Vom Eiskunstläufer zum Menschenhändler:
Wolfgang Schwarz feiert 60er im Gefängnis

Holte 1968 in Grenoble Olympiasieg im Eiskunstlauf Zehneinhalb Jahre Haft wegen versuchter Entführung

Als Sportler hatte er eine Bilderbuchkarriere hingelegt, die im Olympiasieg im Eiskunstlauf 1968 in Grenoble gipfelte. In seinem Leben danach gab es in den vergangenen Jahren aber vor allem Tiefpunkte. Der bisher letzte folgte im März diesen Jahres: Der Berufungssenat erhöhte die Strafe für eine schon im Ansatz gescheiterte Entführung von acht auf zehneinhalb Jahre. Wolfgang Schwarz feiert seinen 60. Geburtstag im Gefängnis.

Vom Eiskunstläufer zum Menschenhändler:
Wolfgang Schwarz feiert 60er im Gefängnis

Als im März 2002 bekannt wurde, dass Schwarz als mutmaßlicher Mädchenhändler verhaftet wurde, konnte es kaum jemand seiner ehemaligen Eiskunstlauf-Weggefährten glauben. Doch Schwarz wurde vorgeworfen, mehreren Mädchen aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion Visa besorgt und sie dann in heimische Bordelle gelotst zu haben. Im Dezember 2002 wurde er erstmals verurteilt: 18 Monate Haft setzte es wegen Menschenhandels. Im darauffolgenden August wurde diese Strafe bestätigt. Doch Schwarz saß wegen seiner gesundheitlichen Probleme nur sechs Wochen der Strafe ab, er bekam einen Strafaufschub.

Im Jänner 2005 wanderte der frühere Kufenstar erneut in Untersuchungshaft. Tatbegehungsgefahr lautete die Begründung der Staatsanwaltschaft. Schwarz wurde beschuldigt, seit März 2004 wieder mit Menschen gehandelt zu haben. Anfang Oktober 2005 begann der Prozess gegen ihn, obwohl auch die Staatsanwaltschaft mittlerweile eingeräumt hatte, dass sich der Verdacht gegen den Olympiasieger relativiert habe. Die Verhandlung wurde zunächst in den Dezember vertagt.

Wollte rumänische Millionärstochter entführen
Doch während der Olympionike diesem Prozess eher gelassen entgegenblicken konnte, platzte die nächste Bombe: Wegen versuchter Entführung wurde erneut die Untersuchungshaft über Schwarz verhängt. Schwarz hatte die Entführung einer rumänischen Millionärstochter organisieren wollen und zu diesem Zweck einen Landsmann der jungen Frau angeheuert. Dieser ging jedoch nur scheinbar auf den Deal ein. Der Vater des Entführungsopfers in spe, welcher der Erpresste hätte werden sollen, hatte bereits Wind von dem Plan bekommen und seinerseits Schwarz einen "Kidnapper" seines Vertrauens geschickt. Zu gegebener Zeit wurden dann die Behörden eingeschaltet.

Im zweiten Menschenhandelsprozess wurde Schwarz im Dezember 2005 zwar erwartungsgemäß freigesprochen, im Entführungsfall setzte es im August 2006 aber acht Jahre Haft. Dies wurde im März 2007 noch um zweieinhalb auf zehneinhalb Jahre erhöht. "Ich bin 60 Jahre! Lassen sie mich noch ein paar Jahre bei der Familie verbringen", hatte Schwarz zuvor in der Berufungsverhandlung noch gefleht.

Sternstunde mit 20
1968 in Grenoble sah die Welt noch ganz anders aus. Da erlebte der damals 20-jährige Sprung-Ästhet seine Sternstunde, trat im denkbar wichtigsten Moment aus dem Schatten seines älteren Landsmanns Emmerich Danzer und holte sich den Olympiasieg. 1966 und 1967 wurde er zudem Vize-Welt-, 1966, 1967 und 1968 Vize-Europameister. Nach seiner aktiven Karriere verdiente der Wiener in der Eisrevue gutes Geld, ehe es nach seiner sportlichen Laufbahn zunächst still um ihn wurde.

Mitte der Neunziger-Jahre griff er als Pool-Geschäftsführer des österreichischen Tennisverbandes (ÖTV) wieder aktiv ins heimische Sportgeschehen ein. Diese Funktion übte Schwarz bis zum Sommer 1999 aus. Nach der Eiskunstlauf-EM 2000 in Wien bot er gemeinsam mit seinen Ex-Kollegen Trixi Schuba und Danzer dem heimischen Eiskunstlauf-Verband ein Sponsoring-Konzept an, das allerdings keine Umsetzung fand. Zudem versuchte sich Schwarz zu Beginn des Jahrtausends im Sportmarketing, organisierte auch Tennis- und Golf-Turniere. Im Blickpunkt der Sport-Öffentlichkeit aber stand er seit dem nicht mehr.
(apa/red)