Familie bei
Abschiebung getrennt

32-jährige Schwangere ins Spital eingeliefert, Mann und Sohn festgenommen

Bei einer Abschiebung aus Vorarlberg ist am Sonntag eine dreiköpfige Familie getrennt worden. Die schwangere Mutter (32) musste wegen einer drohenden Frühgeburt ins Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem die Familie um 5.00 Uhr aus ihrer Wohnung in Sulzberg (Bregenzerwald) abgeholt worden war. Während die Frau im Spital lag, wurden ihr Mann und der dreijährige Sohn nach Wien gebracht.

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Vorarlberg - Familie bei
Abschiebung getrennt

Medienberichten zufolge lebt die Familie seit fast fünf Jahren in Vorarlberg, der Dreijährige ist in Sulzberg zur Welt gekommen. Schon vor einem Jahr sollte die iranisch-armenische Familie nach einem negativen Asylbescheid außer Landes gebracht werden, damals konnte die Initiative "Pro Asyl" die Abschiebung jedoch verhindern und einen einjährigen Aufschub erwirken. Nach Angaben des Bregenzer Rechtsanwalts Ludwig Weh gegenüber der Tageszeitung "Der Standard" hätte die Familie noch bis 1. November Zeit für eine freiwillige Ausreise gehabt. Die Festnahme der Familie sei deshalb rechtswidrig.

Mutter kollabiert

Aufgrund der Stresssituation sei die 32-Jährige bei der Abholung kollabiert, erklärte Erwin Steurer, Flüchtlingsbeauftragter der Gemeinde. Die im fünften Monat schwangere Frau sei gynäkologisch gesund, so Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP). Wegen der Umstände sei es aber zu Komplikationen gekommen. Wie Polizeisprecher Rainer Fitz gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" sagte, seien verschiedene Maßnahmen getroffen worden, um den Abschiebeauftrag möglichst schonend durchzuführen. "Es war unter anderem auch ein Arzt dabei, der die Frau untersucht hat", so Fitz. Er bestätigte, dass die Frau ebenfalls nach Wien gebracht werde, sobald die Entlassung aus dem Krankenhaus erfolge. Die Abschiebung aus Österreich könnte möglicherweise schon am Dienstag vollzogen werden.

"Barbarischer Akt"

Rechtsanwalt Weh sprach hinsichtlich der Festnahme eines dreijährigen Kindes und der Trennung von der Mutter von einem "barbarischen Akt". Das sei mit der Menschenrechtskonvention absolut unvereinbar. Steurer betonte, dass die Familie in Sulzberg voll integriert sei, "im Kirchenchor, in der Liturgiegruppe, in der Tanzgruppe". Der Mann leiste zudem Gemeinwesenarbeit im Rahmen der Integrationstätigkeit.

Auch Lehrling aus Pakistan abgeschoben

Bereits am Samstagnachmittag war ein 26-jähriger Mann aus Pakistan abgeschoben worden, der in Lustenau eine Gastronomie-Lehre absolvierte. "Es ist einfach eine Sauerei, wie in diesem Fall vonseiten der zuständigen Behörde vorgegangen worden ist", zeigte sich Vorarlbergs ÖGB-Landesvorsitzender Norbert Loacker empört. Der 26-Jährige hätte keinesfalls abgeschoben werden dürfen, verwies Loacker auf eine Feststellung des Bundesverwaltungsgerichts, wonach in der Bearbeitung des Antrags auf humanitäres Bleiberecht Fehler gemacht worden seien.

Opposition entsetzt

Die Vorarlberger Oppositionsparteien Grüne und NEOS zeigten sich am Montag entsetzt über die aktuelle Abschiebepraxis. "Herr (Innenminister Herbert, Anm.) Kickl und Herr (Bundeskanzler Sebastian, Anm.) Kurz sind persönlich dafür verantwortlich, dass solche Familientragödien 2018 in Österreich passieren. Ich fordere die beiden Herren eindringlich auf, alles zu tun, um solche Katastrophen künftig zu verhindern", sagte Daniel Zadra (Grüne) und sprach hinsichtlich des Vorfalls vom Sonntag von einer "Schande für Österreich". Wie Zadra kritisierte auch NEOS-Landessprecherin Sabine Scheffknecht, dass die ÖVP den Steigbügelhalter für die Politik der FPÖ mache.

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