Vorzeige-Schnitzler
in der "Josefstadt"

Herbert Föttinger spielt Professor Bernhardi

Im Zentrum steht der Text, getragen von einem exzellenten Ensemble. Besser kann man Arthur Schnitzler nicht vermitteln, wie das Theater in der Josefstadt mit "Professor Bernhardi" zeigt.

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Der Wiener Klinik-Chef Bernhardi (Herbert Föttinger) konnte eine junge Frau nach einer verpfuschten Abtreibung nicht mehr retten. Dass sie alsbald sterben wird, verschweigt man der Patientin. Als eine bigotte Krankenschwester (Alma Hasun) trotzdem den Pfarrer holt, verwehrt Bernhardi ihm den Zutritt ins Krankenzimmer. Seine Patientin soll ruhig entschlafen.

Bernhardis Kollegen, vor allem Ebenwald, sein Stellvertreter (Florian Teichtmeister), scheinen nur auf den geringsten Fehltritt ihres Chefs gewartet zu haben. Man bringt ihn zu Fall. Und das ist gar nicht schwer im katholischen Wien der Jahrhundertwende. Schnitzler, selbst jüdischer Arzt, hat 1912 nicht nur ein Stück über Antisemitismus vorgelegt, sondern eine Parabel auf Verhetzung, Denunziantentum und Karrierismus. Das zeigt Regisseur Janusz Kica auf Karin Fritzs nüchterner Designerbühne.

Föttinger gibt glaubwürdig jenen Typus, der für seine Überzeugung gar in den Tod, bei Schnitzler "nur" ins Gefängnis geht. Wie er sich aber im Laufe der kurzweiligen Stunden wandelt, zuweilen zum sympathischen Trotzkopf mutiert, der am Ende sein Tun in Frage stellt, ist grandios. Bernhard Schir agiert als Minister atemberaubend. Er parodiert einen Minister, der einen Minister parodiert. Glänzend!

Florian Teichtmeister lehrt als intriganter Karrierist Ebenwald das Schauern. Matthias Franz Stein überzeugt als Pfarrer mit differenzierter Figurenzeichnung. Martin Zauner gibt den Beamten, Hofrat Winkler, wie aus dem Bilderbuch. André Pohl, Michael Köni, Pflugfelder, Christian Nickel, Alexander Absenger, Michael Schönborn, Johannes Seilern und Peter Scholz formieren den Rest des ausgezeichneten Ensembles.