Vorstadtweiber: Vernichtende Urteile

"Dumme Frauenfiguren" und "pampige Klischees": Deutschland gar nicht begeistert

Die Vorstadtweiber verzückten Österreichs TV-Publikum und bescherten dem ORF eine Traumquote. Begeistert wurde jede Folge über das Leben der Wiener Damen aufgenommen und zu schnell war die erste Staffel auch wieder vorbei. Nun ist die ORF-Serie im deutschen Fernsehen gestartet – und stieß auf überraschend viel Gegenwind.

von
THEMEN:
Die Vorstadtweiber © Bild: ORF

Mit Superlativen wie „die neuen Desperate Housewives“ und Co. wurden die Wiener Vorstadtweiber in Österreich nach der Ausstrahlung im TV überschüttet. Die Fixierung einer zweiten und sogar einer dritten Staffel ließ nach dem ersten Staffelfinale nicht lange auf sich warten. Kurzum: Die ORF-Serie war hierzulande ein voller Erfolg.

"Wahrlich zum Verzweifeln"

Da griff auch die deutsche ARD schnell zu und brachte die Vorstadtweiber nun in ihr Hauptprogramm. Doch das Medienecho fiel bei weitem nicht so gut aus wie in der Heimat der Vorstadtweiber. „Der Weg ist lang von der amerikanischen Wisteria Lane bis in die Wiener Vorstadt, zumal, wenn man ihn auf fleischfarbenen High Heels trippeln muss“, so lästert zum Beispiel „Spiegel Online“. Und weiter: Die Serie nerve „mit derart pampig verkochten, aufgewärmten Dildoparty-Prosecco-Klischees, dass es wahrlich zum Verzweifeln ist.“

Dialekt als "pudriges Accessoire"

In dieselbe Kerbe schlägt auch die Kritik von „zeit.de“, die ebenfalls Parallelen zu den „Desperate Housewives“ zieht: „Aus seinen Geheimnissen und Verschwörungen gewinnt das amerikanische Original aber durchaus Spannungsbögen, während das ORF-Remake den Zuschauer recht schnell alles wissen lässt und sich dann in voyeuristischem Gewitzel darüber ergeht, wer wem hinterherspioniert. Man spricht dabei Wiener Dialekt, in dem viel sagbar wäre, was dem Hochdeutschen entgeht, wäre er nicht zum pudrigen Accessoire verdünnt.“

Schade um Schauspieler

Leid tut es den deutschen Nachbarmedien vor allem um die sonst so „formidablen“ Schauspieler, so „zeit.de“ weiter: „Es tut einem ein bisschen leid um formidable Schauspieler wie Nina Proll, Simon Schwarz und Bernhard Schir. Und besonders um das Charaktergesicht von Gerti Drassl, das sich gelegentlich zu einer zuckrigen Puppenfratze verzieht, als wollte sie das Luxusweibchen-Getue doch noch ins Groteske ziehen.“ Für „Spiegel Online“ ist es überhaupt auch ein Versagen der Mimen: Die Strahlkraft der prominenten Besetzung (genannt werden Nina Proll und Simon Schwarz) halte sich bei den Vorstadtweibern „in Grenzen“.

Sex als Ärgernis

„Spiegel Online“ stört sich zudem an der gewollten sexuellen Lässigkeit. So sei Sex „das nächste Ärgernis“, denn die Serie wolle „überbetont freizügig und lässig“ mit dem Thema spielen, so dass "die gemeinte Verruchtheit doch nur im biederen Slapstick“ versacke. Das größte Ärgernis seien aber die „dummen Frauenfiguren, die sich zuerst in antiquiert wirkende Abhängigkeitsverhältnisse manövrieren (der vermaledeite Ehevertrag!), und dann im tiefsten Schlamassel nicht einmal fähig sind, untereinander Solidarität zu zeigen.“

..."Schad drum"

Und auch „focus.de“ ist ganz und gar nicht begeistert von der ORF-Serie. Dem Portal ist das Zartbittere nicht böse genug, die Satire schmerze nicht genügend. Das Drehbuch würde laut „focus.de“ zwar mit Möglichkeiten spielen, diese aber nicht ausreizen – was allzu oft in braven Plattitüden münde, wie etwa „Die Männer sind alle gleich, und wir sind alle ersetzbar“. „Gähn. Vielleicht war es einfach zu viel ARD in dieser deutsch-österreichischen Gemeinschaftsarbeit. Schad drum“, so das ebenfalls vernichtende Urteil.

Trotz Kritiken: Viele Zuschauer

Die Verrisse kann die ARD allerdings wohl getrost verkraften, denn die Quote stimmte auch im deutschen Fernsehen: Auf Anhieb wurden über fünf Millionen Seher erreicht, der Marktanteil lag bei 17 Prozent. Das ist zwar etwas weniger, als der öffentlich-rechtliche Sender im Dienstag-Hauptabend mit Familienserien-Klassikern wie "Um Himmels Willen" oder "In aller Freundschaft" erreicht, vor allem beim jungen Publikum legten die "Vorstadtweiber" aber einen für ARD-Verhältnisse hervorragenden Start hin. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurde die Millionengrenze überschritten, der Marktanteil betrug 10 Prozent (Senderschnitt 7,5 Prozent).

Detail am Rande: Auch das österreichische Publikum hat offenbar noch nicht genug von den "Vorstadtweibern". Obwohl die Serie hierzulande bereits Anfang des Jahres im ORF zu sehen waren und mitunter um die 900.000 Zuschauer erreichte, verfolgten am Dienstag noch einmal bis zu 180.000 Österreicher die Auftaktfolgen in der ARD.

Kommentare

rogerine

Die Deutschen haben ja echt keinen Sinn für richtigen Humor, und wenn, dann ist der zu vergessen. Ihre Serien sind teilweise nicht anzusehen, schauderhaft. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Vorstadtweiber, tolle Schauspieler!!!!!!!!

Die Serie hat viele Zuseher, weil reife Damen viel Haut zeigen.

Das zieht immer in der Vorstadt, seit Jahrhunderten.

Das ist ja auch das Sendungskonzept.

(bei Unterschichtenfernsehen braucht man sich nicht zu wundern, dass die Kritiken intellektuelle Sendungsinhalte vermissen)

Ob Kritik aus Deutschland kommt oder von anderswo ist eigenlich egal, trifft jedoch vollkommen meine Meinung.
Anscheinend kann man TV Inhalte nur noch über Sex und Gewalt verkaufen. Im Falle von Vorstadtweiber ist der Sex auch noch ziemlich peinlich (für Frauen und Männer), die Figuren sind das reinste Klischee und die Geschichte eher dürftig. Tut mir leid - das ist was für notgeile Voyeure, die für den download von Sexfilmen zu geizig sind. Desperate Housewives hatte wesentlich intelligentere Inhalte, wesentlich bessere Darsteller und kam ohne pornoreife, geschmacklose Szenen aus.

olezo melden

ist nicht von den Deutschen, kann daher nicht gut sein. Der Mist, den sie das ganze Jahr über produzieren, ist auch nicht das Gelbe vom Ei ! Ein großes Lob den Machern und Darstellern der Serie - freue mich schon auf die Fortsetzung ! Amüsiere mich königlich !

thatsislive
thatsislive melden

bin 100% deiner meinung.... die deutschen produzieren selbst so viel schwachsinn und holen sich das unterste kategorie geschwafel der ami's.... fast zum weinen.
freu mich auch schon sehr auf die fortsetzung der vorstadtweiber!!!!

wurstcase

Die Serie wird von den österreichischen Medien ja auch hoch gehypt wie nichts gutes ob sie wirklich was kann ist was anderes...

Seite 1 von 1