Der Verbraucherschutzverein (VSV) fordert eine Verlängerung der Verjährungsfrist bei langfristigen Kreditprodukten, einen Härtefall-Fonds für bestehende Kredite und eine transparente Kosten- und Provisionsoffenlegung. Denn vor allem die momentan steigenden Kreditzinsen verursachen Unbehagen bei Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern. "Das sind explodierende Zinsen, die viele Kreditnehmer:innen nicht mehr stemmen können", so die Obfrau des VSV, Daniela Holzinger-Vogtenhuber.
"Österreich hat eine Situation, wo 50 Prozent der vergebenen Kredite auf variablen Zinssätzen beruhen. Im Vergleich: Im Euroraum liegen wir bei 23 Prozent", erklärte Holzinger-Vogtenhuber bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. In Österreich sei zu erkennen, dass die Banken gezielt zu variabel verzinsten Kreditprodukten beraten haben.
Laut VSV betrifft die jetzige Lage vor allem bestehende Kredite. Die von verschiedenen Seiten vorgeschlagenen Lösungen würden lediglich bedingt helfen. Beispielsweise haben die Banken zugesichert, bei Kreditnehmenden, die in Notlage geraten, auf Mahnspesen und Verzugszinsen zu verzichten. "Das ist ein lächerliches Angebot, was da gemacht wird", so Holzinger-Vogtenhuber. Auch die Einladung der Banken, individuelle Lösungen zu finden sei gefährlich, da zusätzliche Kosten für die Kreditbearbeitung anfallen würden. Eine Sammelaktion laufe diesbezüglich schon und gegen drei Banken seien Sammelklagen eingereicht worden.
Wurden Personen falsch beraten, könnten sie Schadensersatz verlangen, sofern dies innerhalb von drei Jahren ab Kenntnis des Schadens geschieht. Ansonsten verjähre der Fall. Der VSV schlägt vor, die Verjährungsfrist für Schadenersatz bei falscher Beratung bei langlaufenden Krediten zu verlängern. Falsche Beratung habe man unter anderem bei endfälligen Fremdwährungskrediten beobachtet. Weiters fordert der VSV einen Härtefall-Fonds für bestehende Kredite, da der im Raum stehende Hilfstopf lediglich für zukünftige Kredite angedacht worden sei. Außerdem benötige es eine transparentere Offenlegung der Kosten und Provisionen bei Geldanlagen. "Konsumentinnen und Konsumenten haben überhaupt keine Chance, die Kostenstruktur von Veranlagungsprodukte zu durchblicken", so der Geschäftsführer der Finanzberatung Fynup, Wolfgang Staudinger.
Im gestern angekündigten Mietpreisdeckel sieht VSV-Chefjurist Peter Kolba wenig Substanz. Er bezweifle, dass der Deckel wirklich 75 Prozent aller Mietverträge erfasse, so Kolba.