Vucic am Freitag zu Besuch in Wien

Serbischer Präsident trifft Amtskollegen Van der Bellen und Kanzler Kurz

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Zum Auftakt des Staatsbesuches wird Vucic von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit militärischen Ehren begrüßt werden.

Darauf sollen ein Vier-Augen-Gespräch der zwei Präsidenten sowie ein gemeinsames Pressegespräch um 12.30 Uhr folgen. Am frühen Nachmittag wird Vucic, der zwischen 2014 und Ende Mai 2017 Ministerpräsident war, auch mit dem Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zusammenkommen. Das Arbeitsgespräch ist für 15.15 Uhr angesetzt, anschließend sind Pressestatements vorgesehen.

Gleich nach der Nationalratswahl Mitte Oktober gab Vucic seiner Hoffnung Ausdruck, dass die guten Beziehungen zwischen Serbien und Österreich in Zukunft noch besser sein würden. Belgrad und Wien hatten unter anderem sehr eng auch während der "Flüchtlingskrise" am Balkan 2015 kooperiert. Vor allem während der EU-Ratspräsidentschaft Österreichs in der zweiten Jahreshälfte rechnet der EU-Beitrittskandidat Serbien mit starker Unterstützung Wiens.

Belgrad ist bemüht, 2025 EU-Mitglied zu werden. Die Europäische Union hat mit Serbien bisher 12 von 35 Beitrittskapitel geöffnet, zwei wurden vorläufig auch geschlossen. Ein besonders kompliziertes Beitrittskapitel dürfte für Belgrad das 35. sein, das sich auf die Normalisierung der Beziehungen mit dem Kosovo, der früheren südserbischen Provinz bezieht, deren vor knapp zehn Jahren verkündete Unabhängigkeit Serbien nach wie vor ablehnt.

Der 46-jährige serbische Präsident, der seine politische Laufbahn in den frühen neunziger Jahren an der Seite des Ultranationalisten Vojislav Seselj begonnen hatte, ist seit Jahren fest entschlossen, sein Land in die EU zu führen. So hatte er auch kurz nach der Amtseinweihung im Juni seine Bereitschaft signalisiert, die Kosovo-Frage zu lösen. Es sei Zeit, in Sachen Kosovo nicht mehr den Kopf in den Sand zu stecken, sondern "realistisch" zu sein, meinte Vucic damals. Ohne ein rechtlich bindendes Abkommen mit dem Kosovo werde Serbien der Europäischen Union nicht beitreten können, warnte er seine Landsleute erst kürzlich.

Sehr dynamisch entwickeln sich auch die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Serbien und Österreich. Im ersten Halbjahr 2017 stiegen die österreichischen Exporte um 10,6 Prozent auf 338,7 Mio. Euro an. Die Importe aus Serbien wuchsen im selben Zeitraum um 19,8 Prozent auf 238,1 Mio. Euro. Österreich ist mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 2,02 Mrd. Euro größter ausländischer Investor in Serbien, wo knapp 450 österreichische Unternehmen gut 18.000 Personen beschäftigen.

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