Wer wird Donald Trump
2020 herausfordern?

Ein Jahr nach Trumps Sieg beginnen die Demokraten die Suche nach einem "Erlöser"

Das chaotische erste Jahr von Donald Trumps Präsidentschaft neigt sich dem Ende zu. Die Demokraten beginnen bereits jetzt, ihren Blick auf die nächste Präsidentschaftswahl zu richten, die "dem Schrecken ein Ende bereiten" soll. Doch wer von ihnen könnte Trump besiegen?

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US-Wahlen - Wer wird Donald Trump
2020 herausfordern?

Auch wenn er es in seinem unerschütterlichen Selbstbewusstsein niemals zugeben würde, aber auch Donald Trump selbst muss sich sein erstes Jahr als Präsident anders vorgestellt haben. Noch kein von ihm angekündigte großes Reformvorhaben hat es bisher durch den Kongress geschafft. Seine Personalauswahl erwies sich als katastrophal, mittlerweile musste er sich von seinem Stabschef, Pressesprecher und wichtigstem Berater wieder trennen. Und über allem schweben bedrohlich die Russland-Ermittlungen, die im schlimmsten Fall noch zur Anklage gegen Trump nahestehende Personen oder sogar ihn selbst führen könnten. Trumps Popularität hat in diesem Jahr fast kontinuierlich neue Tiefstwerte erreicht.

In diesem Klima wittern die Demokraten Morgenluft. Nach einer der bittersten, weil überraschendsten Niederlage in ihrer Geschichte standen sie wie gelähmt vor einem Trümmerhaufen und einer scheinbaren republikanischen Allmacht. Doch nun blickt die Partei nach vorne. Im nächsten Jahr wollen sie das Repräsentantenhaus zurückerobern, und damit Trumps Macht, vielleicht noch bevor er überhaupt viel verändern konnte, stark beschränken. Ebenso richten sie aber schon jetzt ihren Blick auf das Jahr 2020: Um jeden Preis soll eine zweite Amtszeit Donald Trumps verhindert werden. Doch wem könnte das gelingen? Noch hat sich kein großer Name nach vor gewagt und eine Kandidatur angekündigt. Doch die Gerüchteküche brodelt. Hier sind fünf mögliche demokratische Herausforderer für Trump:

Bernie Sanders

Nach der Wahlniederlage Hillary Clintons wurde "Bernie would have won" (Bernie hätte gewonnen) unter vielen Demokraten zum geflügelten Wort. Der linksliberale Senator aus Vermont erwies sich in den demokratischen Vorwahlen als überraschend hartnäckiger Gegner der haushohen Favoritin Clinton. Zwar kann niemand seriös beantworten, ob Sanders wirklich eine bessere Chance gegen Trump gehabt hätte. Es ist aber nicht auszuschließen, dass diese Theorie noch überprüft wird. Seine Popularität gerade bei jungen Wählern ist ungebrochen groß, und Sanders hat eine weitere Kandidatur nie ausgeschlossen. Allerdings wäre er dann schon 79.

Joe Biden

Obwohl er als Barack Obamas Vizepräsident keinen großen politischen Gestaltungsspielraum hatte, hat es Biden in dieser Zeit durch viele sympathisch-freundschaftliche Auftritte mit dem Präsidenten in die Herzen der Amerikaner geschafft. Zu Gute kommen könnte ihm eine Art "Obama-Nostalgie" unter vielen demokratischen Wählern, die sich bei Trumps Auftritten mit Wehmut an seinen sachlichen, meist gut gelaunten Vorgänger erinnern. Er kann auf jahrzehntelange politische Erfahrung zurückblicken und könnte die weiße Arbeiterklasse ansprechen, deren teilweises Überlaufen zu Trump als einer der Hauptgründe für seinen Sieg 2016 gilt.

Kamala Harris

Harris, frühere Generalstaatsanwältin von Kalifornien, sitzt erst seit Beginn dieses Jahres im US-Senat. Dennoch vergleichen viele den um sie und ihre mögliche Kandidatur ausgebrochenen Hype bereits mit jenem um Barack Obama vor 2008, der sich auch erst in seiner ersten Amtszeit befand. Harris ist erst die zweite schwarze Frau, die je in den Senat gewählt wurde. Ihr thematischer Fokus liegt auf einer Liberalisierung des rigiden amerikanischen Strafrechts, dennoch begegnen ihr viele Progressive in der Partei mit Misstrauen: Kamala Harris' Positionen seien insgesamt zu sehr an der politischen Mitte ausgerichtet.

Mark Zuckerberg

© Kay Nietfeld / dpa / AFP Mark Zuckerberg

Der Facebook-Gründer hat mit verschiedenen Aktionen immer wieder Spekulationen über eine mögliche politische Karriere angeheizt. Zuletzt hat er sich für Facebook vermehrt in öffentlichen Debatten zu Wort gemeldet, sei es zu sexueller Belästigung online oder Datenschutz. Außerdem hat er den entscheidenden Vorwahl-Staat Iowa besucht und ehemalige Mitarbeiter von Hillary Clinton angeheuert. Es ist aber unklar, ob der Milliardär über genug Unterstützung in der demokratischen Basis verfügen würde, um nominiert zu werden. Möglich wäre daher auch eine Kandidatur als Unabhängiger.

Elizabeth Warren

© SAUL LOEB / AFP Elizabeth Warren

Was viele Demokraten an Warren schätzen: Für Trump ist sie offenbar ein wirklich wunder Punkt. Die Senatorin aus Massachusetts, die wie Sanders dem linken Parteiflügel angehört, ist eine der lautstärksten und direktesten Kritikerinnen des Präsidenten – und dieser kann der Versuchung regelmäßig nicht widerstehen, sie frontal anzugreifen. Erst vor wenigen Tagen nannte Trump sie erneut "Pocahontas", ausgerechnet bei einer Zeremonie zu Ehren amerikanischer Ureinwohner. Treffen mit Großspendern und ein neues Buch deuten darauf hin, dass Warren eine Kandidatur ernsthaft in Erwägung zieht.

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