweise in sozialen Medien als nazinah dargestellt wird. Andererseits finden sie es übertrieben, dass er diesen Stempel aufgedrückt bekommt. Dieses Motiv spiele angesichts der Knappheit der Wahl eine wesentliche Rolle, teilt Bachmayer mit. Eine OGM-Prognose zur aktuellen Stichwahl schließt er unter anderem aufgrund der hohen Emotionalität - eher von Seiten der Wähler als der Kandidaten - und Polarisierung aus: Denn würde in der Umfrage stehen, dass Van der Bellen 54 Prozent erhält, würde man damit Hofer helfen und umgekehrt.

Meinungsumfragen haben immer einen gewissen Einfluss. Doch der Experte ist sich sicher, dass die Einflussnahme in diesem Fall besonders hoch wäre. Dementsprechend stellt sich am Ende nicht die Frage, wer derzeit laut Umfragen die Nase vorne hat. Ein Fazit zieht Bachmayer dennoch aus der ersten Stichwahl: Bei Van der Bellen waren im ersten Wahlgang 2 von 3 Wähler der ausgeschiedenen Kandidaten, bei Hofer waren es 1 von 3. "Diese vom Kandidaten nicht voll überzeugten Wechselwähler sind nicht zu leicht zu mobilisieren. Der Anteil der überzeugten Hofer-Wähler war bei der ersten Stichwahl größer", sagt Bachmayer.

Was weiß wählen bewirkt:

© Video: News.at

Kommentare

Tanja Schuhmann

Ich bin alt und durfte mein Leben lang niemals an einer der angeblich so seriösen Umfragen teilnehmen und auch keiner, den ich je kannte. Glaubhaft ist, das einige Leute den Medien die schuld geben, denen es nicht genug gelungen ist die Meinung in die Richtung zu lenken, die erwünscht ist von einer Gruppe von Leuten, denen es einzig korrupt darum geht ihre eigenen Ziele durch zu setzten.

Testor melden

Eigentlich müsste man die Stelle des Bundespräsidenten ausschreiben, um sie dem Parteieinfluus zu entziehen. Dann würden sich vielleicht 100 Leute bewerben, von denen sicher einige besser passen würden als VDB und noch viel besser als Hofer.
Aber wer sucht die drei oder vier besten unter diesen 100 aus, die sich dann der Volkswahl zu stellen hätten?

parteilos melden

Könnte ihnen auf der Stelle ein paar Firmenchefs auf "das Wärmste" empfehlen. gg

Testor melden

Genau das Richtige: Z.B. den Chef von Doppelbauer oder den von der Firma Palfinger. Die haben wenigstens schon großes geleistet und viele, viele Millionen an Steuer gezahlt, von denen die Nichtleistungsträger in der Regierung und im Parlament bezahlt werden. Aber die genannten Unternehmer würden sich wahrscheinlich nicht in die Niederungen der verlogenen Politik begeben.

Testor melden

Es muss Natürlich "Großes" statt "großes" heißen. Es ließ sich nicht mehr korrigieren, ohne den Absatz neu zu schreiben. Warum das nicht möglich ist, weiß ich nicht.

Tanja Schuhmann
Tanja Schuhmann melden

Ja klar Firmen und Konzernbonzen die noch am ungezügelten Strom von Millionen Billiglöhnern noch fettere Gewinne erzielen, offene Grenzen um jeden Preis in der Bevölkerung - gar kein Interessenskonflikt .. lol

Henry Knuddi

bei der umfrage wähle ich hofer, wie beim einkaufen

Seite 1 von 1