Wie funktioniert
die Bundestagswahl?

Deutschland wählt am 24. September einen neuen Bundestag. Rund 61,5 Wahlberechtigte sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Doch wie funktioniert das?

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Wahl ABC - Wie funktioniert
die Bundestagswahl?

Fragen zur Bundestagswahl mit dem größten Zuwachs an Suchinteresse über Google in den letzten 7 Tagen

  • 1. Was wird am Sonntag gewählt?
  • 2. Wo wählen gehen?
  • 3. Wann öffnen die Wahllokale 2017?
  • 4. Wie sieht der Wahlzettel 2017 aus?
  • 5. Was passiert mit meiner Stimme wenn ich nicht wählen gehe?
  • 6. Wie wähle ich?
  • 7. Was wähle ich bei der Bundestagswahl 2017?
  • 8. Wie wähle ich richtig?
  • 9. Wer gewinnt die Bundestagswahl?
  • 10. Bis wann Briefwahl?

Für die deutsche Bundestagswahl gilt ein personalisiertes Verhältniswahlrecht. Jeder Wähler hat zwei Stimmen. Mit der Erststimme entscheidet er, welcher Kandidat seinen Wahlkreis vertritt, mit der Zweitstimme legt er die prozentuale Verteilung der Sitze im Parlament fest. Die Zweitstimme ist also wichtiger, denn sie entscheidet über die Machtverhältnisse in Deutschland.

Es gibt deutschlandweit 299 Wahlkreise. Das Direktmandat in jedem Wahlkreis erhält der Kandidat mit den meisten Erststimmen. Weitere 299 Parlamentssitze werden über die Landeslisten der Parteien vergeben. Dabei werden nur die Parteien berücksichtigt, die mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen erhalten oder via Erststimmen mindestens drei Direktmandate gewonnen haben.

© Video: APA

Aus Wahlkreis- und Listenmandaten ergibt sich für den Bundestag eine Mindestgröße von 598 Sitzen. Die tatsächliche Zahl kann deutlich darüber liegen. Wenn nämlich eine Partei in einem Bundesland mehr Wahlkreise per Erststimme gewinnt als ihr nach der Zweitstimmenzahl prozentual zustehen, erhält sie sogenannte Überhangmandate.

Beispiel: Im Bundesland Brandenburg werden zehn Sitze vergeben. Partei X holt 30 Prozent und bekäme demnach drei Sitze. Sie gewinnt aber vier Wahlkreise direkt, also erhält sie ein Überhangmandat.

Damit trotz Überhangmandaten der Proporz im Parlament gewahrt bleibt, gibt es für die anderen Parteien Ausgleichsmandate. Der 2013 gewählte Bundestag kam deshalb auf 631 Sitze.

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Bei der deutschen Bundestagswahl geht es keinesfalls nur um das Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem SPD-Herausforderer Martin Schulz. Am 24. September treten vielmehr fast 5.000 Kandidaten und mehr als 40 Parteien an. Sie stellen sich mehr als 60 Millionen Bürgern zur Wahl. Ein Überblick über die wichtigsten Zahlen rund um die Wahl:

Wie wird der Bundestag gewählt?

Rund 61,5 Millionen Deutsche sind am 24. September zur Bundestagswahl aufgerufen. Mit der Erststimme entscheiden sie, welcher Direktkandidat ihren Wahlkreis im Parlament vertreten soll. Die Zweitstimme geben sie einer Partei. Die sogenannte personalisierte Verhältniswahl soll einerseits eine Bindung zwischen den Menschen im Wahlkreis und "ihrem" Abgeordneten ermöglichen, andererseits den Wählerwillen möglichst genau abbilden.

Wie viele Parteien treten an?

Mit 42 Parteien stehen so viele Parteien wie noch nie seit der Wiedervereinigung zur Wahl. Dabei treten 34 Parteien mit Landeslisten an, acht nur mit Kreiswahlvorschlägen. Bei der Union besteht wie immer die Besonderheit, dass die CDU in allen Bundesländern außer Bayern antritt und die CSU dafür nur im Freistaat. Chancen auf einen Einzug in den Deutschen Bundestag haben laut Umfragen die Unionsparteien, SPD, FDP, Grüne, Linke und die AfD.

Momentan besteht das Parlament aus vier Fraktionen. Die FDP, die bei der Wahl vor vier Jahren aus dem Bundestag flog, hofft auf einen Wiedereinzug. Die AfD könnte erstmals den Sprung über die Fünfprozenthürde schaffen. Den übrigen Parteien werden keine Chancen eingeräumt, in den Deutschen Bundestag einzuziehen.

Wie werden die Sitze auf die einzelnen Parteien verteilt?

Die Bundesrepublik ist in 299 annähernd gleich große Wahlkreise von jeweils rund 250.000 Einwohnern eingeteilt, die einen direkt gewählten Abgeordneten nach Berlin schicken. Ausschlaggebend für die Zusammensetzung des Bundestages sind aber die Zweitstimmen, die festlegen, wie stark die Parteien im Parlament vertreten sind.

Vor der Wahl stellen die Parteien dafür in allen 16 Bundesländern Listen mit Kandidaten auf. Über diese Listen werden entsprechend der Zweitstimmenergebnisse in den Ländern die weiteren 299 Sitze des Bundestags gefüllt. Voraussetzung für den Einzug ins Parlament ist dabei, dass eine Partei bundesweit mindestens fünf Prozent der Stimmen oder mindestens drei Direktmandate erringt.

Warum sitzen dann mehr als 598 Abgeordnete im Bundestag?

Dass der Bundestag seine Sollgröße überschreitet, hängt mit den sogenannten Überhang- und Ausgleichsmandaten zusammen. Überhangmandate entstehen, wenn eine Partei in einem Bundesland mehr Direktmandate gewinnt, als ihr nach den Zweitstimmen zustehen. Diese zusätzlichen Mandate gab es bereits bei der ersten Bundestagswahl 1949, seit der Wiedervereinigung stieg die Zahl vor dem Hintergrund der Veränderungen in der Parteienlandschaft aber deutlich an.

Davon profitierten die beiden Volksparteien CDU/CSU und SPD wegen ihrer Stärke bei den Erststimmen, während vor allem kleinere Parteien durch die Verzerrung des Zweitstimmenergebnisses einen Nachteil hatten. Das Bundesverfassungsgericht erklärte das geltende Wahlrecht deshalb für verfassungswidrig.

Als Lösung führte eine im Februar 2013 verabschiedete Reform einen Ausgleichsmechanismus ein: Dabei wird die Gesamtzahl der Sitze im Bundestag solange erhöht, bis das Größenverhältnis der Fraktionen dem Zweitstimmenergebnis entspricht. Die sogenannten Ausgleichsmandate werden dann über die Landeslisten den Parteien zugeteilt.

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Wie viele Kandidaten bewerben sich?

An der Bundestagswahl nehmen in diesem Jahr insgesamt 4.828 Wahlbewerber teil. Bei gesamtdeutschen Bundestagswahlen gab es nur 1998 mit 5.062 Kandidaten mehr Bewerber.

Wie hoch ist der Frauenanteil?

Unter den Kandidaten sind 1.400 Frauen. Dies entspricht einem Anteil von 29 Prozent. Den höchsten Anteil verzeichneten die Statistiker 1994 mit 29,5 Prozent. Unter den derzeit im Bundestag vertretenen Parteien haben die Grünen mit 47 Prozent den höchsten Frauenanteil, am niedrigsten ist die Quote bei der CSU mit 22 Prozent.

Wie alt sind die Bewerber?

Das Durchschnittsalter liegt bei 46,9 Jahren. Die größte Altersgruppe stellen dabei die 50- bis 59-Jährigen mit einem Anteil von 27,4 Prozent. Der jüngste Bewerber ist 18 Jahre alt und tritt in Brandenburg an, die mit 89 Jahren älteste Kandidatin stellt sich in Bayern zur Wahl.

Wie viele Bürger sind wahlberechtigt?

Zur Wahl aufgerufen sind in diesem Jahr rund 61,5 Millionen Bürger. Das sind etwa 400.000 Menschen weniger als vor vier Jahren. Unter den Wahlberechtigten sind 29,8 Millionen Männer und 31,7 Millionen Frauen. Drei Millionen junge Menschen dürfen das erste Mal ihr Kreuz machen.


Die meisten Wahlberechtigten kommen mit 13,1 Millionen aus Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern mit 9,5 Millionen und Baden-Württemberg mit 7,8 Millionen. Die geringsten Zahlen weisen Bremen mit einer halben Million und das Saarland mit 800.000 Wahlberechtigten auf.

In wie vielen Wahlkreisen wird gewählt?

Es gibt 299 Wahlkreise. Sie wurden im vergangenen Jahr neu eingeteilt. Die meisten Wahlkreise hat Nordrhein-Westfalen mit 64, die wenigsten Bremen mit zwei. In rund 73.500 Urnenbezirken können die Wahlberechtigten am Wahlsonntag ihre Stimmzettel abgeben. Dazu kommen 14.500 Briefwahlbezirke.

Wie viele Wahlhelfer gibt es?

Insgesamt rund 650.000 Männer und Frauen sind am 24. September Wahlhelfer. Sie bilden etwa 88.000 Wahlvorstände. Während des Wahlvorgangs sorgen die Helfer für die Organisation und überwachen, dass ordnungsgemäß gewählt wird - nach Ende des Wahlvorgangs zählen die Wahlhelfer die Stimmen aus und melden sie an die zuständige Landeswahlleitung, die die Wahlkreisergebnisse dann an den Bundeswahlleiter weitergibt. Der Einsatz der Wahlhelfer ist ehrenamtlich.

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