Die Westentaschenrakete

Der erste GTI war ein Golf mit 110 PS. 42 Jahre später rüstet VW den Up zum GTI hoch, der seine 115 PS nicht ganz so wild wie der Urahn ausspielt.

von Motor - Die Westentaschenrakete © Bild: Volkswagen AG

Der Blick zurück kann auch in der Autobranche Linderung bewirken. Besonders für eine Marke, die durch Machenschaften am momentan sensibelsten Thema, dem Schadstoffausstoß, schlimme Dellen an ihrer Reputation abbekommen hat. So helfen wieder einmal die drei magischen Buchstaben GTI zu ungetrübt freudvoller Annäherung an einen VW, konkret an den Up. Denn wer behauptet, bei Erwähnung der Insignien der Volkssportlichkeit nicht stante pede an den Urahn Golf GTI zu denken, und das mit einem breiten Grinsen, der hatte 1976 noch keinen Führerschein. Oder lügt ganz unverschämt.

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Den kreuzbiederen Up, der hauptsächlich im innerstädtischen Verkehr Lustgefühle aufkommen lässt, weil er klein genug (3,60 Meter) für Miniparklücken und wendig genug für Spurwechsel in Kolonnen ist, zum GTI aufzubretzeln, war nicht wirklich schwer. Die Retro-Optik innen reicht von diversen GTI-Emblemen bis zum folkloristischen Karomuster der Sitze namens Kent. Die geben allerdings nur milde Seitenhalt, aber man sitzt gut. Noch ein Wort zur Konnektivität: Statt eines Navis gibt es (gegen Aufpreis) einen Smartphone-Halter inklusive Schnittstelle und USB-Lademöglichkeit. Navigiert wird mit dem System, das man aufs Handy geladen hat, oder mit dem alten Shell-Atlas, falls noch irgendwo auffindbar.

Dem Motor, nach wie vor ein Einliter-Benziner mit drei Zylindern, wurden 25 Mehr-PS durch einen größeren Turbolader herausgekitzelt. Der übrigens auch wegen des Partikelfilters, Stichwort Abgasgegendruck, notwendig war. Die daraus resultierenden 115 PS lassen die Erwartungen wieder in die Mittsiebziger schweifen, als der Golf GTI die Alfa-und Porsche-Fahrer auf der Autobahn immer nervös in den Rückspiegel blicken ließ, ob der VW da hinten schon endlich abgehängt sei.

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Um es vorweg zu nehmen: So ein wilder Hund ist der Up GTI nicht. Will er auch gar nicht sein, obgleich das der Motorsound - von einem Steuergerät erzeugt - vorgaukelt. Der Turbo hat einen genau abgesteckten Wirkungsbereich: Unter 2.000 Touren geht noch nichts und über 5.000 Touren nichts mehr. Aber dazwischen spielt die Musik. Da muss das ESP nicht nur beim Ampelstart eingreifen, um die Vorderräder am Durchdrehen zu hindern, und nicht allzu enge Kurven werden im Drift genommen. Die Lenkung ist zielsicher, die Schaltung exakt, wenn auch nicht mit sechs superkurzen Schaltwegen, und das Fahrwerk hart, innerstädtisch manchmal zu hart.

In der Stadt kann man schaltfaul im hohen Gang dahinbummeln, hat aber genug Reserven, bei Bedarf Möchtegern-GTIs zu ärgern.

Daten

VW Up GTI

Preis: ab €16.840,-
Motor: 3 Zylinder, Turbobenziner, 999 ccm
Leistung: 115 PS (85 kW)
Spitze: 196 km/h
0-100: 8,8 Sek.
Verbrauch: 5,9 l/100 km
Emission: 137 g CO2/km
Fazit: Der sportlichste Up ist kein wilder Schießer, sondern ein Kleiner mit Pfeffer für den Sprint und Langmut in der City